Der klare Kommentar

Hertha BSC: Wenn ein Banner gegen Toni Leistner zur Luxus-Pöbelei wird

Einige Hertha-Fans protestierten in der Ostkurve mal wieder gegen Ex-Unioner Toni Leistner. Doch kann sich Hertha BSC so etwas überhaupt leisten?

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Dieses Banner war beim Anpfiff des Heimspiels gegen SV Wehen in der Ostkurve zu sehen. Es richtete sich gegen Toni Leistner.
Dieses Banner war beim Anpfiff des Heimspiels gegen SV Wehen in der Ostkurve zu sehen. Es richtete sich gegen Toni Leistner.imago images/Contrast

Herthas 0:1- Heimpleite gegen Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden ist bitter, doch noch viel trauriger hat mich dieses Banner in der Ostkurve gemacht. Es richtete sich in erster Linie gegen Ex-Unioner Toni Leistner, der vor vier Wochen zu den Blau-Weißen kam, und dann erst gegen die Transferpolitik des Klubs. „Ein stolzer Unioner zum Neuanfang. Ist das eure Hertha- DNA?“

Einige Fans aus der Ultra-Szene machen wirklich ernsthaft Stimmung gegen den neuen Abwehrchef, der in seiner Karriere - und die war nicht nur bei Stadtrivale Union - immer ein vorbildlicher Kämpfer war. Das Plakat war zwar höflicher ausgedrückt und es hieß nicht mehr „Verpiss dich!“, wie noch vor ein paar Wochen. Aber für mich bleibt das Ganze eine Luxus-Pöbelei. 

Auch Protest gegen Investor und Trikotsponsor

Und davon gab es noch andere an diesem Freitagabend im Olympiastadion. Gegen US-Investor 777 Partners, gegen den neuen Trikotsponsor Crazybuzzer. Mir scheint, dass einige Anhänger noch immer nicht begriffen haben, in welcher dramatischen Lage sich Hertha befindet. Der blau-weiße Traditionsverein ist im Fußballbusiness und dort ziemlich brutal auf den Boden der drückenden Kosten aus der Vergangenheit gelandet. 

Fußballromantik ist schön, doch in der jetzigen Krisensituation des Vereins total fehl am Platz. Genauso kontraproduktiv sind Pyros, auch wenn sie manchmal noch so schön brennen. Sie kosten Geld, Hertha zahlt jedesmal dafür Strafe beim DFB. Auch da werden Euros verbrannt.   

Präsident Kay Bernstein, der selbst in der Ultra-Szene großgeworden ist, muss einen ernsthaften Dialog mit den Hardcore-Fans führen und sie auf unangenehme Realitäten hinweisen. Und dem ehrlichen Fußball-Arbeiter Toni Leistner wünsch ich ein Tor - am liebsten vor der Ostkurve.