Die fünfte Jahreszeit soll auch im Osten offiziell Kult sein: Fünf Karnevalsverbände aus Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wollen ihre jahrhundertealte Tradition als immaterielles Kulturerbe anerkennen lassen.
Die gemeinsame Bewerbung liegt bereits beim thüringischen Kulturministerium, das sie nun an das bundesweite Verzeichnis weiterleitet. Doch Geduld ist gefragt: Eine Entscheidung könnte bis zu zwei Jahre dauern, berichtet der RBB.
Während im Rheinland Funkenmariechen und Militärparodien den Ton angeben, pochen die Ostverbände auf ihre ganz eigene Geschichte. Der Karneval zwischen Elbe und Erzgebirge wurzelt in Maskenbällen und Redouten, die schon 50 Jahre vor dem rheinischen Frohsinn zur Regel wurden.
Was einmal an Fürstenhöfen in Dresden, Weimar oder Potsdam begann, wanderte schnell in die Städte und Dörfer und wurde zum Volksvergnügen mit einem gewissen Anspruch.
Ostdeutscher Karneval hat fast 100.000 Mitglieder
Auch die politische Dimension fehlt nicht: In den fünfziger und siebziger Jahren wurden viele Vereine zu Orten des versteckten Widerspruchs. Büttenreden dienten als Ventil für Anspielungen, die zwischen den Zeilen verstanden wurden.

Bis heute pflegen viele Gruppen diese Tradition des gesprochenen Wortes. Als feine Kunst, Witz mit Haltung zu verbinden. Die Vielfalt ist enorm: Von der Schifferfastnacht an der Elbe über das „Zampern“ in der Lausitz bis hin zum Skifasching im Erzgebirge, überall zeigt sich der Karneval mit regionalem Einschlag.


