Skandal um „Palim, palim“

Der umstrittene TV-Sketch von Dieter Hallervorden: Er stammt aus der DDR

„Palim, palim“: Die Aufregung ist noch immer groß über Hallervordens Neufassung seines berühmtesten Sketches. Dabei stammte dieser gar nicht von ihm.

Author - Norbert Koch-Klaucke
Teilen
Dieter Hallervorden in der Neuauflage seines berühmten „Palim, palim“-Sketches.
Dieter Hallervorden in der Neuauflage seines berühmten „Palim, palim“-Sketches.Christoph Soeder/dpa

Die Nation regt sich auf: Wegen der Neuauflage des „Palim, palim“-Gags, den Didi Hallervorden (89) vergangenes Wochenende in der ARD-Show „75 Jahre ARD – Die große Jubiläumsshow“ zeigte. Die Worte „Negerkuss“ und „Zigeunerschnitzel“ fielen – und schon war der Skandal da. Was kaum einer weiß: Der „Palim, palim“-Sketch, der vor über 50 Jahren im Westfernsehen lief, stammte aus der DDR.

„Palim, palim, ich hätte gerne eine Flasche Pommes frites!" Es ist der berühmteste Sketch von Hallervorden. 1977 lief er in der ARD in Didis Sendung „Nonstop Nonsens“.  Mit „Palim, palim“ bringt man seitdem immer wieder den Komiker in Verbindung. Man glaubte damals, er hätte den Sketch sogar geschrieben. Dabei stammt er gar nicht aus seiner Feder.

Die Geschichte von zwei Knackis, die sich in einer Gefängniszelle langweilen und daher Kaufmannsladen spielen: Ausgedacht hatte sich diesen Sketch einer der berühmtesten Unterhaltungskünstler der DDR – Heinz Quermann (1921-2003).

Der Entdecker von DDR-Stars wie Frank Schöbel: Quermann war auch Autor, schrieb für  seine Sendungen wie „Da lacht der Bär“ und „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ sich die Sketche, die stets die Zuschauer zum Lachen brachten. Kein Wunder, dass sich auch Dieter Hallervorden damals vom Talente-Profi aus dem Osten helfen ließ.

DDR-Legende Heinz Quermann schrieb den legendären „Palim, palim“-Sketch.
DDR-Legende Heinz Quermann schrieb den legendären „Palim, palim“-Sketch.Härtel-Press/imago

Hallervorden gab das vor Jahren sogar zu, als ein anderer Komiker behauptete, Didi hätte „Palim, palim“ von ihm geklaut. „Den Sketch habe ich für 500 Mark von einem Autoren in Ostberlin gekauft“, erzählte Hallervorden. Und er nannte den Namen: Heinz Quermann. Quermanns Tochter bestätigte damals dem KURIER diese Geschichte.

„Palim, palim“: Dieter Hallervorden zahlte 500 D-Mark für seinen berühmtesten Sketch

Für den Talente-Vater der DDR waren 500 Westmark viel Geld. Für Hallervorden war der Preis ein Schnäppchen. Denn mit „Palim, palim“ startete der Komiker voll durch. Allerdings waren in der damaligen Sketch-Version nicht von „Negerkuss“ und „Zigeunerschnitzel“ die Rede. Warum auch. Darüber hätte sich Ende der 70er Jahre kein Mensch aufgeregt.

Knapp 50 Jahre später ist das anders. Zum Leidwesen Hallervordens. „Satire wird nicht mehr verstanden“, schrieb er auf Instagram. „Woke Menschen von heute versuchen ängstlich, nicht aus der Reihe zu tanzen, befolgen akribisch alle SocialMedia Gebote, um keine Likes aufs Spiel zu setzen und verstehen keine Satire mehr, weil Satire aus Angst vor Missverständnissen nicht mehr vorkommt. In Ermangelung von Mut, sich über die wirklichen Missstände zu erregen, weil diese anzuprangern, grade nicht in Mode ist, ereifert man sich über einen Komiker, der auf einem Knastbett sitzt und einen berühmten Sketch mit neuem Text beginnt.“ ■