Wenn nicht bei diesem Spiel, wann dann? Die Eisbären empfangen Red Bull München (19.30 Uhr, Uber Arena) und im Mittelpunkt steht einer, dem beide Klubs die Füße küssen. Und das auch noch an einem Donnerstag: Trainer-Legende Don Jackson (68). Ein Banner mit seinem Namen wird unter das Hallendach gezogen. Viel mehr Ehre geht nicht.
Der US-Amerikaner ist mit neun deutschen Meistertiteln – fünf mit den Eisbären, bei einem sechsten war er Assistent von Pierre Pagé (76), vier mit den Roten Bullen – der erfolgreichste DEL-Cheftrainer aller Zeiten. Jackson schaffte als einziger Trainer im deutschen Eishockey den Titel-Hattrick mit zwei verschiedenen Teams (2011, 2012, 2013 mit den Bären/2016, 2017, 2018 mit München), gewann zweimal den deutschen Pokal (2006 Düsseldorf/2008 Eisbären) und schloss die Hauptrunde achtmal als Tabellenerster ab.
Der stille Don kann auch ganz laut

2008 verlieh ihm die Hauptstadt den „Verdienstorden der Stadt Berlin“. Er gab mal zu: „Auf den bin ich sehr, sehr stolz.“München oder Berlin? Wer mal beobachtet hat, wie „Donnie“ aus einer Bierflasche trinkt, der weiß, dass er nicht unbedingt ein großer Wiesn-Fan war. Zum Gläschen Rotwein in Berlin beim Franzosen im Bötzow-Viertel war er schon eher zu überreden.
Der Ami ist kein Temperaments-Bolzen. In Berlin nannten ihn Journalisten deshalb gerne den stillen Don. Mit Händen in den Hosentaschen stand Jackson oft scheinbar gelangweilt hinter der Bande. Aber in der Kabine sprang ihm dann doch gelegentlich der Draht aus der Dienstmütze. Eisbären-Altstar Sven Felski (51): „Wenn es nicht nach seinen Vorstellungen lief, konnte Don richtig krakeelen und uns zusammenstampfen.“
Jacksons Name steht neben Beckenbauer
Während seiner ersten Play-offs in München war er dagegen ganz zahm. Alles lief nach Plan. Im Goldregen des ersten Triumphes an der Isar verdrückte er sogar ein paar Tränen und verriet hinterher: „München hat lange auf den Titel gewartet. Deshalb war es für mich ein glücklicher Moment, diese Jungs lachen zu sehen.“ Auch in der Bayern-Metropole durfte sich Don ins „Goldene Buch“ der Stadt eintragen. Sein Name steht dort neben Sportgrößen wie Franz Beckenbauer (†78) oder Ex-Bayern-Trainer Jupp Heynckes (79).

Aber nicht nur als Coach räumte Donnie ab. In der NHL brachte er es als Verteidiger auf 366 Spiele, holte mit den Edmonton Oilers an der Seite des legendären Wayne „The Great One“ Gretzky (63) 1984 und 1985 den Stanley Cup. Als Trainer war er bei den Ottawa Senators fünf Jahre erster Assistent.
Nach Berlin lotste ihn dann Pierre Pagé, beide kannten sich aus der gemeinsamen Trainer-Tagen bei den Quebec Nordiques. Nach einem Jahr Co-Trainer beim EHC wurde er Chef in Düsseldorf und verlor die Meister-Finalserie 0:3 gegen die Eisbären. Danach ging alles schnell. Jackson: „Pierre wechselte nach Österreich, ich erhielt von Berlin ein Vertragsangebot, also griff ich zu.“ Der Rest ist Legende. Unter der Karriere an der Bande litt aber die Familie.
Die Jacksons: Sommer-Ehe, dennoch glücklich

In Wichita (Kansas) wartete Ehefrau Nancy immer im Mai auf ihren Gatten. „Wir führten eine Sommer-Ehe, aber wir sind dennoch glücklich“, sagte sie mal bei einem ihrer seltenen Deutschland-Besuche. Es kam aber auch vor, dass der Familienvater mitten in der Saison für ein paar Tage in die Heimat gerufen wurde. Einmal, weil die damals 16-jährige Tochter Liza unter Liebeskummer litt und von der Mama und ihren Brüdern Clint und Charly nicht zu trösten war. Don: „Da musst du als Vater schon mal ran.“
Auch das hat er gemeistert. An Jacksons Können gibt es eh keine Zweifel. Eisbären-Ikone Hartmut Nickel (†74) verglich ihn mit einem Sterne-Koch: „Wenn die guten Zutaten alle einzeln auf dem Tisch stehen, hast du noch lange kein gutes Essen. Es liegt am Geschick des Kochs, was daraus zu machen. So ist das auch beim Eishockey. Gute Spieler sind erst dann eine gute Mannschaft, wenn du die Jungs nach ihren Fähigkeiten richtig einsetzt, die Stärken rauskitzelst und die Schwächen zu unterdrücken verstehst. Don konnte das.“ ■