Gefahr im Grünen

Frühlingswetter macht Zecken mobil – erste Borreliose-Fälle gemeldet

Dieses Jahr sind in Mecklenburg-Vorpommern bereits mehr als 30 Borreliose-Infektionen nach Zecken-Stichen gemeldet worden. Die Krankenkasse Barmer rät zu Vorsicht.

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Vor Zecken wird mit einem Schild in einem Waldgebiet gewarnt.
Vor Zecken wird mit einem Schild in einem Waldgebiet gewarnt.Holger Hollemann/dpa

Es wird wärmer und da sind neben vielen Spaziergängern auch wieder ungebetene Krabbeltiere in der freien Natur unterwegs: Zecken! Sie warten im Grünen darauf, unser Blut zu saugen.

Und gegenwärtig scheinen sie wirklich schon sehr aktiv zu sein. So wurden in Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr bereits 32 Borreliose-Fälle gemeldet, wie die Krankenkasse Barmer unter Berufung auf Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) mitteilte. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres seien es 25 Infektionen gewesen. Insgesamt habe das RKI im vergangenen Jahr mehr als 400 Borreliose-Infektionen in Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Achtung, die Zeckensaison beginnt wieder!

Die Krankenkasse mahnte angesichts der beginnenden Gartensaison zur Vorsicht. Die Gefahr, sich durch Zeckenbisse zu infizieren, steige mit zunehmender Aktivität in der Natur. „Wer die ersten milden Tage für Ausflüge in die Natur oder die Arbeit im Garten nutzt, sollte sich, die Kinder und auch Haustiere anschließend auf Zecken untersuchen“, empfiehlt der Landesgeschäftsführer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern, Henning Kutzbach.

Wer eine Zecke auf seiner Haut findet, könne sie mit einer Zeckenkarte oder einer feinen Pinzette entfernen. So lasse sich das Infektionsrisiko mit Borreliose verringern. Sollte es bereits zum Stich gekommen sein, sollte die Einstichstelle beobachtet werden. Bilde sich eine ringförmige Hautrötung, sollten Betroffene die Hausärztin oder den Hausarzt aufsuchen. Dies könne ein Anzeichen für Borreliose sein.

19 Arten von Zecken in Deutschland

In Deutschland gibt es laut RKI mindestens 19 Arten von Schildzecken. Aber verantwortlich für die Übertragung unter anderem von Borrelia burgdorferi und verwandten Borrelien und FSME-Viren – den Verursachern von Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis – ist vor allem die häufigste: der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus).

Buntzecke (<em>Dermacentor reticulatus</em>)
Buntzecke (Dermacentor reticulatus)Marijan Murat/dpa

„Der Gemeine Holzbock liebt ein feuchtes, schattiges Mikroklima“, sagt Dania Richter von der Technischen Universität Braunschweig. „Da lauert er gerne auf Grashalmen und Sträuchern.“ Sonnige, trockene Standorte meidet die Art, die im adulten Stadium zwei bis vier Millimeter misst, dagegen eher.

Bei seinen Wirten ist die Zecke weniger wählerisch. „Der Holzbock saugt so ziemlich an allem, außer an Fischen und Amphibien“, sagt Richter. Gerade bei Nagetieren können sich diese Milben, die drei bis fünf Jahre alt werden, mit vielen Erregern infizieren, die auch dem Menschen zusetzen, vor allem verschiedene Borrelien. Mehrere Arten dieser Bakterien können den Menschen krank machen – sofern sie es schaffen, ihn zu infizieren.

Infektion erst viele Stunden nach einem Stich

Denn das dauert, wie Richter erläutert. „Etwa 16 bis 20 Stunden nach einem Stich steigt die Wahrscheinlichkeit einer Borrelien-Infektion“, sagt Richter. „Das bietet uns den Vorteil der Prävention.“ Wenn man sich während der Zeckensaison zweimal täglich absuche, lasse sich das Risiko für eine Lyme-Borreliose minimieren.

Anders sieht das bei der Übertragung von FSME aus: „Die Viren werden schon kurz nach dem Stich übertragen“, sagt RKI-Epidemiologin Antonia Pilic. Denn diese Erreger sitzen bereits in den Speicheldrüsen.

FSME-Risikogebiete weiten sich aus

Im Gegensatz zur Borreliose dazu ist die meldepflichtige FSME wesentlich seltener. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 686 FSME-Erkrankungen gemeldet – das war nach dem Rekord von 718 Fällen im Jahr 2020 der zweithöchste Wert seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001. Allerdings schwanken die Zahlen von Jahr zu Jahr, das langjährige Mittel liegt laut RKI bei 352.

Die Erkrankung, die oft mit grippeartigen Symptomen beginnt, ist selten, kann aber einen schweren Verlauf nehmen und endet in etwa einem Prozent der Fälle tödlich. Die durchschnittliche FSME-Inzidenz steigt ab dem Alter von 40 Jahren deutlich an; Männer sind stärker betroffen als Frauen.

Allerdings dehnen sich die betroffenen Areale, früher eher auf den Süden Deutschlands beschränkt, nach Norden und Osten aus. Erst im Februar wies das RKI drei neue Risikogebiete aus: im Stadtkreis Augsburg und in den Landkreisen Celle sowie Elbe-Elster im Süden von Brandenburg.

Damit gibt es bundesweit 183 solche Areale – bei 294 Landkreisen und 106 kreisfreien Städten. Risikogebiete sind laut RKI Kreise, in denen es binnen fünf Jahren mehr als einen FSME-Fall auf 100.000 Bewohner gab.

Vor dieser Erkrankung schützt eine Impfung, die die Ständige Impfkommission (Stiko) für exponierte Menschen in Risikogebieten empfiehlt, zudem für Berufsgruppen wie etwa Forstarbeiter. Die insgesamt drei Impfdosen bieten laut RKI Schutz für mindestens drei Jahre.

Borreliose-Impfung wird gerade getestet

Gegen Borreliose gibt es hingegen noch keine Impfung – aber zwei Zulassungsstudien für mögliche Impfstoffe laufen derzeit in Europa und Nordamerika. Eine Zulassung für den Impfstoff VLA15 könnten die Hersteller Pfizer und Valneva nach eigenen Angaben im kommenden Jahr beantragen.