Hertha BSC am finanziellen Abgrund, Hertha BSC in der Zweiten Liga, aber Hertha BSC ist einfach Fan-tastisch! Vor 30 Jahren wären die Anhänger nach einem Bundesliga-Abstieg noch in Scharen davongelaufen. In dieser Saison ist alles ganz anders. Noch nie gab es für Berlins Liebling und Sorgenkind so eine Unterstützung. Knapp 50.000 Mitglieder hat der Klub jetzt. Doch Zahlen sind nicht alles. Das Leben, die Emotionen zwischen Spielern und Fans, der Zusammenhalt war noch nie so groß. Da wird sogar der Capo (Vorsänger der Fankurve) zum Motivator für das Team!
In der zweiten Episode der Hertha-Doku auf YouTube gibt es eine surreale, emotionale Szene. Hertha hatte beim 1. FC Magdeburg nach einem spektakulären Offensiv-Spiel 4:6 verloren und rutschte am 5. Spieltag Anfang September auf Abstiegsplatz 17 ab. Was nach dem Abpfiff zwischen den Fans und Mannschaft passierte, war so herrlich unnormal.
„Kreisel“, der jahrelange Harlekin-Capo, der eigentlich den Fans für die Stimmung, den Support einheizt, war plötzlich im Innenraum des Magdeburger Stadions und hielt eine Rede an die gerade enttäuschten Spieler. Dabei zeigte Kreisel echte Trainer-Qualitäten und die Profis hörten gebannt zu.
Capo zum Team: „Wir haben Bock auf euch!“

„Ihr seid die Mannschaft! Wir wollen nicht sofort aufsteigen. Wir sind realistisch. Wir glauben, dass es nicht sofort funktioniert. Aber wir wollen euch nicht in der Dritten Liga sehen. Guckt uns an. Hier sind 3000 Leute, neulich in Hamburg 7000. Wir haben alle Bock auf euch. Ihr seid die Mannschaft. Reißt euch zusammen“, legte der Capo los.
Dann ging er zu Bence Dardai spricht ihn direkt an: „Drei Söhne, drei Brüder in einer Mannschaft, super!“ Er zeigte auf Wirbelwind Fabian Reese: „Du gehst ganz normal auf den Flohmarkt, klasse.“ Dann schaute er zu Kapitän Toni Leistner, der mal ein Unioner war und in den ersten Wochen bei einigen Anhängern umstritten war, und sagt: „Du auch! Wir mögen diese Mannschaft. Das ist das erste Mal, dass wir uns erholen von dieser ganzen Investorenscheiße. “
„Keiner steckt den Kopf in den Sand. Haben wir uns verstanden?“
Und natürlich hatte der Harlekin-Anführer auch ein paar sportliche Tipps: „Macht weiter, passt hinten ein bisschen auf. Sechs Gegentore in Magdeburg sind zu viel. Aber sonst ist das in Ordnung. Und denkt dran: Wir sind da. Vertraut euch, glaubt an euch, immer weiter. Keiner steckt den Kopf in den Sand. Haben wir uns verstanden?“
Die Spieler hörten zu, nickten zustimmend und klatschten Beifall. Zum Schluss umarmte Kreisel noch Marton Dardai. Bei Hertha ist in dieser Saison mit Zusammenhalt so vieles möglich. In den nächsten vier Spielen gab es drei Siege, folgt Sonntag (13.30 Uhr) beim 1. FC Nürnberg der nächste Dreier? Dann winkt schon Platz 7 …