Der klare KURIER-Kommentar

Hertha BSC: Ein letztes, lautes HA HO HE für Präsident Kay Bernstein

Stille, Stimmung oder beides? Sonntag wird im Olympiastadion um Hertha-Boss Bernstein getrauert. Doch beim Spiel sollte es wieder laut werden.

Author - Wolfgang Heise
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Herthas Präsident Kay Bernstein verstarb Dienstag mit nur 43 Jahren. Für die Hertha-Familie ist der Tod nicht zu begreifen.
Herthas Präsident Kay Bernstein verstarb Dienstag mit nur 43 Jahren. Für die Hertha-Familie ist der Tod nicht zu begreifen.Imago Images/Revierfoto

Ich frage mich, was sich Sonntag im Olympiastadion abspielt. Nach dem Tod des Präsidenten Kay Bernstein (43) sind bei Hertha BSC alle geschockt, erschüttert, gelähmt. Jeder von den Funktionären, Trainern, Spielern und den vielen Fans trauert auf seine Art und Weise. Schweigen, Stille und andächtige Erinnerungen an den Boss der Herzen.

„Ha Ho He“, so begrüßte Bernstein jeden Menschen. Es war sein zweites Markenzeichen neben seiner Retro-Kult-Jacke. Der Schlachtruf, der 1927 entstand, war sogar in seinem Wahlprogramm 2022 als verbindliches Grußwort für jeden Herthaner als ein Punkt aufgeschrieben. 

Also, was hätte Bernstein wohl an diesem Sonntag beim Heimspiel gegen Düsseldorf gewollt? Eine Absage des Spiels bestimmt nicht und auch keine stille Trauergemeinde in der Betonschüssel. Gedenken und In-Ehren-halten vor dem Spiel, ja! Aber mit dem Anpfiff doch bitte ein letztes, lautes Ha Ho He für den Präsidenten. Am besten über 90 Minuten. 

Seit Dienstag legen Herthas Fans Blumen und Kerzen zum Gedenken an Kay Bernstein am Osttor des Olympiastadions nieder.
Seit Dienstag legen Herthas Fans Blumen und Kerzen zum Gedenken an Kay Bernstein am Osttor des Olympiastadions nieder.Imago Images/nordphoto/Engler

Bernstein war ein Mensch der Lebensfreude

Dieser Präsident war ein Mensch der Lebensfreude, der großen kollektiven Stimmung. Er war Capo, Vorsänger der Ultras in der Ostkurve. Spaß, Stimmung und dazu soziale Verantwortung waren seine Leidenschaft. Er wuchs im Turbo-Tempo mit dem Amt des Präsidenten. Mit Leidenschaft und Offenheit einte er wieder den Klub, der in den vergangenen Jahren davor selbst manchem Herthaner zu pomadig und arrogant geworden war.

Seine Vision des Berliner Wegs wurde erst von einigen als naive Fußballromantik belächelt. Doch er hatte schnellen Erfolg. Hertha BSC wird wieder geliebt von den Menschen in der Stadt. Sportlich läuft es in der Zweiten Liga und es gibt noch den Pokaltraum.

Damit es so weitergeht, benötigen die Spieler gegen Düsseldorf die volle Unterstützung und keine beklemmende Stimmung auf den Rängen. Trotz Trauer ein kämpferisches „Jetzt-Erst-Recht-Ha-Ho-He“. Das hätte sich Bernstein wohl gewünscht für seine Hertha und das hätte ihn mit Stolz erfüllt. 

Kay aus der Kurve, wie er sich selbst betitelte, begrüßte alle nicht nur mit einem „Ha Ho He“, er verabschiedete sich auch immer genau mit diesen sechs Buchstaben ...