Ach, nicht doch

3:4! Eisbären Berlin crashen die 1000-Spiele-Jubel-Party

Hallensprecher Uwe Schumann hätte zu seinem großen Jubiläum schon einen Sieg verdient, aber die Ehrung vorab durch den EHC und die Ovationen der Fans überdenken die Pleite gegen Brewerhaven.

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Uwe Schumann ist seit 34 Jahren Hallensprecher der Eisbären, gegen Bremerhaven ist er offiziell zum 1000. Mal bei einem Spiel am Mikrofon.
Uwe Schumann ist seit 34 Jahren Hallensprecher der Eisbären, gegen Bremerhaven ist er offiziell zum 1000. Mal bei einem Spiel am Mikrofon.Marco Leipold/City-Press

Einen besseren Rahmen hätte sich Uwe Schumann gar nicht wünschen können. Meister Eisbären gegen Vize Bremerhaven, die Uber Arena mit 14.200 Zuschauern ausverkauft. Nur das Ergebnis passt nicht. Der EHC verliert 3:4 (1:1, 0:2, 2:1), die Tore von Korbi Geibel (1:0/6.), Liam Kirk (2:3/49.) und Yannick Veilleux (3:4/59.) reichen nicht gegen die Fischtown Pinguine. Aber das kann das Super-Jubiläum zum 1000. Spiel als Stimme der Eisbären nicht groß schmälern.

Eisbären feiern ihren Hallen-Schumi

„Hey, wir woll’n die Eisbär’n sehn.“ Wenn die Puhdys-Hymne aus den Arena-Lautsprechern dröhnt, ist Schumann (wird am 31. Januar 64) aus dem Häuschen. Dann hebt er mit einem kleinen Sprung kurz vom Eis ab und bringt mit dem Ruf „Alle“ die Halle endgültig zum Beben. Bevor es diesmal so weit war, wurde Schumann von den Eisbären geehrt und von den Fans gefeiert, dann verfolgte er das Spiel aus der VIP-Lounge, sein Sohn Francis übernahm am Mikro. Schumann stolz wie Bolle: „Ich durfte als Eisbären-Hallensprecher mein 1000. Spiel begleiten. 1000 DEL- oder Champions-League-Spiele am Mikro – ein großer Moment für mich, davon habe ich immer geträumt.“

Klar, dass da der Boss persönlich gratuliert: Eisbären-Geschäftsführer Thomas Bothstede (M.) bedankt sich bei Uwe Schumann für 1000 Spiele am Hallen-Mikro, da ist auch Maskottchen Bully von den Socken.
Klar, dass da der Boss persönlich gratuliert: Eisbären-Geschäftsführer Thomas Bothstede (M.) bedankt sich bei Uwe Schumann für 1000 Spiele am Hallen-Mikro, da ist auch Maskottchen Bully von den Socken.Marco Leipold/City-Press

Dabei war das Puckspiel dem Lehrer aus Kaulsdorf bis 1990 ziemlich fremd. „Ein Kollege lotste mich damals mit in den Welli. Ich war vom Spiel hin- und hergerissen, fand Eishockey faszinierend. Beim Besuch war mir zu Ohren gekommen, dass ein Sprecher gesucht wird“, erinnert sich Schumi.

Schumanns Lohn ist futtern mit den Profis

Ex-DDR-Nationalverteidiger „Hanne“ Frenzel (†91) wollte mit 73 das Mikro weiterreichen. Schumann: „Im Herbst 1991, die Eisbären hießen da noch EHC Dynamo, bewarb ich mich. Der damalige Klubboss Dieter Waschitowitz ließ mich ein paar Spiele neben Hanne probesprechen, dann übernahm ich das Mikro und halte es hoffentlich noch lange ganz, ganz fest in den Händen.“

Ist Not am Mann, ertönt Schumis Stimme an so manchem Wochenende auch weiterhin im Welli, dann schickt er die Eisbären-Schüler oder -Jugend zu Spielen aufs Eis. Würde man diese Partien mitzählen – die 1000 wäre schon lange voll. Als Lohn für seinen Einsatz darf Schumann nach den Spielen mit den Profis beim Essen zugreifen: „Das ist für mich viel mehr wert als Geld. Welcher Fan kann sich schon mal beim Pudding in Ruhe mit Weltstars unterhalten.“

Zehn Titel sind ein Geschenk des Himmels

Als das Jubiläums-Video über den Media-Würfel unterm Hallendach flimmert guckt Sohn Francis an der Seite von Uwe Schumann zu, beim Spiel vertritt er ihn am Mikro. Schließlich sollte der Papa den Ehrentag genießen können.
Als das Jubiläums-Video über den Media-Würfel unterm Hallendach flimmert guckt Sohn Francis an der Seite von Uwe Schumann zu, beim Spiel vertritt er ihn am Mikro. Schließlich sollte der Papa den Ehrentag genießen können.Marco Leipold/City-Press

Wie etwa der schwedischen Ex-NHL-Ikone Thomas Steen (jetzt 64), der 1996 bis 1999 für den EHC die Kelle schwang und heute Stadtrat in Winnipeg ist. Oder US-Torjäger Erik Cole (46), der die Eisbären 2005 zum Meistertitel führte und 2006 mit Carolina den   Stanley Cup holte. Oder dem 2022 verstorbenen russischen Olympiasieger Sergej Jaschin (†60).

Aber die Superstars sind nur das eine. Schumann: „Besonders sind mir natürlich Frank Hördler, Florian Busch, Jens Baxmann oder auch Marcel Noebels, Kai Wissmann und Jonas Müller ans Herz gewachsen. Ich nenne die Namen nur stellvertretend für alle, die ich aufs Eis schickte und schicke. Ich durfte mit den Eisbären zehn Meistertitel feiern. Ist das nicht ein riesiges Glück? Es fühlt sich an wie ein Geschenk des Himmels.“