Talente-Förderung

Hertha BSC ist aktuell fast schon so jung wie die Pokal-Bubis

Die Nachwuchs-Hoffnungen der Blau-Weißen sind das Pfund für die Zukunft. Trainer Pal Dardai setzt voll auf die Jugend.

Author - Wolfgang Heise
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Pascal Klemens jubelt nach dem Sieg in Fürth, er ist eine der großen Zukunftshoffnungen von Hertha BSC.
Pascal Klemens jubelt nach dem Sieg in Fürth, er ist eine der großen Zukunftshoffnungen von Hertha BSC.Jan-Philipp Burmann/City-Press

Das 2:1 von Hertha BSC am Sonntag in Fürth war soooo wichtig. In doppelter Hinsicht. Zum einen war es eine Vollbremsung für sich im Umfeld des Klubs teilweise schon wieder regende Miesmacher. Zum anderen war es ein deutlicher Wink in Richtung Zukunft. So jung wie beim Schlusspfiff in Franken waren die Blau-Weißen lange nicht.

Acht Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz oben, acht Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz unten. Doch wer meint, in den noch anstehenden 13 Zweitliga-Spielen geht es für Hertha sportlich nur noch um die goldene Ananas, der hat noch immer nichts kapiert. Für die Blau-Weißen geht es um nichts weniger als die Zukunft.

Fabian Reese lobt Herthas „junge Garde“

Geld, um eine aufstiegstaugliche Mannschaft zusammenzustellen, wird auch im Sommer nicht da sein. Das Pfund, mit dem die Blau-Weißen wuchern können, sind die zahlreichen Talente. Sie weiter zu verbessern, bei Laune zu halten, noch mehr für den Hauptstadt-Klub brennen und gegen mittelprächtige Wechselversuchungen immun werden zu lassen – das ist jetzt die Hauptaufgabe von Pal Dardai (47).   

Dieser hat sich der Trainer mit Haut und Haaren verschrieben, Dardai betonte nach dem Sieg in Fürth: „Zum Schluss waren sehr viel junge Spieler auf dem Platz. Drei 18-Jährige mit Pascal Klemens, Ibrahim Maza und Tim Hoffmann. Das ist der Berliner Weg. Für uns war der Sieg ein wichtiger Moment.“ Flügelflitzer Fabian Reese (26) ergänzte: „Einige Führungsspieler waren nicht auf dem Platz, aber die junge Garde hat großartig performt.“

Carsten Ramelow wurde Vize-Weltmeister

Der KURIER hat mal nachgerechnet: In den letzten drei Minuten, als Senior Florian Niederlechner (33) mit Gelb-Rot vom Platz geflogen war, betrug das Durchschnittsalter der Blau-Weißen 21,7 Jahre. Zum Vergleich: Die Amateure, die in der Spielzeit 1992/93 erst im Finale des DFB-Pokals von Bayer Leverkusen gestoppt wurden (0:1), waren im Schnitt 20,3 Jahre jung. Die Bubis sind immer noch nicht nur in Berlin Legende.

Torwart Christian Fiedler (damals 18), Andreas Schmidt (19) und allen voran Carsten Ramelow (19), Vize-Weltmeister 2002, wurden gestandene Profis. Auch in seinem aktuellen Kader hat Pal Dardai einige, die das Zeug für eine große Karriere haben. Das Wichtigste dabei: Sie sollen bei Hertha durchstarten.

Parallelen zu Herthas 2:1-Sieg in Wolfsburg

Dardai wird sie fördern und fordern, ihnen Vertrauen schenken: „Die jungen Spieler müssen lernen, man muss bei ihnen auch Fehler einplanen. Es macht Spaß, mit den jungen Spielern zu arbeiten.“ Die zahlen auch schon zurück. Nicht nur in Fürth. Pal Dardai: „Tim Hoffmann hatte Freitag bei der U23 noch Mannschaftsabend, wurde um 23 Uhr nach Hause gebracht. Hier kommt er rein und hat sauber verteidigt. Das ist schön.“

Ibrahim Maza (l.) und Tim Hoffmann sind beide 18 Jahre jung und haben bei Hertha eine große Zukunft vor sich.
Ibrahim Maza (l.) und Tim Hoffmann sind beide 18 Jahre jung und haben bei Hertha eine große Zukunft vor sich.Jan-Philipp Burmann/City-Press

Schon beim 2:1 in Wolfsburg zum Abschluss der Abstiegssaison, zeigte Dardai den Talenten, wie es bei Hertha für sie laufen kann. Tjark Ernst (20) hütete das Tor und ist seitdem Stammkeeper, Pascal Klemens stand in der Startelf und ist inzwischen eine feste Größe, Ibrahim Maza, den in der Hinrunde eine Knieverletzung bremste, kam zu Pause und erzielte zehn Minuten später das 1:1.   

Vorm Spiel am Freitag gegen Magdeburg (18.30 Uhr, Olympiastadion) hat Hertha durch verletzte oder gesperrte Profis sowie die hartnäckige Grippewelle im Team einige Personalprobleme. Pal Dardai: „Ich weiß nicht, welche Mannschaft am Freitag spielt.“ Was der Coach aber genau weiß: Er wird wieder auf die Jungens setzen und damit auf Herthas Zukunft.