Bunt und wieder modern

DDR-Möbelausstellung: „Z-Stuhl“ und „Garten-Ei“ sind wieder angesagt

Sie sind der Produkte schwedischer Möbelhäuser überdrüssig. Dann sind Sie in dieser Ausstellung genau richtig. Gezeigt werden knallig bunte Schätze aus der DDR-Möbelproduktion.

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 „Garten-Ei“ aus Polyurethan vom VEB Synthesewerk Schwarzheide aus dem Jahr 1968 in der Ausstellung „PURe Visionen. Kunststoffmöbel zwischen Ost und West“ im Museum für Utopie und Alltag. Die Ausstellung läuft vom 03. August 2024 bis 30. März 2025.
„Garten-Ei“ aus Polyurethan vom VEB Synthesewerk Schwarzheide aus dem Jahr 1968 in der Ausstellung „PURe Visionen. Kunststoffmöbel zwischen Ost und West“ im Museum für Utopie und Alltag. Die Ausstellung läuft vom 03. August 2024 bis 30. März 2025.Jens Kalaene/dpa

Wenn Sie als Ossi diese Ausstellung besuchen, werden Sie jede Menge Aha-Erlebnisse haben und ein „Das kenne ich auch noch“ dürfte vielen über die Lippen kommen. Das Museum Utopie und Alltag in Eisenhüttenstadt macht ab dem 3. August 2024 auf „Plaste und Elaste“-Möbelhaus, widmet sich dem Boom der knalligen und ungewöhnlich geformten Kunststoffmöbel, der in den 70er-Jahren in der DDR Einzug hielt. 

Möbel aus der DDR: „Ostig“ gilt wieder als modern

Krasse Formen und quietschbunte Möbel - viele Ausstellungsstücke sind Ikonen des ostdeutschen Designs.  Zu Beginn der 70er-Jahre seien immer mehr synthetische Werkstoffe für die Möbelproduktion genutzt worden, sagt einer der Macher der Ausstellung, Axel Drieschner. Neue Formen wurden möglich und es wurde richtig bunt in ostdeutschen Wohnstuben. Insbesondere der Kunststoff Polyurethan (PUR) – der auch namensgebend für die Ausstellung „PURe Visionen“ ist – wurde exzessiv genutzt. Das Zeug galt als Material der Stunde – mit konstruktiv ähnlichen Eigenschaften wie Holz.

Die Exponate wurden zunächst von wenigen westdeutschen Firmen produziert. Die DDR bemühte sich um die Technologie und wurde so laut Drieschner in den 70ern zum größten Hersteller von Kunststoffmöbeln. Einfach und günstig in der Produktion versprachen sie eine einheitliche Versorgung der Bevölkerung mit modernen Möbeln. 

Kurator Axel Drieschner bei letzten Vorbereitungen für die Ausstellung "PURe Visionen. Kunststoffmöbel zwischen Ost und West“ im Museum für Utopie und Alltag. 
Kurator Axel Drieschner bei letzten Vorbereitungen für die Ausstellung "PURe Visionen. Kunststoffmöbel zwischen Ost und West“ im Museum für Utopie und Alltag. Jens Kalaene/dpa

Massenhaft waren die Möbel insbesondere in Schwarzheide und in Schwedt hergestellt worden, so Drieschner. Der „Z-Stuhl“ sei beispielsweise in Schwedt 10.000-fach produziert worden, ebenso wie das „Garten-Ei“.  

DDR-Möbel: „Z-Stuhl“ und „Garten-Ei“ erleben eine Renaissance

Mit der Wende verloren auch die Kunststoffmöbel an Sichtbarkeit, erklärte Drieschner. „In den 90er-Jahren wurden viele dieser Möbel überdrüssig.“ Gegenstände aus der DDR wurden entsorgt, fristeten oft ein trauriges Dasein im verstaubte Keller. „Das betrifft nicht nur dieses Kunststoffmobiliar“, erklärte Drieschner.

Verschiedene orangefarbene Objekte. Die Ausstellung zeigt vom 03. August 2024 bis 30. März 2025 Objekte aus Polyurethan (PUR) und beleuchtet ihre kulturelle Bedeutung. 
Verschiedene orangefarbene Objekte. Die Ausstellung zeigt vom 03. August 2024 bis 30. März 2025 Objekte aus Polyurethan (PUR) und beleuchtet ihre kulturelle Bedeutung. Jens Kalaene/dpa

Seit einigen Jahren ändert sich da einiges. Die Designs sind wieder modern. Erst waren die Möbel unter dem Begriff der „Ostmoderne“ in einer sehr designaffinen Szene beliebt, führte der Kurator aus. Mittlerweile hätten die Stücke wieder einen großen Interessentenkreis erobert. Gut erhaltene Möbel seien heute „Goldstaub“ und wechselten für beträchtliche Summen den Besitzer.

Ein Gliedertisch und der Klappstuhl "Lucy" aus Polyurethan ist in der Ausstellung "PURe Visionen. Kunststoffmöbel zwischen Ost und West".
Ein Gliedertisch und der Klappstuhl "Lucy" aus Polyurethan ist in der Ausstellung "PURe Visionen. Kunststoffmöbel zwischen Ost und West".Jens Kalaene/dpa

Schlecht oder mäßig erhaltene Stücke seien aber recht häufig, betont Drieschner. Diese bekomme man relativ günstig. Einige der Designs würden auch wieder neu aufgelegt: So produziere eine Firma in Chemnitz aktuell wieder den bekannten Z-Stuhl der DDR-Moderne.

Die Ausstellung ist ab Sonnabend (3. August 2024) bis zum März in Eisenhüttenstadt zu sehen. ■