Benzin wird immer teuer: Solche Schlagzeilen sorgten zuletzt für schlechte Stimmung an den Tankstellen und in den sozialen Medien, doch gerade passiert genau das Gegenteil: Das sind die Gründe für den Preisrutsch – und wann wird Schluss sein mit dem günstigen Sprit an den Zapfsäulen?
Erstaunliche Entwicklung bei den Benzinpreisen in ganz Deutschland: Seit Ende 2024 erhöhten die Mineralölkonzerne die Preise – in Vorwegnahme der sogenannten CO2-Bepreisung: Seit Anfang 2025 ist ein Aufschlag von 3 Cent auf den Sprit fällig, in den Folgejahren wird der Aufschlag immer größer. In den sozialen Medien machten Autofahrer ihrem Ärger über massiv steigende Spritpreise Luft.
CO2 verteuern Benzin - trotzdem wird der Sprit günstiger: aus diesem Grund
Ziel der EU-weiten Regelung ist, den Ausstoß klimaschädlicher Emissionen zu reduzieren. Die Einnahmen aus dem CO2-Preis – 2024 waren es 18,5 Millionen Euro –fließen in Klimaschutz-Projekte. Die Idee war auch, dass teurer Sprit mehr Leute zum Kauf von Elektroautos bewegen würde. Tatsächlich ist die Nachfrage nach E-Autos massiv angestiegen, aber nun wird der Sprit überhaupt nicht teurer, sondern günstiger. Wie kommt das?
Auf dem Weltmarkt fällt Rohöl derzeit auf lange nicht mehr gekannte Tiefstände: Eine Tonne (159 Liter) Rohöl wurde zuletzt für 55,30 bis 58,50 Dollar gehandelt – so wenig wie zuletzt 2021, bevor Russland Öl- und Gaslieferungen an den Westen künstlich verknappte und dann in die Ukraine einfiel. Die Folge waren massiv steigende Gas- Sprit und Strompreise.
Opec pumpt Öl-Rekordmengen: Kommt der „billige Tank-Sommer“?
Doch Spritpreise oberhalb der 2-Euro-Marke haben Auto- und Motorradfahrer seitdem trotz allem Auf und Ab nicht mehr gesehen. Saudis, die USA und andere Öl-Länder produzieren weit mehr Öl, als nachgefragt wird. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und die mit ihr verbundenen Förderstaaten (Opec plus) will im Juni die Produktion nochmals um weitere 411.000 Barrel pro Tag ausweiten, was den Preis weiter verbilligen könnte.
Angesichts der weltweit lahmenden Wirtschaft erwarten Ölpreis-Experten sogar einen „billigen Tank-Sommer“: So wird der Chefvolkswirt der ING-Bank, Carsten Brzeski zitiert. Rund 1,66 Euro: so viel kostete der Liter Super E5 zuletzt bundesweit - an Berliner Tankstellen vielerorts weniger. Im Sommer dürften die Preise nochmals auf nur noch 1,50 Euro rutschen, erwartet Brzeski.
Wie lange fließt der Billig-Sprit, Spritpreise bald wieder massiv teurer?
Druck, wegen der Benzinpreise auf Stromer zu wechseln, ist derzeit nicht zu spüren. Diejenigen, die dennoch bei Neuwagen auf E-Autos umsteigen, tun dies, weil es vernünftig ist. Dennoch könnte es mit dem Trend zum Billig-Sprit auch bald wieder vorbei sein. Selbst die Prognose für Billig-Sprit im Sommer will der ADAC so nicht bestätigen. „Es ist kaum möglich, die Entwicklung des Spritpreises für den Sommer vorherzusagen – das ist abhängig von zu vielen Faktoren“, sagt ADAC-Sprecherin Katharina Lucà. Neue Krisen könnten den Ölpreis rasch wieder verteuern: Trumps Zollkrieg, Chinas Drohungen gegen Taiwan, Israels Konflikt mit Iran und Jemen, Russlands Drohungen gegen die Nato: Niemand weiß, welche Krisen uns noch im Herbst und Winter erwarten. Wie lange der Billig-Sprit tatsächlich noch aus den Zapfpistolen fließt, bleibt ungewiss.
Auch deshalb sehen Energieexperten in E-Autos einen Beitrag zur Unabhängigkeit von internationalen Krisen. Denn der Strom aus den Wallboxen und Ladesäulen entstammt zu immer größeren Anteilen aus heimischem Wind- oder Solarstrom. Der wird zwar wetterabhängig, aber weitestgehend unabhängig von internationalen Krisen produziert.