Hertha-Kolumne

Ganz egal, wo: Darum sorgt Hertha BSC für besondere Gefühle!

Die Fans von Hertha BSC glauben an den Aufstieg. Helmut Friberg (69), der König der Auswärtsfahrer, setzt dabei vor allem auf Trainer Stefan Leitl.

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Die Fans strömen auch in der Zweiten Liga in Scharen zu den Heimspielen von Hertha BSC und träumen in dieser Saison von einer Bundesliga-Rückkehr.
Die Fans strömen auch in der Zweiten Liga in Scharen zu den Heimspielen von Hertha BSC und träumen in dieser Saison von einer Bundesliga-Rückkehr.Soeren Stache/dpa

Auf der Insel Rügen, die derzeit einen Ansturm der Urlauber erlebt, ist der Profifußball im Moment sehr weit weg. Lediglich ab und an taucht ein Graffiti auf, das an den FC Hansa Rostock erinnert. An Stromkästen und Brücken sind Hinweise auf den einstigen Bundesligisten zu sehen. Von anderen Klubs findet man keinerlei Spuren – natürlich auch nicht von Hertha BSC. Warum auch?

Fans von Hertha BSC findet man überall

Doch das änderte sich für mich in meinem Urlaub am südöstlichen Zipfel der schönen Insel (Mönchgut) vor wenigen Tagen schlagartig. Eine burschikos wirkende Frau, nennen wir sie Monika, kam in unserem Feriendomizil auf mich und meine Familie zu und fragte: „Seid ihr ooch aus Berlin? Icke bin in Kreuzberg geboren, in Spandau aufgewachsen und der Liebe wegen vor zwanzig Jahren nach Süddeutschland gezogen. Aber meine zweite große Liebe ist die Hertha.“ Die schlagfertige Frau fragte weiter: „Union oder Hertha?“

Sie kehre regelmäßig zu Heimspielen der Hertha nach Berlin zurück. Und wenn sie das Olympiastadion betrete, gehe ihr das Herz auf. Ihr Ritual: Eindecken mit den neuesten Fan-Utensilien im Shop in der Hanns-Braun-Straße, danach ein, zwei Bierchen im Preußischen Landwirtshaus und dann rein ins Stadion. „Das ist einfach großartig!“  Als ich mich als langjähriger Hertha-Reporter zu erkennen gab, zeigte mir die Frau stolz ihr güldenes Armband mit dem Hertha-Emblem und sagte lautstark: „Hertha-Anhängerin zu sein ist einfach geil. Nun muss nur noch der Aufstieg gelingen mit dem starken Trainer Leitl. Wir gehören ganz einfach in die Erste Liga!“

Hertha BSC sorgt für besondere Gefühle

Ja, Hertha-Fan zu sein, scheint ein besonderes Gefühl zu sein. Ich kenne viele Blau-Weiße, die bei Niederlagen heftig leiden, Abstiege verkraften, nach Siegen ein wunderbares Wochenende erleben und nichts auf ihren Verein kommen lassen.

Hertha-Fan Helmut Friberg (69) verpasste in der vergangenen Saison kein einziges Spiel in Liga und Pokal.
Hertha-Fan Helmut Friberg (69) verpasste in der vergangenen Saison kein einziges Spiel in Liga und Pokal.privat

Das gilt auch für Helmut Friberg (69), in der Szene bekannt wie ein bunter Hund. In der zurückliegenden Saison hat Friberg kein einziges Spiel in Liga und Pokal verpasst, hat nun sensationelle 787 Auswärtsspiele (!) seiner Hertha besucht und ist dabei, in der neuen Spielzeit die 800 zu knacken. „Alle 17 Auswärtsspiele schaffe ich dieses Mal nicht. Wenn wir im September in Hannover antreten müssen, hat mein Enkel Einschulung.“

Fans glauben an Hertha BSC mit Stefan Leitl

Friberg kam in den 1970er-Jahren zu Hertha.  „Ich habe mir dann immer eine Dauerkarte gekauft und es als Verpflichtung angesehen, möglichst alle Spiele zu sehen“, sagt Friberg. Seine Liebe zu Hertha sei dann gewachsen, obwohl er auch Dinge kritisch beurteilt. „Ins Olympiastadion zu gehen, ist für mich wie ein zweites Zuhause. Hertha gehört zu meinem Leben. Es ist nicht nur das Spiel, auch das Drumherum, das Treffen, Diskutieren, Leiden und Jubeln mit Freunden.“ Auch der „König der Auswärtsfahrer“, so nenne ich ihn, will nun wieder nach oben in die Erste Liga. Er sagt: „Wenn wir noch ein, zwei gute Leute holen, können wir es mit Trainer Leitl schaffen!“

Ähnlich wie vor Tagen auf Rügen lernte ich vor vielen Jahren – es war im Sommer 2004 – im Urlaub in der Toskana einen Fußballfan kennen, der von Hertha schwärmte – einen Schweizer Rechtsanwalt. Beat Gut, inzwischen Oberrichter am Obergericht Zürich, war durch einen Freund ein Hertha-Anhänger aus der Ferne geworden – und ist es bis heute geblieben. Besonders interessant für ihn wurde die Hertha, als Trainer Lucien Favre 2007 vom FC Zürich, mit dem er zweimal Meister wurde, nach Berlin wechselte. Gut ist Mitglied beim FC Zürich. Unser Kontakt ist nie abgerissen und ich halte ihn auch mit den wöchentlichen Kolumnen auf dem Laufenden, was im Blau-Weißen Kosmos passiert. Auch er sagte mir nun am Telefon, dass er an den Aufstieg glaube: „Aber egal, was passiert: Einmal Hertha, immer Hertha!“