Sünden des Größenwahns

Sparkurs brutal! Finanzboss Huschen: „Hertha ist in 5 Jahren schuldenfrei“

Ralf Huschen ist seit Sommer 2024 im Amt. Bei der Hertha-Mitgliederversammlung legte er brutal die Schuldenzahlen offen.

Author - Wolfgang Heise
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Hertha-Geschäftsführer Ralf Huschen stellte den Mitgliedern bei der Versammlung die noch immer angespannte Finanzsituation des Klubs dar.
Hertha-Geschäftsführer Ralf Huschen stellte den Mitgliedern bei der Versammlung die noch immer angespannte Finanzsituation des Klubs dar.City-Press/Jan-Philipp Burmann

Hertha BSC erlebt gerade einen sportlichen Aufschwung in der Zweiten Liga. Das ist erfreulich. Doch die Finanzsünden der Vergangenheit belasten den Klub noch immer schwer. Finanzboss Ralf Huschen, auch Sparminator genannt, kämpft an allen Ecken und Enden, damit Hertha irgendwann mal keine Schulden mehr hat. Auf der Mitgliederversammlung legte er brutal und schonungslos noch mal alle Zahlen offen. Sparminator Huschen über …

… die Verschwenderjahre

„Wir haben ungefähr eine halbe Milliarde an Verlusten in den letzten sechs Jahren gemacht. Die Zinsen, die wir zahlen mussten, liegen in diesem Zeitraum bei einer Höhe von knapp 31 Millionen Euro. Was hätten wir alleine mit dem Geld machen können? Diese Zeit muss vorbei sein.“ Die Jahresverluste lagen von 2019 bis 2024 immer über 100 Millionen Euro. Seit Huschen im Sommer 2024 kam, begann der radikale Sparkurs. Doch Verluste werden noch immer geschrieben. In der Saison 2024/25 waren es 15 Millionen, in dieser Saison werden es am Ende 5,3 Millionen Euro sein. Erst in der nächsten Saison könnten die Verluste bei null liegen.

… die Gesundung der Hertha-Kasse

„Im operativen Bereich haben wir die Wende geschafft. Das ist ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zur Profitabilität.“ Die ersten positiven Signale sind da. Das Geschäftsjahr 2024/25 wurde leicht positiv abgeschlossen.

… das Ziel Schuldenfreiheit

„Wir haben uns das Ziel gesetzt, in fünf Jahren schuldenfrei zu sein. Momentan liegt die Nettoverschuldung bei gut 28 Millionen Euro. Das ist schon noch Arbeit. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das hinkriegen.“

Präsident Fabian Drescher, Finanz-Geschäftsführer Ralf Huschen und Sport-Geschäftsführer Dr. Peter Görlich im Dialog mit den Mitgliedern. Die drei Bosse wollen Hertha BSC schuldenfrei machen.
Präsident Fabian Drescher, Finanz-Geschäftsführer Ralf Huschen und Sport-Geschäftsführer Dr. Peter Görlich im Dialog mit den Mitgliedern. Die drei Bosse wollen Hertha BSC schuldenfrei machen.City-Press/Jan-Philipp Burmann

… den Teil-Rückkauf der 40-Millionen-Anleihe

„Wir werden wahrscheinlich Ende November einen Zwischenstand bekommen. Ich vermute mal, dass die Resonanz zwischen 15 und 20 Millionen Euro sein wird.“ Hertha bietet den Anlegern der 40-Millionen-Nordic-Bond-Anleihe seit einer Woche einen Rückkauf in Höhe von 20 Millionen Euro an. Huschen erklärt die Maßnahme so: „Ich wollte ein bisschen Wasser unter dem Kiel haben, für Risikosituationen. Deswegen haben wir uns erst mal für einen Teil-Rückkauf entschieden. Nichtsdestotrotz bleibt der Kurs ganz klar: Wir wollen die Anleihe so schnell wie möglich vollständig zurückführen.“

… den neuen Investor A-Cap

„Was man schon sagen kann: A-Cap hat uns in den Büchern und will uns schon verkaufen, so weit kann man schon gehen.“ Einen potenziellen Käufer der Hertha-KGaA-Anteile gibt es aber momentan nicht. Zur Erklärung: Skandal-Investor Lars Windhorst verkaufte die Anteile im Februar 2023 an das US-Unternehmen 777 Partners. Dieses wiederum geriet in finanzielle Schwierigkeiten und der Gläubiger A-Cap erwarb im Mai 2025 die Anteile bei einer Zwangsversteigerung. Präsident Fabian Drescher ergänzt: „Wir sind im Austausch mit A-Cap. Wir haben beim Verkauf ein Veto-Recht. Wenn es zu Verhandlungen kommt, geht es ins Eingemachte.“

… das Ziel Aufstieg

„Wir rechnen grundsätzlich immer in drei Szenarien: Erste, Zweite und Dritte Liga. Wir wissen relativ genau, was wir in der Bundesliga einnehmen würden und was wir dann ausgeben können. Aber es muss eine Marge hängenbleiben. Wir haben einen gemeinsamen Plan mit den Banken entwickelt, der beinhaltet erst mal nur die Zweite Liga im Zeitraum von fünf Jahren. Aber wir haben immer einen Blick darauf, was wir in der Bundesliga verdienen können.“ Heißt: Mit einem Bundesliga-Aufstieg will Hertha schneller seine Schulden loswerden.