Die DDR war definitiv keine Wegwerfgesellschaft – was man sich erarbeitet hatte, das hegte und pflegte man über Jahre. Und so waren es auch seine Werke, die in etlichen Haushalten im Osten Deutschlands lange standen: Rudolf Horn war ein Design-Pionier, der Möbel-König des Ostens. Sein MDW-Möbelprogramm wurde zum Hit. Nun ist Horn gestorben – der DDR-Designer wurde 96 Jahre alt.
Trauer in Halle: DDR-Designer Rudolf Horn gestorben
Rudolf Horn ist bereits am Sonntagmittag in Halle bei seiner Lebensgefährtin gestorben. Das gab Manon Bursian, die Direktorin der Kunststiftung Sachsen-Anhalt, am Montag bekannt. Auch an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein wird getrauert. „Wir verlieren einen herausragenden und leidenschaftlichen Lehrer, Gestalter und eine große Persönlichkeit unserer Hochschule“, sagte Bettina Erzgräber, die Rektorin der Schule. Horn habe die Entwicklung der Möbel- und Ausbaugestaltung an der Hochschule über Jahrzehnte maßgeblich geprägt.
Horn wurde 1929 in Waldheim in Sachsen geboren, absolvierte nach der Schule eine Lehre zum Möbeltischler. Nach einem anschließenden Studium im sächsischen Mittweide fing er als Betriebsassistent im VEB Möbelwerke Heidenau in Sachsen an, arbeitete danach im Ministerium für Leichtindustrie der DDR. Später leitete er unter anderem das Büro für Entwicklung, Messen und Werbung in der Möbelindustrie und wurde Dozent und Professor an der Hochschule für industrielle Formgestaltung.

Möbelprogramm Deutsche Werkstätten (MDW) machte Rudolf Horn bekannt
Besonders bekannt machte ihn das Möbelprogramm Deutsche Werkstätten, abgekürzt MDW. Es handelte sich dabei um ein neuartiges Möbelsystem, das er gemeinsam mit Eberhard Wüstner entwickelte. Es bestand aus verschiedenen Modulen, die individuell zusammengesetzt werden konnten – und wurde zwischen 1966 und 1990 in hohen Stückzahlen produziert. Rund 500.000 Exemplare wurde ab dem Ende der 60er-Jahre verkauft – die Schrankwände fanden sich in etlichen DDR-Haushalten.

Und dort blieb es eine Weile. Denn das Möbel-System hatte einen großen Vorteil: „Es wird nicht alt“, sagte Rudolf Horn einst in einem Interview mit dem MDR. „Das hat nichts, was modisch veralten könnte. Jedes modische Attribut haben wir vermieden, alles musste sachlich sauber sein. Schön, gut proportioniert, hell.“ Dass er noch Jahre nach der Erfindung manchmal als „Herr Ikea des Ostens“ bezeichnet wurde, brachte Horn übrigens zum Schmunzeln. „Ikea war viel später als ich“, sagte er dem MDR. Er habe den schwedischen Möbelgiganten zwar nicht gekannt. Aber: Beide Konzepte hätten die gleiche Philosophie gehabt. „Das ist doch gut.“