Er ist Herthas Stehaufmännchen und kämpft im Trainingslager unter der spanischen Sonne für sein Comeback. Jeremy Dudziak (28) hat 2023 schlimmste Schicksalsschläge erlebt: Erdbebenschock in der Türkei, Flucht zurück nach Deutschland, erst keinen Job. Bei Hertha BSC fand er ihn, war sofort Stammspieler. Alles wieder gut? Nein! Anfang Oktober verletzte er sich am Fuß und verpasste den Rest der Hinrunde. Aber Aufgeben ist für ihn keine Option.
Der Linksverteidiger, der auch als offensiver Mittelfeldspieler eingesetzt werden kann, hat im blau-weißen Camp sein Lachen zurückgewonnen. „Einfach wieder auf dem Platz stehen, mit den Jungs kicken und ein Teil der Mannschaft sein – das fühlt sich sehr gut an“, sagt der Linksfuß. Es sind die ersten Schritte zum Comeback. Beim 0:3-Test gegen den belgischen Erstligisten KV Mechelen wurde Dudziak noch geschont. Keine weitere Verletzung riskieren.
Die ersten neun Saisonspiele machte der gebürtige Hamburger mit. Es lief gut für ihn. Doch dann gab es im Training diesen fatalen Schlag auf seinen Fuß. Erst dachten alle, es ist nur eine leichte Prellung. Irrtum! Es zog sich hin. Dudziak: „Es war mehr als eine einfache Prellung, hinter mir liegt eine sehr lange Leidenszeit. Die Verletzung musste erst einmal heilen, bevor ich mit der Belastung beginnen konnte. Im Anschluss folgte der Wiederaufbau.“
Herthas Dudziak: Qual in der Reha

Eine quälende Zeit in der Reha. Dudziak sagt ganz ehrlich: „Das ist schon ein bisschen langweilig. Dabei stellen sich die Herausforderungen, immer dranzubleiben, nicht die Geduld zu verlieren und sich selbst zu pushen. Das ist nicht zu unterschätzen.“
Dazu das Sitzen auf der Tribüne des Olympiastadions, wenn seine Kollegen spielten. „Jedes Spiel war schmerzhaft. Ich hätte natürlich viel lieber auf dem Platz gestanden. Auch, weil ich beim Zuschauen nervöser bin als beim Spielen“, so Dudziak.
Doch dieses Leiden war nicht das größte für Dudziak im vergangenen Jahr. Im Januar 2023 war er von Greuther Fürth zum türkischen Erstligisten Hatayspor aus der Stadt Antakya gekommen. Hier war das Epizentrum des schrecklichen Erdbebens, bei dem am 6. Februar mehr als 50.000 Menschen starben. Auch ein Hatayspor-Mitspieler Dudziaks wurde Todesopfer.
Dudziak: „Ich habe mich schnell wieder im Team eingelebt“
Den Schock hat er verdaut. Jetzt ist er wieder im normalen Leben. In Spanien genießt er es, einfach wieder bei seinen Hertha-Kollegen zu sein. „Ich habe mich zu Beginn gefragt, wie es wohl sein wird, wieder mit anderen zu trainieren und Zweikämpfe zu bestreiten. Aber ich glaube, dass ich mich ziemlich schnell ziemlich gut eingelebt habe – die Jungs haben es mir auch einfach gemacht“, ist Dudziak froh.
Und mit diesem zurückgewonnenen Optimismus wird er bald wieder in der Startelf stehen: „Ich freue mich darauf, einfach wieder in vollen Stadien Fußball zu spielen.“ ■