Wer sich jetzt noch über Herthas Trainer Pal Dardai wundert, der hat ihn nicht verstanden. Der Ungar läuft im Trainingslager im spanischen Murcia richtig heiß. Erst rechnet er mit den blau-weißen Profis nach dem schlappen 0:3-Test gegen den belgischen Erstligisten KV Mechelen ab. Und danach sagt er zum Saisonziel: „Platz drei ist möglich.“
Alles ein Widerspruch? Nein! Dardai will aus seinen Spielern alles herausholen, was geht. Erst kam die Peitsche, dann das Zuckerbrot. „Mutig nach vorne verteidigen. Davon habe ich in der ersten Halbzeit nichts gesehen. Wir waren viel zu tief. Wenn man nur hinterherläuft, kann man nicht umschalten. Das war komplett schlecht. Bei Ballbesitz waren wir ungeduldig. Und nach drei Pässen hatten wir Ballverlust. So geht das nicht“, analysiert der Coach knallhart den misslungenen Auftritt.
Herthas Trainer Dardai: „Schöne Klatsche, wir brauchen mehr Mut“
Dann sagt er mit einem schelmischen Grinsen: „Es gibt nichts Besseres, als im Trainingslager eine schöne Klatsche zu kriegen. Es ist so schön. Dann werden alle Leute danach konzentriert. Jetzt hören wieder alle genau zu. Ich habe kein Problem damit. Wir müssen mit den Jungs reden, wenn sie so gemeinsam spielen. Das war nicht gut. Wir brauchen Mut.“
Es ist ein Weckruf an alle. Trainer Dardai ist knallharter Realist: „Die Punkte, die wir nach unserer schwierigen Situation im Sommer jetzt in der Hinrunde geholt haben, sind okay. Mit der Mentalität der Mannschaft bin ich zufrieden. Sie wollen und wir haben wieder Teamgeist.“
Dardai: „Gegen Düsseldorf muss Leistung kommen“
Mannschaftsintern haben die Spieler das Ziel Wiederaufstieg, alle reden davon. Dardai hat da auch überhaupt nichts einzuwenden. Im Gegenteil: „Wir dürfen jetzt noch träumen. Aber beim Spiel gegen Düsseldorf muss Leistung kommen.“ In neun Tagen ist der Rückrundenstart im Olympiastadion gegen Fortuna.
Ja, Hertha braucht Glück. Dardai setzt zum Murcia-Schwur an: „Der dritte Platz ist machbar. Warum soll man sich nicht mit einer Hoffnung beschäftigen? Jeder will in der Bundesliga spielen. Wenn es zwei Jahre dauert, ist es nicht schlimm. Aber wir haben jetzt die Möglichkeit. Das sollten wir dann auch versuchen.“ Mit noch mehr Mut, noch mehr Aggressivität. ■