Zu Hertha BSC gekommen und sofort von den Fans geliebt. Der linke Flügelflitzer Fabian Reese (25) hat die Herzen wortwörtlich im Sturm erobert. Jeder Schritt, jeder Trick ist pure Energie und Wille. Jeder Muskel angespannt. Auch seine Gesichtsmuskeln. Am Saisonanfang brüllte er bei jedem Tor und seine Miene sah Furcht einflößend aus, als ob er den Nächsten fressen wollte. Das hat Reese jetzt geändert. Er verneigt sich wie in der Zirkusmanege vor den Fans.
Reese muss sich die Bilder angeschaut haben und war wohl selbst erschrocken, was er für einen Blick draufhat, wenn er trifft. Der Mann, der im Sommer von Holstein Kiel kam, ist außerhalb des Rasens nämlich ein ruhiger, überlegter, norddeutscher Mensch. Doch wehe, wenn er ein Tor macht. Dann kommt der Tiger aus dem Tank.

Reese drückt es höflich so aus: „Ja, ich bin immer sehr emotional bei den Toren und habe dann eigentlich vergessen, einen richtigen Torjubel zu machen.“ Er hat lange überlegt und dann kam die clevere Idee mit dem neuen Reese-Markenzeichen. Reese erklärt: „Ich möchte einen Torjubel für mich, der mit mir in Verbindung gebracht wird.“
Beim 3:0-Pokalsieg gegen Mainz präsentierte der Offensivkünstler nach seinem verwandelten Elfmeter zum 1:0 das erste Mal den ganz besonderen Torjubel. Er verneigt sich ganz tief vor den Fans, geht wieder hoch und schwingt seinen Arm wie ein Zirkusartist. Beim 2:2 gegen den Karlsruher SC, als er zum 1:0 einköpfte, tat er es wieder.
Reese über seinen Torjubel: „Tribut zollen und verbeugen“

Seine Begründung sagt alles, dass er sich total mit Hertha BSC identifiziert: „Ich habe so viel Liebe und Zuspruch von den Fans, vom Verein, von der Stadt. Der neue Torjubel ist ein bisschen für die Manege in der Stadt, vor der möchte ich mich verbeugen. Tribut zollen und verbeugen.“
Vier Tore in der Bundesliga, eines im Pokal, dazu sieben Treffer für die Kollegen vorbereitet. Das sind Topwerte. Reese: „Ich hoffe, das passiert noch sehr oft in der Saison.“ Seine Lust am Fußballspielen sehen die Anhänger. Er ist eigentlich kaum zu bremsen auf dem Rasen. Jetzt ist Länderspielpause und der Außenstürmer sagt: „Ich hätte gerade jetzt lieber englische Wochen, für mich läuft es gut. Ich habe ordentlich Scorer-Punkte gesammelt.“
Reese selbstbewusst: „Sollen die Gegner mich doch doppeln“

Doch das ist es nicht alleine. Er beschäftigt mit seinen Dribblings auf der linken, offensiven Seite immer gleich mehrere Gegner, die ihn versuchen zu stoppen. Reese lacht selbstbewusst: „Dopplung? Das ist erst mal ein Lob. Wenn man gedoppelt wird, muss man an einem mehr vorbei, aber dafür ist irgendwo ein Mann weniger beim Gegner. Da müssen wir variabler werden. Da ist ein Spieler frei und den müssen wir finden. Wir müssen in Lösungen denken. Sollen sie mich weiter doppeln.“
Damit spricht er ein Problem in Herthas Offensivspiel an, wo es noch immer hakt. Mit Palko Dardai, Ibrahim Maza und Jeremy Dudziak sind gleich drei potenzielle Spielgestalter in der Mittelfeldzentrale bis zur Winterpause verletzt. Genau dort muss aber eine Lösung her. In der Länderspielpause bis zum Auswärtsspiel nächsten Freitag in Hannover ist im Training Zeit dafür, daran zu arbeiten. Damit sich Reese wieder verbeugen kann ... ■