Manche Dinge brauchen etwas länger, manche sogar verdammt lange. Fragen Sie mal Julian Wießmeier (32). Der Mittelfeldmann brauchte eineinhalb Spielzeiten Anlauf, beim Start der Regionalliga-Rückrunde war es endlich vollbracht. Beim 1:1 des BFC Dynamo in Jena konnte es „Wiese“ bejubeln – sein erstes Liga-Tor für die Weinrot-Weißen.
Zur Saison 2023/24 war der ehemalige deutsche U20-Nationalspieler (6 Einsätze) nach einem achtjährigen Abstecher nach Österreich (Austria Lustenau, SV Ried) ins Sportforum gewechselt. 29 Liga- und vier Pokalspiele weist transfermarkt.de im ersten Jahr in Hohenschönhausen für den gebürtigen Nürnberger aus. Treffer: null! Dabei müsste der Torschützenkönig der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest von 2011 doch eigentlich wissen, wo die Kiste steht.
Die lange Jagd auf das erste Liga-Tor
Mit Beginn der neuen Spielzeit sollte diese verdammte Torlosigkeit endlich ein Ende finden. Bei der Saison-Generalprobe am 20. Juli gegen Italien-Zweitligist Sampdoria Genua (1:0) wollte es der damalige BFC-Trainer zwingen, aber Wiese scheiterte vom Punkt. Andreas Heraf (57) war bedient: „Ich hab bestimmt, dass Wießmeier den Elfmeter schießen soll, weil er nach über einem Jahr für den BFC noch kein Tor erzielt hat. Das wäre mal gut gewesen für ihn.“

Der Ball war zwar nicht drin, aber der erste Schritt getan. Wiese tastete sich ran. Beim Pokal-Schützenfest Mitte August gegen Kreisklasse-Team FC Karame (22:0) schlug er dann gleich doppelt zu, erzielte das 4:0 (29.) und 8:0 (45.). Seine ersten Pflichtspiel-Treffer für Dynamo. Da muss doch auch was in der Liga gehen ... Beim 0:1 in Zwickau am 17. Spieltag stand dem Hurra-Erlebnis noch der Pfosten im Weg, eine Woche später in Jena zappelte die Kugel im Netz.
Die Winterpause kommt zu früh
Nach einer Kombination der Joker in der Nachspielzeit. Kevin Lankford passte von links flach in den Strafraum, Wießmeier stoppte den Ball in Höhe des Elfmeterpunktes mit rechts, drehte sich neben dem staunenden Gegenspieler einmal um die eigene Achse und versenkte die Kugel dann gekonnt mit rechts in lange Eck - 1:1, Punkt gerettet. Das sah aus, als hätte er nie etwas anderes gemacht. „Wiese“ ist auch am Tag danach noch glücklich: „Es tut richtig gut, endlich mal getroffen zu haben. Und dann noch so ein wichtiges Tor.“
Ausgerechnet jetzt, wo der Bann gebrochen ist, steht nur noch ein Spiel an. Nur noch Sonntag gegen Babelsberg (13 Uhr, Sportforum) ist die Chance da, um gleich nachzulegen. Dann mal wieder mit Weißmeier in der Startelf? „Das entscheidet der Coach, ich kann nur im Training Gas geben. Aber ich glaube, ich habe zuletzt auch von der Bank für neuen Schwung gesorgt.“ Und wenn es gegen den SVB nichts wird mit dem nächsten Treffer? „Was soll ich machen? Dann kann ich nur versuchen, das gute Gefühl über die Pause mitzunehmen.“
Wießmeier: Offensiver ist mir lieber
Wäre schön, denn vielleicht lag das mit der Torlosigkeit zuvor ja gar nicht hauptsächlich an Wießmeier, sondern eher an seinen Trainern. Heiner Backhaus (42), Dirk Kunert (57), Heraf und anfangs auch Dennis Kutrieb (45) schickten „Wiese“ nämlich fast immer mit Defensiv-Aufgaben auf den Rasen. Julian grinst: „Zuletzt war es offensiver, und da fühle ich mich persönlich eigentlich wohler.“
Und wer weiß, eventuell steht dann ja mal hinter seinem ersten Liga-Tor für den BFC nicht nur „Besser spät als nie“, sondern: Es war nur der Anfang ...