Gala, Schützenfest, alles das war dieses 6:1 von Hertha BSC im Pokal-Achtelfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern. Für den blau-weißen Cheftrainer Stefan Leitl wäre es ein günstiger Moment gewesen, mal seine gute Arbeit feiern zu lassen. Macht dieser Mann aber nicht. Und deswegen wurde er gerade der größte Sieger des berauschenden Pokal-Abends. Er zeigt Menschlichkeit gegenüber dem unterlegenen Gegner. Ein Gentleman, der auf die Euphorie-Bremse drückt.
„Ich habe unheimlichen Respekt vor meinem Trainerkollegen und ich muss nicht jetzt hier ein Loblied auf meine Mannschaft singen. Wir haben das Spiel verdient gewonnen“, sagt er.
Vorher hatte der total enttäuschte FCK-Coach Torsten Lieberknecht ein gnadenlos ehrliches Statement abgeben: „Das, was wir da abgeliefert haben, ist unentschudbar. Wir können nur versuchen, uns bei den Fans entschuldigen. Das war eine Nicht-Leistung. Da sehe ich mich als Trainer verantwortlich für. Ich schäme mich in Grund und Boden dafür.“

Leitl hat ein sehr feines Gespür für seine Mitmenschen. Er sah wie Lieberknecht litt und wollte einfach nicht noch Salz in die Wunde streuen. Doch das war nicht nur der Grund, warum Leitl auf die Euphorie-Bremse nach dem 6:1-Pokalsieg drückte.
„Ich bin glücklich über die Leistung meiner Mannschaft. Wir können das alles richtig einschätzen. Es ging darum in die nächste Runde einzuziehen. Das haben wir getan. Damit ist das Spiel für uns erledigt, weil am Sonntag geht es in der Liga gegen den 1. FC Magdeburg weiter. Deswegen nur kurze Freude und dann packen wir es wieder an. Wir haben noch drei Liga-Spiele vor der Brust. Jetzt sofort Fokus auf die Liga richten.“
Immer schön auf dem Teppich bleiben. Die Spieler jubelten trotzdem, dürfen sie auch. Aber bei Leitl eben nur kurz. Das sagten die blau-weißen Profis:
Doppel-Torschütze Luca Schuler
„Ein geiles Gefühl! Wir haben uns viel vorgenommen und hatten eine fantastische Unterstützung im Stadion. Es war von Vorteil, dass wir früh in Führung gegangen sind. Das hat uns einen zusätzlichen Push und eine gewisse Sicherheit gegeben. Wir dürfen nun träumen, daran glauben und werden alles daran setzen, dass wir das Finale irgendwann spielen dürfen.“
Kapitän Fabian Reese
„Die Führung in der ersten Halbzeit war bereits hochverdient, wir hätten vielleicht sogar höher führen müssen. Wir haben eine Mannschaft auf dem Platz gesehen, die von vorne bis hinten herausragend Fußball gespielt hat: Schnellen Fußball, direkten Fußball. Es war eine grandiose Vorstellung und ich bin superstolz auf das gesamte Team!“
Torwart Tjark Ernst
„Es war klar, dass wir irgendwann ein Gegentor kassieren würden. Aber es geht um die Art und Weise, die mich ärgert. Ansonsten haben wir ein super Spiel gemacht, den Gegner nicht zur Entfaltung kommen lassen und klar geführt. Die letzten Auftritte haben natürlich dazu beigetragen, dass wir Selbstvertrauen tanken konnten. Der einzige Wunsch, den ich bei der Pokalauslosung habe, ist ein Heimspiel. Bei der Lautstärke, die hier wieder geherrscht hat, kommt kein Gegner gerne ins Olympiastadion.“



