„Dirty Dancing“, „E.T.“ & Co.

Erinnern Sie sich noch? DIESE Hollywood-Hits liefen im DDR-Kino!

Erst wurden im Osten nur politisch korrekte Filme aus den USA abgespielt. Doch in den 80ern hieß es dann: Egal, Hauptsache die Leute werden im Kino gut unterhalten.

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In den 80ern ein Traumpaar, auch in der DDR: Jennifer Grey (Baby) und Patrick Swayze (Johnny). In der DDR lief der Film 1989. Einige Urlauber sahen den Film schon zwei Jahr vorher – im Urlaub im Bulgarien. Da lief er in einigen Open-Air-Kinos.
In den 80ern ein Traumpaar, auch in der DDR: Jennifer Grey (Baby) und Patrick Swayze (Johnny). In der DDR lief der Film 1989. Einige Urlauber sahen den Film schon zwei Jahr vorher – im Urlaub im Bulgarien. Da lief er in einigen Open-Air-Kinos.United Archives/imago

Es war im März 1987. Ich arbeitete damals im Kabelwerk Oberspree in Berlin-Oberschöneweide und sollte, da ich als Kino-Freak galt, für die Brigade aus dem Chemie-Labor einen Kulturausflug organisieren. Im Kino International lief gerade der Woody-Allen-Film „The Purple Rose of Kairo“. Ein Film über eine deprimierte junge Frau, die im Kino ein Wunder erlebt. Der Hauptdarsteller verlässt die Bühne und ein verrücktes Fantasiespiel beginnt. Meine Kollegen mochten Hollywood-Kino, Woody Allen anscheinend aber nicht, ein Kollege schlief sogar im Kino ein. Seit den 70er-Jahren kamen immer mehr US-Filme in die DDR-Kinos – auch einige der großen Blockbuster schafften den Sprung in den Osten.

Kurz vor Toresschluss hatte der DDR-Staat irgendwie seinen Frieden mit den Kulturimperialisten aus Amerika gemacht. Ende der 80er war wochenlang eine große Hollywood-Ausstellung der Besuchermagnet in den Ausstellungsräumen unterm Fernsehturm. Von Tag zu Tag wurden die Schlangen davor länger. Man konnte sich mit einem Oscar fotografieren lassen – und im nahen Kino Babylon liefen bis dahin in der DDR noch nie gezeigte Filme. Die Disney-Trickfilmklassiker „Bambi“ und „Aristocats“, aber auch Captain Kirk und Mr. Spock schauten zum zweiten Mal auf einer DDR-Leinwand vorbei – in „Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart“.

Barbra Streisand und Robert Redford waren die DDR-Lieblinge

In den 50er-Jahren kamen die ersten US-Filme in die DDR-Kinos. Anfangs waren es meist alte Schinken („Das Haus der Lady Alquist“ von 1944), mehr als zehn Jahre alt. Der erste große Kinohit war „Die glorreichen Sieben“ (1960), der zwei Jahre nach dem Mauerbau auch in der DDR anlief.

In den 70ern waren es dann vor allem drei Arten von Filmen, die die Zensur passieren ließen – US-kritische Filme wie „Brennpunkt Brooklyn“ (1974), „Chinatown“ (1976) und „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1978), Filmmusicals wie „Hello Dolly“, „West Side Story“ (1973) und „Cabaret“ (1975) und unpolitische Abenteuerfilme wie „Die drei Musketiere“ (1975), „Abenteuer auf der Lucky Lady“ (1978) und „Der Clou“ (1978).

Eigentlich waren es sogar fünf Gründe. Grund 4: Barbra Streisand. Grund 5: Robert Redford. Beiden müssen einen glühenden Fan in der DDR-Kulturbehörde gehabt haben. Ihre Filme wurden sehr oft durchgewunken. Von der Streisand etwa „Funny Girl“ (1970), „Is‘ was, Doc?“ (1977) und „Yentl“ (1989). Bei Redford etwa „Die Unbestechlichen“ (1978), „Der Clou“ (1978) und „Der elektrische Reiter“ (1981)

In den 80er-Jahren zog eine gewisse Lockerung in den DDR-Kinos ein, zum Ende lief fast jeden Monat eine andere Hollywood-Produktion in den Kinos an. Der Grund war profan: Geld. In der Publikumsgunst standen die Filme ab den späten 70er-Jahren ganz oben und die daraus resultierenden Einnahmen machten es auch den staatlichen Stellen leichter, sich bei Filmankäufen über ideologische Bedenken hinwegzusetzen, hieß es vor einem Jahr im Programmheft zur Film-Reihe „Das Andere Amerika: Die USA im Filmbild der DDR“ im Berliner Zeughauskino.

Ein Date im Kino: Er eine Figur aus dem Film, sie eine Zuschauerin. „The Purple Rose of Kairo“ mit Jeff Daniels und Mia Farrow. Ein schöner melancholischer Film von Woody Allen.
Ein Date im Kino: Er eine Figur aus dem Film, sie eine Zuschauerin. „The Purple Rose of Kairo“ mit Jeff Daniels und Mia Farrow. Ein schöner melancholischer Film von Woody Allen.Everett Collection/imago

Natürlich wurden immer noch politische Filme, die das Leben in den USA kritisch beleuchteten, bei der Auswahl bevorzugt. Dazu zählt etwa „Coming Home – Sie kehren heim“, ein Versehrtendrama von Hal Ashby, das die Folgen des Vietnamkrieges sowohl bei Soldaten wie Daheimgebliebenen beschreibt (1982). Der Abstand zwischen US- und DDR-Premiere verkürzten sich: „Kramer gegen Kramer“ mit Dustin Hoffman und Meryl Streep lief nur ein Jahr später in der DDR-Kinos (1980) an.

Und plötzlich kamen auch Genres ins DDR-Kino, die bisher außen vor geblieben waren. Etwa Katastrophenfilme wie „Flammendes Inferno“ (1981) über ein Hochhausfeuer oder das Sportfilm-Drama „Vorhof zum Paradies“ mit Sylvester Stallone. Sogar die ganz großen Kinohits aus dem Westen kamen jetzt auf die Ost-Leinwände. Egal wie kitschig sie waren („Dirty Dancing“, 1989), egal wie durchgeknallt („Beverly Hills Cop“, 1987). Und manch ein Entscheider wird sich damals eingeredet haben, dass der Cop Axel Fowley (Eddie Murphy) ja irgendwie auch polizeikritisch ist.

Die DDR mochte Steven Spielberg und Woody Allen

In den 80ern schlug in der DDR auch die große Stunde von Regisseur Steven Spielberg. Mit „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ gab es 1985 erstmals großes SciFi-Kino von Berlin bis Gera zu sehen, drei Jahre später folgten „E.T.“ und „Die Farbe Lila“. Und noch ein US-Regisseur hatte anscheinend ein Abo auf die DDR-Leinwände – sehr zum Missfallen meiner damaligen Kollegen. Woody Allen. Auch er war dreimal zu sehen. Nach „Broadway Danny Rose“ folgten „The Purple Rose of Cairo“ und „Hannah und ihre Schwestern“.

So sah es am Kino International in Berlin-Mitte öfter aus: Dutzende stehen Schlange, um ein Ticket für einen Kinohit aus dem Westen zu bekommen.
So sah es am Kino International in Berlin-Mitte öfter aus: Dutzende stehen Schlange, um ein Ticket für einen Kinohit aus dem Westen zu bekommen.Dieter Bauer/imago

Aber egal, ob Steven Spielberg oder Woody Allen: Um die Kinohits aus den USA in der DDR zu sehen, musste man Schlange stehen und sich die Karten schon Wochen vorher besorgen. Die Kinos waren dann immer voll.

In der DDR: Die Hollywood-Hits in den Kinos

1980: „Klapperschlagen beißen nicht“, „Das verrückte California-Hotel“ „Kramer gegen Kramer“, „Hausbesuche“, „Norma Rae – Eine Frau steht ihren Mann“

1981: „Der elektrische Reiter“, „Eine ganz krumme Tour“, „Vorhof zum Paradies“, „Die drei Tage des Condor“, „Flammendes Inferno“, „Ich bin der Größte“.

1982: „The Band“, „Coming Home“, „The Rose“, „Der Grenzwolf“, „Jahreszeiten einer Ehe“

1983: „Inseln im Strom“, „Das zweite Kapitel“, „Omar Mukhtar – Löwe der Wüste“, „All That Jazz: Hinter dem Rampenlicht“, „Fast wie in alten Zeiten“, „Ein Teufelskerl“, „Missing: Vermisst“,  „… und Gerechtigkeit für alle“.

1984: „Am Goldenen See“, „The Bronx“, „Die Reise zur Insel des Grauens“, „Fame - Der Weg zum Ruhm“, „Tootsie“, „Das fliegende Auge“, „Hammett“, „Under Fire“, „Die Sensationsreporterin“, „Triumph des Mannes, den sie Pferd nannten“

1985: „Unheimliche Begegnung der dritten Art“, „Die Glücksritter“, „Beat Street“, „Kampf der Titanen“, „Krull“, „Zeit der Zärtlichkeit“, „Pechvögel: Die Chaoten-Clique“

Eddie Murphy startete 1987 auch in der DDR durch: Sein „Beverly Hills Cop“ brachte Kalifornien auch nach Ost-Berlin.
Eddie Murphy startete 1987 auch in der DDR durch: Sein „Beverly Hills Cop“ brachte Kalifornien auch nach Ost-Berlin.Everett Collection/imago

1986: „Zwei ausgekochte Gauner“, „Harry & Sohn“, „Silkwood“, „Star Trek: Der Film“, „Broadway Danny Rose“, „Excalibur“, „Es war einmal in Amerika“, „Immer auf die Kleinen“, „Die Frau in Rot“, „Die Herzensbrecher“, „A Chorus Line“

1987: „Cotton Club“, „The Purple Rose of Cairo“, „Amadeus“, „Rebell der Wüste“, „Beverly Hills Cop“, „Die Ehre der Prizzis“, „Jenseits von Afrika“, „In der Stille der Nacht“, „Zehn – Die Traumfrau“.

1988: „Der letzte Tycoon“, „Silverado“, „F/X – Tödliche Tricks“, „Ragtime“, „Mord à la Carte“, „E.T. – Der Außerirdische“, „Casanova“, „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“, „Die Farbe Lila“, „Salvador“, „Gottes vergessene Kinder“, „Der Aufstand alter Männer“, „Flashpoint – Die Grenzwölfe“, „Frances“, „Hannah und ihre Schwestern“, „Die Aufsässigen“, „Tod eines Handlungsreisenden“

1989: „Prince – Sign O’ the Times“, „Yentl“, „Das Messer“, „Gefährliche Freundin“, „Dirty Dancing“, „Flashpoint Mexico“, „Rendezvous mit einer Leiche“, „Mondsüchtig“, „Der Sizilianer“, „Das Haus in der Carroll Street“, „Das Schlafzimmerfenster“, „Nuts ... Durchgedreht“, „Platoon“. ■