Er ist für viele kleine und große Fernsehkieker das Liebste und Wertvollste auf der Welt. Unser Sandmännchen, das am 22. November seinen 65. Geburtstag feiert. Zahlreiche Spielzeugpuppen entstanden in den vergangenen Jahrzehnten von dem DDR-Kinderstar, die noch heute begehrt sind. Doch nun ist der Sandmann richtig Gold wert.
Das Männchen, das die Kinder jeden Abend mit seinem Traumsand in den Schlaf schickt: Am 22. November 1959 ließ der Deutsche Fernsehfunk (so hieß damals noch das DDR-Fernsehen) ihn das erste Mal über den Bildschirm flimmern. So niedlich wie heute war er vor 65 Jahren nicht. Das freundliche Gesicht samt neuen Anzug erhielt das Sandmännchen erst 1960.
Seit dem hat der TV-Star Fans in aller Welt. Auch in der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Berlin-Tiergarten. Dort hat man zusammen mit dem RBB, dem heutigen Zuhause des Sandmannes, ein besonderes Geschenk zum 65. Geburtstag des Traumsandbringers ausgedacht: eine Sandmann-Figur aus feinstem Porzellan mit einem 24-karätigen Goldüberzug.
Handgefertigt, handbemalt – der Porzellan-Sandmann ist Luxus pur und damit der teuerste der Welt. Weil der TV-Star 65 wird, wurden nur 65 Stück des goldigen TV-Stars bei KPM gefertigt. Die streng limitierte Stückzahl hat auch ihren Preis: 1980 Euro kostet die 31 Zentimeter große und 1,2 Kilogramm schwere Porzellan-Figur.

Trotz des Preises: „Diese Sandmann-Sonderedition ist seit Tagen ausverkauft“, sagt KPM-Sprecherin Christine Korte dem KURIER. Kaum stand die vergoldete Porzellan-Figur Anfang des Monats im Onlineshop, waren alle 65 Exemplare in wenigen Stunden vergriffen. Wohin die kostbaren Stücke gingen, könne man nicht genau nachvollziehen. „Wir gehen davon aus, dass die Käufer vorwiegend aus Deutschland kamen“, sagt Korte.
Stückpreis fast 2000 Euro: Gold-Sandmann-Edition ist ausverkauft
Doch zum Glück gibt es Nachschub. „Aufgrund der großen Nachfrage haben wir uns entschlossen, eine weitere Sonderedition zu fertigen – allerdings ohne Goldüberzug“, sagt die Sprecherin. Von diesem weißen Porzellan-Sandmann gibt es ebenfalls nur 65 Stück. Jedes einzelne wird auch nummeriert sein und 1480 Euro kosten. Am Sandmann-Geburtstag, dem 22. November, wird KPM sie verkaufen.
Wie der echte Sandmann, den der Figurenbauer Gerhard Behrendt einst erschuf, hat auch der Porzellan-Sandmann einen „Vater“. KPM-Chefdesigner Thomas Wenzel (61) entwarf ihn. Doch er wollte nicht nur eine Kopie des der Original-Figur herstellen, sondern den Porzellan-Sandmann zu etwas ganz Besonderem machen. Daher kam er auf die Idee, die erste Edition total zu vergolden.
Auch für Wenzel ist der Fernseh-Sandmann ein Stück seiner Kindheitsgeschichte. „Ich bin fast so alt wie das Sandmännchen selbst; zu meiner Kindheit hat es uns sogar über die ost-west-deutschen Grenzen vereint. Ein schönes Beispiel dafür, dass Kinder Grenzen auflösen können“, sagt er. „Es hat Familien deutschlandweit eine Orientierung und eine Struktur gegeben – einen Moment der Ruhe und der Besonnenheit und das unverändert bis heute.“

Den Sandmann aus Porzellan herzustellen, ist gar nicht so einfach – und es dauerte auch. Fast eine Woche braucht es, um eine dieser Figuren herzustellen.
Porzellan-Sandmann: Herstellung dauert fast eine Woche
Zunächst wird der Sandmann gegossen, in eine Form, die aus drei Teilen besteht – dem Hauptkörper, dem linken Arm und der rechten Hand. Etwa drei Liter Porzellan-Gießmasse werden dafür benötigt. Fast drei Stunden verbleibt die Masse in der Form, bevor sie geöffnet werden kann. Nach einer weiteren Stunde werden die rohen und noch feuchten Teile aus der Form entnommen.
Danach werden überflüssige Nähte sauber entfernt und verwaschen, Mitarbeiter befestigen Arm und Hand mit einer speziellen Porzellan-Klebemasse an den Hauptkörper. Jetzt muss der Körper eine Nacht lang ruhen. Am nächsten Tag werden „Klebereste“ entfernt und die Stellen bearbeiten. Danach muss der Sandmann vier Tage an der Umgebungsluft trocknen.
Ist die Figur fast weiß, wird sie mit feinem Werkzeug und weichen Pinseln bearbeitet. Dann kommt der Sandmann in ein „Sandbettchen“, einer speziellen Brennplatte, und wird so in einem Ofen vorgebrannt. Danach stempelt ein Mitarbeiter das KPM-Siegel und die Stückzahlnummer auf die Fußsohle des Sandmannes.
Nun muss der TV-Star in die Badewanne. Zwei Sekunden wird die Figur in eine Glasur getaucht, bevor sie dann in den sogenannten Glattbrand kommt. Im Ofen bei etwa 1400 Grad Celsius wird nun die Figur zum Porzellan und die Glasur fließt zu einer spiegelglatten Oberfläche aus.

Bei den ersten 65 Porzellan-Sandmännern wurde danach noch per Hand das 24-karätige Gold aufgetragen. Bei der „weißen“ Sandmann-Edition entfällt nun dieser Schritt. Ab 22. November steht sie im KPM-Onlineshop zum Verkauf.
Unser Sandmännchen: Figuren aus DDR-Zeiten haben Hochkonjunktur
Doch die Berliner Manufaktur, die vor 261 Jahren gegründet wurde, sind nicht die ersten, die unseren Sandmann zerbrechlich schön veredelten und werthalt8ig machten. Schon zu DDR-Zeiten gab es den TV-Star aus Porzellan, hergestellt in der Thüringer Porzellanmanufaktur Kämmer. Im Ebay-Onlineshop findet man solche Figuren, die zwischen 50 und 80 Euro verkauft werden.

Auch aus Steingut oder ganz normalen Kunststoff gefertigt: Im Internet haben in der DDR gefertigte Sandmännchen offenbar gerade Hochkonjunktur. Die Preisspanne liegt zwischen 20 und 150 Euro. Um die 15 Euro wird der Sandmann als Quietschfigur angeboten – auch das gab es in der DDR.