Buch in Berlin vorgestellt

Beatles und die DDR: Ulbricht machte Schluss mit „Yeah, Yeah, Yeah“

Wie SED-Chef Walter Ulbricht den Beatles einst den Stecker zog – Musikexperte stellt am Abend sein Buch in Grünau vor.

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„A Hard Day’s Night“ – so hieß der Film der Beatles von 1964.
„A Hard Day’s Night“ – so hieß der Film der Beatles von 1964.www.imago-images.de

Sie waren jung, wild – und machten Musikgeschichte: Die Beatles schossen 1963 ihr erstes Nummer-eins-Album „Please Please Me“ durch die Decke. Zwei Jahre später eroberten sie sogar den Osten: Drei Singles und ein ganzes Album erschienen in der DDR! Doch dann kam der abrupte Bruch – mit einem einzigen Satz von ganz oben! SED-Chef Walter Ulbricht ließ 1965 bei einer Parteirede die Bombe platzen: „Ich denke, Genossen, mit der Monotonie, mit dem Yeah, Yeah, Yeah und wie das alles heißt, sollte man doch Schluss machen.“

Mit einem Schlag gerieten Hunderte Beat-Bands in der DDR unter staatlichen Druck. Die kleine Hoffnung auf musikalische Öffnung – eiskalt erstickt. Musikexperte und Ex-Radiomoderator Wolfgang Martin (Jahrgang 1952) hat sich genau dieser Geschichte gewidmet – in seinem Buch: „Schluss mit dem Yeah, Yeah, Yeah? Die Beatles und die DDR“.

Am Abend stellt er sein Werk in der Kulturtribüne Grünau vor – bei einer musikalischen Lesung mit echtem Star-Faktor! Mit auf der Bühne: Manuel Schmid von der legendären Stern-Combo Meißen. Für den neuen Frontmann (Jahrgang 1984) wird’s sicher ein besonderer Abend – denn Wolfgang Martin erzählt, wie der SED-Chef die Beatmusik einst als „Dreck aus dem Westen“ beschimpfte.

Tumulte bei einem Rolling-Stones-Konzert

Dabei war die Beatmusik in der DDR anfangs sogar willkommen – als jugendlicher Frohsinn. Doch 1965 war Schluss mit lustig! Der Auslöser: Tumulte bei einem Rolling-Stones-Konzert in der Waldbühne in West-Berlin. Zerstörte Bänke, Schlägereien mit der Polizei – das war der DDR-Führung zu viel. Die Order von oben: „In aller Härte gegen solche Auswüchse vorgehen!“ Die Rede war plötzlich von „Hottentottenmusik“ …

Wolfgang Martin zeigt in seiner Lesung, wie die Beatles trotzdem Spuren in der DDR hinterließen – und wie Erich Honecker später die Musikpolitik lockerte. Bands wie Puhdys und Karat durften offiziell rocken, aber auch kritischere Gruppen wie City, Pankow und Silly waren auf den Bühnen des Ostens zu hören. Am Ende wurde die Szene sogar laut, frech – und punkig! Und: Weltstars wie Bruce Springsteen, Bob Dylan und Joe Cocker durften schließlich im Arbeiter- und Bauernstaat auftreten – Beatles hin oder her!