Die Hertha-Krise

Hertha BSC: Sieg in Hannover oder Rute für alle!

Bei Hertha ist am Jahresende der Alarmknopf gedrückt. Entwarnung gibt es nur mit einem Dreier in Hannover - ausgerechnet bei der heimstärksten Mannschaft.

Author - Wolfgang Heise
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Mit Nettigkeiten ist es bei Hertha BSC vorbei! Trainer Cristian Fiel gibt mit ernster Miene Anweisungen im Training.
Mit Nettigkeiten ist es bei Hertha BSC vorbei! Trainer Cristian Fiel gibt mit ernster Miene Anweisungen im Training.Imago Images/nordphoto/Engler

Letzte Chance für Hertha BSC das Jahr 2024 noch harmonisch abzuschließen. Die blau-weißen Fans tun alles dafür. Über 10.000 Anhänger fahren Sonntag zum Auswärtsspiel nach Hannover. Starke Leistung und Hingabe für ein Team, das in der Hinrunde enttäuschte. Trainer Cristian Fiel muss die Krise (in den vergangenen sieben Spielen nur ein Sieg) beenden. Wenn es nicht klappt, gibt es die Rute zum Weihnachtsfest.

Nachdem 1:2-Heimdesaster gegen Aufsteiger Preußen Münster ist Alarmstimmung bei Hertha BSC. Die Mannschaft hielt eine Sitzung ab und die Spieler geigten sich gegenseitig die Meinung. Problem nur: Die Interna und einige Dialoge wurden der „Bild“ zugespielt. Trainer Fiel darf jetzt auch noch den Maulwurf suchen.

Dabei sind die Probleme schon groß genug. Die Blau-Weißen werden die Hinrunde – egal wie dieses Auswärtsspiel ausgeht – nur auf Rang 11 beenden. Ja, zum Ende des Jahres stellen sich Mängel beim ABC des Fußballs heraus, jenseits von Taktik und Strategie - schlappe Zweikämpfe, Kopfballschwäche bei Standards des Gegners. Auch das wurde wieder mal im Training geübt. Dazu zu wenig Torgeilheit im Strafraum des Gegners. Fiel sagt es so: „Wir müssen die Meter in der Box machen. Und das wollen wir in der einen oder anderen Situation zu wenig. Das hat nichts mit einer Systemfrage zu tun.“

Fiel fordert mehr Hilfe von Führungsspielern

Kapitän Toni Leistner kann es nicht alleine richten, dazu gehören ein paar Führunsgspieler mehr.
Kapitän Toni Leistner kann es nicht alleine richten, dazu gehören ein paar Führunsgspieler mehr.Imago Images/Koch

Doch eine Sache ist gerade noch besorgniserregender – es geht um die Hierarchie im Team, es geht um Führungsspieler. Fiel: „Ich glaube, da ist der eine oder andere dabei ist, der noch mehr Einfluss nehmen kann, noch mehr Hilfe für die jungen Spieler sein kann, noch mehr das Ganze mittragen muss. Wir hatten Gespräche. Ich habe gesagt: Ihr seid in der Phase eurer Karriere, da müsst ihr die jüngeren Spieler an die Hand nehmen.“

Konkreter wurde der Coach nicht und so bleiben Rätsel. Sind nur die Ü30-Spieler Toni Leistner (34), Diego Demme (33) und Florian Niederlechner (34) gemeint? Eher nicht! Es geht auch um die Spieler im besten Fußballeralter, um Jonjoe Kenny (27), Deyo Zeefuik (26) und Michael Cuisance (25). Mehr Hilfe auf dem Platz für die Youngster Tjark Ernst (21), Marton Dardai (22), Pascal Klemens (19), Ibo Maza (19) und Derry Scherhant (22). Viele junge Spieler – und das ist ja der Berliner Weg – brauchen präsente Führung auf dem Platz. Das hätte aber schon bei der Saisonvorbereitung im Sommer im Team deutlicher kommuniziert werden müssen.

Hertha-Horror: Hannover am Sonntag Spitzenreiter?

Fiel fordert: „Jetzt müssen wir es auch beweisen und zwar am Sonntag, nicht unter der Woche oder wenn ich mit der Zeitung spreche. Es ist an der Zeit, ein gutes Spiel abzuliefern. Das wissen die Jungs.“ Wenn wirklich der Baum brennt, haben Herthas Spieler schon oft bewiesen, dass sie gerade dann zu Topleistungen fähig sind – auch wenn es nahezu aussichtslos erscheint. Hannover ist die heimstärkste Mannschaft der Liga, Sonntag könnten sie mit dem achten Heimsieg einen neuen Vereinsrekord aufstellen.

Aber nicht nur das! 96 kann in der engen Zweiten Liga von Platz 8 sogar auf Rang 1 hüpfen und mit 29 Punkten Herbstmeister werden. Wenn es dazu kommt und die Tabelle auf der Anzeigentafel in Hannover erscheint, können sich alle bei Hertha bewusst werden, dass es eigentlich noch nie einfacher war Spitzenreiter zu sein. Doch dafür wurden zu viele Chancen vergeigt.