Trauer um eine Legende

Weltberühmter DDR-Fotograf Thomas Billhardt ist tot

Seine Bilder erzählen Geschichten, die die Welt bewegten. In der DDR waren sie das Fenster zur Welt. Der Nationalpreisträger starb im Alter von 87 Jahren.

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Thomas Billhardt steht vor seinen historischen Bildern im Fernsehturm. Der DDR-Fotograf starb jetzt.
Thomas Billhardt steht vor seinen historischen Bildern im Fernsehturm. Der DDR-Fotograf starb jetzt.Annette Riedl/dpa

Eine Ikone der DDR-Fotografie hat die Bühne des Lebens für immer verlassen: Thomas Billhardt, der Meister der Reportagefotografie, ist im Alter von 87 Jahren gestorben.

Bekannt für seine fesselnden Aufnahmen aus Kriegsgebieten und seine unvergleichliche Fähigkeit, menschliches Leid und Hoffnung einzufangen, bleibt sein Werk unvergessen. Die Berliner Galerie Camera Work, die sein Lebenswerk verwaltet, bestätigte die traurige Nachricht. Auch seine Familie gab den Tod bekannt. Ein großer Fotograf ist gegangen.

Seine Fotografien aus dem Vietnamkrieg der 60er-Jahre machten ihn weltberühmt. Billhardt brachte die Schrecken des Krieges in die Wohnzimmer und Herzen der Menschen – Bilder von Kindern in Ruinen, von Soldaten und einfachen Menschen, die um ihr Überleben kämpften. Mit seiner Kamera hielt er das fest, was andere nicht sehen wollten: die grausame Wirklichkeit.

Doch er zeigte auch Hoffnung, Zusammenhalt und Menschlichkeit in den dunkelsten Stunden. Seine Bilder sprechen eine universelle Sprache, die niemanden kaltlässt.

„Mit dem Tod von Thomas Billhardt verlieren wir einen der bedeutendsten Reportagefotografen der deutschen Teilungsgeschichte“, erklärte die Galerie Camera Work in einem emotionalen Statement. Er gab den Menschen eine Stimme und zeigte, was oft verborgen bleibt.

Im Ruheraum nach der Sauna in einer Kindertagesstätte
Berlin, 1988.
Im Ruheraum nach der Sauna in einer Kindertagesstätte
Berlin, 1988.Thomas Billhardt/CAMERA WORK Gallery

Mit seinem Werk aus über 50 Ländern schuf er ein einzigartiges Archiv menschlicher Geschichte. Besonders bekannt: Seine Arbeit aus der Zeit der deutschen Teilung. 1974 hielt er auch ein Ereignis fest, das bis heute Kultstatus hat – den berühmten Besuch von Leonid Breschnew in Ost-Berlin. Zwar ist das ikonische Foto des „Bruderkusses“ zwischen Breschnew und Erich Honecker nicht von ihm, doch Billhardt war mittendrin und lieferte ebenfalls beeindruckende Aufnahmen dieses historischen Moments.

Thomas Billhardt bekam den Nationalpreis der DDR

Thomas Billhardt wurde 1937 in Chemnitz geboren und entdeckte schon früh seine Leidenschaft für die Fotografie. Seine Mutter, selbst Fotografin, erkannte sein Talent und förderte ihn – mit gerade einmal 14 Jahren begann er seine Ausbildung. Vom DDR-Werksfotografen in einem Braunkohletagebau über den Postkartenverlag „Bild und Heimat“ bis hin zum gefeierten Reportagefotografen – Billhardt machte eine beispiellose Karriere.

In der DDR waren seine Bilder ein Fenster zur Welt. Für viele Menschen waren sie die einzige Möglichkeit, die Realität jenseits der Grenzen zu erleben. Seine Werke blieben im Gedächtnis – und sie bleiben es bis heute.

Besuch von Leonid Breschnew bei Erich Honecker in
Berlin – zum 25. Jahrestag der DDR, 1974.
Besuch von Leonid Breschnew bei Erich Honecker in
Berlin – zum 25. Jahrestag der DDR, 1974.Thomas Billhardt/CAMERA WORK Gallery

Billhardt war 1968 der SED beigetreten und bekam zahlreiche Preise, darunter den Kunstpreis der FDJ und den Nationalpreis der DDR. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder. Sein Sohn Steffen Billhardt ist ebenfalls Fotograf.

Soldatenpaar in Hanoi, Vietnam, 1968.
Soldatenpaar in Hanoi, Vietnam, 1968.Thomas Billhardt/CAMERA WORK Gallery

Der Berufsverband Freie Fotografen lobte Billhardt für seine unverkennbare Art, den Kern des menschlichen Daseins einzufangen. Er habe nicht nur dokumentiert, sondern bewegt, so ein Sprecher des Verbands.

Die Welt hat einen großen Fotografen verloren – seine Bilder aber leben weiter. Sie erzählen Geschichten, die nicht verblassen. ■