Sie führte „Gold-Kati“ Katarina Witt in den Olymp des Eiskunstlaufens. Ein Leben lang stand sie im Rampenlicht, bis es zuletzt still um die legendäre Eiskunstlauf-Trainerin wurde. Am Donnerstagvormittag starb Jutta Müller mit 94 Jahren in einem Bernauer Pflegeheim, wie der MDR berichtet.
Zwei Olympiasiege für Katarina Witt, zahlreiche weitere Medaillen für deutsche Eiskunstlaufstars wie Annett Pötzsch, Gabrielle „Gaby“ Seyfert und Dr. Jan Hoffmann gingen auch auf das Konto der wohl bekanntesten Trainerin der Welt. Jutta Müller, die Frau, die stets Disziplin und Strenge ausstrahlte, und als fachlich als eine der weltbesten Eiskunstlauftrainerinnen der Welt gilt, hatte ein Händchen für den Erfolg und lebte ein Leben für Salchow, Toeloop, Rittberger und Co.

Seit dem Sommer 2022 lebte die Grande Dame des Eiskunstlaufs in Bernau bei Berlin im Pflegeheim. „Ich habe meine Mutter in meine Nähe geholt, dadurch können mein Mann Egbert und ich Mama schneller und öfter besuchen“, erklärt die zweimalige Weltmeisterin Gaby Seyfert damals den Umzug ihrer Mutter von Chemnitz nach Brandenburg. Nur schweren Herzens hatte Jutta Müller ihre Heimat Chemnitz verlassen.
Bis zuletzt nannte Katarina Witt ihre Trainerin und Bezugsperson „Frau Müller“. „Frau Müller ist für mich immer Frau Müller. Aus Respekt! Und trotzdem ist sie mir ganz nah“, erinnerte sich die Olympiasiegerin Katarina Witt zum 90. Geburtstag von Jutta Müller. Jutta Müller, die Garantin für Erfolg, sei auch die einzige gewesen, die Witt habe anschreien dürfen, erinnert sich der Eiskunstlaufstar.
Medaillen bei Olympia und Weltmeisterschaften
Insgesamt brachten es die Schüler von Jutta Müller auf 57 Medaillen bei Olympia, bei Welt- und Europameisterschaften. Die erste Medaille feierte Müller mit Tochter Gaby 1966 bei den Europameisterschaften in Bratislava. Als letzter ihrer Schülerinnen stand 1990 bei den Europameisterschaften in Leningrad Evelyn Großmann auf der höchsten Stufe des Siegerpodests.

Doch es war die Zusammenarbeit mit Katarina Witt, die Trainerin und Elevin zu Weltruhm brachten. Anfang der 1980er erlebte das Eiskunstlaufen einen Boom, das „schönste Kind des Sozialismus“ Kati Witt schien unter der Führung Jutta Müllers unbesiegbar. Sie gewann vier WM-Titel und Gold bei den Olympischen Spielen 1984 und 1988.
Eine Traumkür erlebte Jutta Müller bei Olympia 1988 in Calgary – durch Kati Witt als „Carmen“ vor wohl einer Milliarde TV-Zuschauer in aller Welt, die Witts Rivalin Debbie Thomas mit der selben Nummer auf die Plätze verwies.

Auch beim mittlerweile sogar verfilmten Comeback des Traum-Duos 1994 bei den Spielen in Lillehammer wurde Katarina Witt von Jutta Müller trainiert. Kati Witt damals: „Sie wurde nach der Wende bedauerlicherweise kaltgestellt. Ich wollte, dass sie den verdienten Respekt noch einmal zu spüren bekommt.“ Es gab einen respektablen achten Platz. „Ohne sie hätte ich nie diese Weltkarriere erreicht“, sagte Katarina Witt über ihre Trainerin, als sie 90 Jahre alt wurde. „Man wusste, sie ist streng, der dauerhafte Erfolg gab ihr recht, und sie ließ nichts durchgehen. Die Zeit mit ihr hat mich für immer gestählt.“
Bis in ihre 80er Jahre stand Jutta Müller noch als Trainerin in Chemnitz mit Nachwuchstalenten auf dem Eis. Nach der Wende hatte sie ihre Karriere im Westen nicht auf der großen Bühne und in den Verbänden fortsetzen können. „Mit ihr verliert die Eiskunstlauf-Welt eine der größten Trainerpersönlichkeiten“, sagte heute Andreas Wagner, Präsident der Deutschen Eislauf-Union.