Dieser Mann lebt auf großem Fuß! Der ehemalige Torgarant Simon Terodde (36) verriet vor einigen Tagen im TV zum ersten Mal seine Schuhgröße: 47 1/3! Kein Wunder, dass der 1,92 Meter große einstige Mittelstürmer Tore wie am Fließband schoss – so könnte man salopp meinen. Terodde gilt als Experte in Sachen Aufstieg von Liga zwei ins Oberhaus. Dreimal gelang ihm das: mit dem VfB Stuttgart, mit dem 1. FC Köln und mit Schalke 04. Mit 177 Treffern ist er zudem der Rekordschütze der Zweiten Bundesliga. Nun gab Terodde als TV-Experte in einer großen Sportzeitschrift seine Prognose für die Rückrunde der Zweiten Liga ab.
Aufstieg für Hertha BSC weiter möglich
Köln und Paderborn sieht er als direkte Aufsteiger und den HSV auf Relegationsplatz 3. Hertha BSC aber ist unter seinen Top 10 nicht vertreten. Ich glaube, da irrt sich der Experte. In dieser total verrückten Liga ist vieles, was im ersten Moment unmöglich erscheint, tatsächlich möglich. Auch der Aufstieg von Hertha BSC!
Nun tun sich die Verantwortlichen der Berliner in der Causa „Aufstieg“ etwas schwer, trafen Aussagen, die im ersten Moment konträr erschienen, aber beim genauen Hinschauen doch nur Unterschiede in Nuancen ergeben. Will Hertha etwa nicht aufsteigen? Das fragten sich einige Beobachter, weil etwa Sportdirektor Benjamin Weber das Wort „Aufstieg“ gern meidet und lieber sagt: „Wir wollen maximal erfolgreich sein! Und wir sind nie gut damit gefahren, zu weit nach vorne zu schauen.“ Auch Präsident Fabian Drescher galt als Zögerer, weil er eher defensiv mit dem Ziel „Erste Liga nach dieser Saison“ umgeht. Die Gründe sind nachvollziehbar. Drescher und auch Weber wollen nicht den Eindruck erwecken, man verfalle als Tabellen-Zwölfter wieder in alte Muster und in den einstigen Größenwahn, den sie natürlich nicht zu verantworten hatten.
Hertha BSC und die wilde Vergangenheit
Ende Dezember traf ich zusammen mit Steven Wiesner, dem Chefredakteur der Fußball-Woche, Präsident Drescher zum Interview. Dabei sagte er: „Das Ziel ist keinesfalls, es sich in der Zweiten Liga gemütlich zu machen… Und auch das Geld, dass uns die wirtschaftliche Gesundung erleichtern würde, verdienst Du in der Bundesliga.“

Auch Drescher und Weber wollen, so schnell es geht, wieder in die Erstklassigkeit zurück. Mir scheint, Hertha geht es im Moment wie einem Sandwich, ist eingeklemmt zwischen gesundem Ehrgeiz – man will dabei dem Eindruck entgegenwirken, nicht ambitioniert genug zu sein - schleppt aber auf der anderen Seite die „Big-City-Club“- Vergangenheit mit sich herum.
Die Mehrheit der Hertha-Fans will die Bundesliga-Rückkehr
Die Hertha von heute will bodenständig und realistisch sein und keine Höhenflüge propagieren, die im Sturzflug enden wie die Zeiten mit Jürgen Klinsmann und Investor Lars Windhorst.
Auch bei den Fans gibt es unterschiedliche Sichtweisen. Einige fühlen sich durchaus wohl in Liga zwei mit vollen Stadien und tollen Duellen gegen andere Traditionsklubs. „Das Gros aber will natürlich hoch“, sagte mir Urgestein Manfred Sangel, einst 30 Jahre Chef des Fan-Radios „Hertha-Echo“, und fügt hinzu: „Die Welt geht aber nicht unter, wenn wir im Mai nicht aufsteigen!“
Hertha BSC muss gegen Hamburg nachlegen
Ich glaube dennoch, dass es nicht schaden kann, verbal mehr in die Offensive zu gehen- wie einst schon erlebt. Als Hertha 2010 den Wiederaufstieg anstrebte, sagte der neue Trainer Markus Babbel: „Ich bin angetreten, um sofort aufzusteigen!“ Das gelang postwendend. Auch Chefcoach Jos Luhukay, der 2012 den Absteiger übernahm, agierte offensiv und sagte in seiner Antrittsrede: „Wir müssen den Betriebsunfall schnell korrigieren und in die Erste Liga aufsteigen!“ Das passierte sogar mit Glanz und Gloria.
Das jüngste Statement von Geschäftsführer Thomas E. Herrich scheint mir für die angekündigte Aufholjagd bestens geeignet: „Wir wollen natürlich in die Erste Liga und setzen alles daran, auch in dieser Saison.“ Der jüngste 2:1-Sieg beim SC Paderborn kann nur der Startschuss sein. ■