Der Discounter Lidl hat eine Preisschlacht losgetreten, die Konkurrenz Aldi, Edeka & Co. zieht nach: „Mehr als 500 Einzelartikel quer durch das Sortiment werden dauerhaft im Preis gesenkt – einzelne Artikel regional um bis zu 35 Prozent“, kündigte Lidl ausgerechnet am Samstag (24. Mai) an – für viele Großeinkaufstag. Tatsächlich finden sich im aktuellen Lidl-Prospekt einige sehr günstige Basis-Produkte: 500 Gramm Roma-Tomaten kosten in der Filiale 99 Cent, das Kilo Zucchini gibt’s zum selben Preis.
Preiskampf bei Aldi und Lidl um Wurst, Wein und Waschmittel
Bei anderen als supergünstig angepriesenen Produkten könnte so manch ein Verbraucher verwirrt sein: Mal gilt das Angebot für 200 Gramm Mini-Paprika, dann wieder wird eine 400-Gramm-Verpackung der Bioland „Roten Paprika“ angeboten. Galiamelonen werden neuerdings nicht mehr per Stück, sondern pro Kilo ausgepreist: günstiger oder gar teurer, das bleibt vielen Lidl-Kunden ein Rätsel.
Die Konkurrenz hat die Preis-Offensive umgehend getoppt: Von „historischen Preissenkungen“ ist inzwischen die Rede. Aldi lobt sich selbst, man habe dieses Jahr schon mehr als 950 Artikel vergünstigt, nun sollen es noch einmal 100 Produkte mehr sein. Ein Kilo Bratwurst gibt es dort zum Dauertiefpreis von 5,69 Euro (bei Lidl nunmehr 10 Cent günstiger), ansonsten gehen die Preissenkungen quer durchs Sortiment: Knabbereien, Wein und Waschmittel. Auch hier werden Verbraucher nicht so richtig schlau, was diese Preis-Offensive von den üblichen Prospekt-Sparpreisen unterscheidet.
Trotz Preiskampf bei Lidl, Edeka & Co. kostet die Milka-Tafel inzwischen 2 Euro
Auffällig: Die früheren Anker-Produkte wie Milch, Joghurt und Marken-Schokolade, mit denen Aldi, Lidl und Penny die Kundschaft lockte, sind eher nicht Teil der breiten Preis-Offensive. So wundern sich Verbraucher über 90-Gramm-Schokoriegel, deren Preis sich innerhalb weniger Wochen in Supermärkten und Discountern flächendeckend auf 2 Euro verteuert hat. Preise für Milchprodukt-Eigenmarken sind in Supermärkten und Discountern nahezu identisch.
Verbraucherschützer haben die großen deutschen Handelskonzerne im Verdacht, ihre Marktmacht gegenüber der Kundschaft einzusetzen, um immer teurere Preise durchzusetzen. Eine Studie der Preisvergleichs-App Smhaggle legt den Verdacht nahe, dass Edeka, Rewe, Lidl und andere Lebensmittelketten in Deutschland besonders heftig zulangen. Beliebte Markenprodukte wie Pringles, Milka-Schokolade, Nutella und Coca-Cola gibt es in Nachbarländern wie Frankreich und den Niederlanden teils deutlich günstiger.
Aldi und Lidl geben sich als Wohltäter – doch tatsächlich hat der Lebensmittelhandel an Teuer-Preisen gut verdient
Dennoch geben sich die Discounter als Interessenvertreter ihrer Kunden: So begründet Lidl das Preisversprechen mit der „nach wie vor hohen Belastung der Haushalte durch gestiegene Lebenshaltungskosten“. Ebenfalls zu den Guten zählt sich Aldi. Angesichts der „aktuell für die Menschen auf so vielen Ebenen fordernden Zeiten ist es unsere Aufgabe, für Stabilität zu sorgen, indem sich in unserer Gesellschaft alle etwas Gutes leisten können“, so Aldi-Süd-Sprecher Swen Gallina.