Paukenschlag für Hunderte Mitarbeiter von Philip Morris! Der Tabakkonzern will zwei seiner Produktionsstandorte in Deutschland schließen. Die Fabriken in Berlin-Neukölln und Dresden werden dichtgemacht, wie das Unternehmen mitteilte. 372 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien möglicherweise betroffen. Für sie sollen mit Betriebsräten und Sozialpartnern „faire und sozialverträgliche Lösungen“ vereinbart werden.
Denn was für die Gesundheit gut ist, ist schlecht für die Tabakkonzerne: Immer weniger Menschen rauchen. Und so begründet Philip Morris den Schritt auch mit einer seit Jahren zurückgehenden Nachfrage nach Zigaretten und Tabak in Europa.
Zu dem internationalen Tabakkonzern gehören unter anderem die Marken Marlboro, L&M und Chesterfield. Der Unternehmenssitz der deutschen Tochtergesellschaft ist in Gräfelfing bei München. Insgesamt beschäftigt Philip Morris eigenen Angaben nach derzeit noch etwa 1400 Mitarbeiter in Deutschland.
Philip Morris schließt die Reste des Werks in Neukölln
Laut eigenen Angaben hat das Unternehmen noch versucht, die Produktion anzupassen. Doch auch das brachte wohl keinen Erfolg. Bei der Philip Morris Manufacturing GmbH in Berlin-Neukölln soll die Produktion in der ersten Jahreshälfte 2025 eingestellt werden. Die f6 Cigarettenfabrik GmbH & Co. KG in Dresden folgt Mitte des kommenden Jahres.
Von der einstigen Großfabrik in Neukölln blieb aber zuletzt auch kaum noch etwas übrig. Früher arbeiteten allein dort 1050 Mitarbeiter. Doch 2019 kündigte Philip Morris die ersten Streichungen an, fuhr die Produktion radikal runter und entließ in Neukölln 950 Mitarbeiter. In Dresden wurde damals der geplante Bau einer Fabrik für E-Zigaretten gestoppt.
Mit Aus für f6-Zigarettenfabrik endet eine Ära für den Osten
Mit der Dresdner Fabrik schließt auch das letzte Zigarettenwerk des Konzerns in Ostdeutschland. Zwar gibt es noch weitere Tabakfabriken im Osten, unter anderem in Brandenburg und in Dingelstädt im Eichsfeld, doch mit der Schließung der Dresdner Fabrik endet auch eine Ära. Denn bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dort die erste Tabakfabrik gegründet. Dresden war das Zentrum der DDR-Tabakproduktion. Mit f6 wurde hier auch die bekannteste Zigarettenmarke des Ostens produziert.
Doch der amerikanische Tabakkonzern schrumpfte Fabrik und Marke immer weiter zusammen. Schon seit 2019 wurden die f6-Zigaretten nur noch in Polen und Tschechien produziert. Die Untersorten, die sich nach der Wende großer Beleibtheit erfreuten, wurden gestrichen und durch andere Marken ersetzt. Einzig f6 blieb zunächst übrig. Ende vergangenen Jahres führte der Konzern aber auch die Marke f6 Blue wieder ein.
Nur noch wenige DDR-Marken übrig
Doch von den einstigen DDR-Marken sind sonst nur noch Cabinet und Duett übrig. Die vom Tabakmulti Reemtsma gehaltenen Marken werden aber ebenfalls nicht mehr in Ostdeutschland hergestellt. Sie werden im Werk Langenhagen in Niedersachsen produziert. Verschwunden sind mittlerweile die einst beleibten Klassiker Club, Karo und Semper.
Immerhin: Auf das Markenangebot sollen die Werksschließungen keine Auswirkungen haben. f6 und f6 Blue werden weiterhin produziert, bestätigte ein Sprecher von Philip Morris auf KURIER-Anfrage. Ob Reemtsma die Marken Cabinet und Duett langfristig erhält, ist bisher unklar. Eine entsprechende Anfrage an den Konzern blieb bisher unbeantwortet. ■