Teure zweite Chance?

Fluch der guten Tat: Gersbeck-Rückkehr kann Hertha Millionen kosten!

Die Begnadigung des Skandal-Torwarts ist menschlich nachvollziehbar, teuer könnte es für die Blau-Weißen trotzdem werden.

Author - Sebastian Schmitt
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Marius Gersbeck kehrte am Montag nach seiner Begnadigung zurück ins Hertha-Training.
Marius Gersbeck kehrte am Montag nach seiner Begnadigung zurück ins Hertha-Training.Juergen Engler/imago

Fast drei Monate war er zum Zuschauen verdammt. Jetzt darf Marius Gersbeck (28) endlich wieder das machen, was er am liebsten tut – mit seinen Teamkollegen trainieren. Die Begnadigung des Skandal-Torhüters ist menschlich nachvollziehbar, finanziell kann sie Hertha BSC dagegen teuer zu stehen kommen. Der Fluch der guten Tat: Die Gersbeck-Rückkehr kann Hertha Millionen kosten!

Um kurz nach 10 Uhr war es am Montag so weit. Marius Gersbeck betrat bei leichten Nieselregen gemeinsam mit seinen Kollegen zum ersten Mal wieder den Schenckendorffplatz, trainierte einen Tag nach Herthas 2:1-Sieg auf Schalke mit den Ersatzspielern.

Erst vergangene Woche war Gersbeck von Hertha BSC begnadigt worden, nachdem er im Trainingslager in Österreich im Juli bei einem ungenehmigten nächtlichen Ausflug einen Einheimischen (22) ins Krankenhaus geprügelt hatte. Seitdem war der Berliner bei den Blau-Weißen vom Mannschaftstraining suspendiert, durfte sich aber mit einem Trainer individuell fit halten.

Juristen sehen Gersbeck-Rückkehr als Problem für Hertha BSC

Den Weg frei für seine Rückkehr ins Team machte das Salzburger Landgericht, das das Verfahren gegen Gersbeck wegen schwerer Körperverletzung ohne Verurteilung und ohne Freispruch mit einer Zahlung von 40.000 Euro einstellte.

Hertha-Torhüter Marius Gersbeck ist nach seinem Prügel-Skandal seit Montag wieder teil des Mannschaftstrainings.
Hertha-Torhüter Marius Gersbeck ist nach seinem Prügel-Skandal seit Montag wieder teil des Mannschaftstrainings.Juergen Engler/imago

Hertha entschied sich daraufhin, dem Familienvater eine zweite Chance zu geben – mit strengen Auflagen und einer Geldstrafe. Eine menschlich nachvollziehbare Entscheidung, insbesondere weil Gersbeck sich bis zu dieser schweren Tat nie etwas hat zu schulden kommen lassen. Pal Dardai: „Der Verein hat die Entscheidung getroffen. Marius muss in Zukunft aufpassen. Wenn er wieder fit wird, ist es gut für das Team.“ Gleichzeitig stellte der Cheftrainer klar: „Tjark Ernst ist die Nummer 1, er hat volles Vertrauen.“

Während viele Hertha-Fans aufgrund der Gersbeck-Rückkehr gespalten sind, sehen Arbeitsrechtler dadurch weitere Probleme auf Hertha zukommen, die für den finanziell brutal in der Klemme steckenden Klub richtig teuer werden könnten.

Hertha BSC und Fredi Bobic streiten weiter vor Gericht

Zur Erinnerung: Hertha kämpft vor Gericht gegen einige Ex-Mitarbeiter, allen voran gegen den ehemaligen Manager Fredi Bobic (51). Bobic war nach der Derby-Pleite gegen den 1. FC Union am 29. Januar 2023 entlassen worden. Zunächst per ordentlicher Kündigung, zwei Wochen später dann sogar fristlos. Als Grund gilt Bobics Drohung gegenüber einem rbb-Reporter („Wenn du nochmal fragst, kriegst du eine gescheuert“), die Hertha als vereinsschädigendes Verhalten wertet.

Seitdem streiten der Klub und Bobic vor Gericht. Dabei geht es um verdammt viel Geld. Bobics Vertrag läuft bis 2024, per einseitiger Option kann der Ex-Nationalspieler den Vertrag bis zum Ende dieses Jahres sogar bis 2026 verlängern. Passiert ist das nach KURIER-Informationen bisher nicht, aber auch eine Einigung ist weiter nicht in Sicht.

Ex-Hertha-Manager Fredi Bobic könnten bis zu zehn Millionen Euro zustehen

Vielmehr werden Bobics Anwälte die Rückkehr Gersbecks und die Argumentation der Hertha-Bosse genau registriert haben. Bobic sollen bei einer vorzeitigen Trennung vertraglich bis zu drei Millionen Euro zustehen. Zieht der ehemalige Manager seine Option und verliert Hertha den Prozess, kommt es knüppeldick für Hertha: Dem Vernehmen nach geht es dann sogar um bis zu zehn Millionen Euro!

Hertha BSC hat das Kapitel Prügelskandal durch die Begnadigung Gersbecks abgehakt. Offen bleibt aber, ob es bei der für Februar 2024 angesetzten Verhandlung mit Bobic wieder aufgeht ...