Krebs-Tod mit 80 Jahren

„Zauberpeter“ Peter Kersten: Der DDR-Star plante seine Beerdigung!

Im Sommer feierte er noch seinen Geburtstag mit Freunden. Nur enge Vertraute wussten, wie schwer krank er da schon war.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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„Zauberpeter“ Peter Kersten bei einer Lesung: 2012 hatte der DDR-Starmagier seine Biografie veröffentlicht.
„Zauberpeter“ Peter Kersten bei einer Lesung: 2012 hatte der DDR-Starmagier seine Biografie veröffentlicht.Jörn Haufe/imago

„Zauberpeter“ nannte man ihn liebevoll. Peter Kersten, der Star-Magier des Ostens, der es wie kein anderer verstand, die DDR zu verzaubern. Dazu brauchte er keine billigen Tricks, er brauchte auch nicht die bombastische Show wie Siegfried und Roy. Wenn Kersten mit seinen magischen Künsten im DDR-Fernsehen oder auf den Bühnen des Landes auftrat, reichten schon sein Charme und sein Humor, um das Publikum in den Bann zu ziehen. Nicht nur in der DDR – auch im Westen war er ein Star. Nun hat am Dienstag sein Herz für immer aufgehört zu schlagen.

„Frau Puppendoktor Pille“ erinnert sich an den „Zauberpeter“

Kersten starb in seiner Wahlheimat Coswig (Sachsen) in einem Hospiz. Urte Blankenstein (79) machte die traurige Nachricht auf Facebook öffentlich. Die Darstellerin von „Frau Puppendoktor Pille“ kannte „Zauberpeter“ seit über 50 Jahren, war jahrelang auch seine Assistentin. „Seine jetzige Assistentin rief mich abends an, sagte, dass Peter gestorben ist“, sagt Blankenstein dem KURIER. „Ich trauere um einen Kollegen und Freund, dem ich viel zu verdanken habe.“

Star-Magier Peter Kersten verstand es, sogar mit Kartentricks sein Publikum zu begeistern.
Star-Magier Peter Kersten verstand es, sogar mit Kartentricks sein Publikum zu begeistern.Eventpress/imago

DDR-Magier Peter Kersten: Letzte Ruhestätte auf Friedwald-Friedhof

Im Sommer hatte Kersten noch mit Freunden scheinbar unbeschwert seinen 80. Geburtstag gefeiert. Nur seine engsten Vertrauten wussten, dass er an Krebs erkrankt war, sich Metastasen in seinem Körper gebildet hatten. „Wir sprachen über den Tod“, sagt Blankenstein. Er plante auch schon seine Beerdigung. Seine letzte Ruhestätte soll der Friedwald-Friedhof bei Coswig sein.

1943 wurde Kersten in Forst (Brandenburg) geboren. Schon als Kind zauberte er. Wenn Kersten später weltweit als „The Magic Doctor“ angekündigt wurde, stimmte das auch. „Er wollte Physiker werden“, sagt Blankenstein. Kersten studierte in Jena, machte seinen Doktor in Chemie und Physik.

Doch die Zauberei ließ ihn nicht los. 1964 entdeckte der DDR-Talentevater Heinz Quermann den noch studierenden Magier und holte ihn in seine TV-Show. Darauf bekam Kersten die TV-Sendung „Köpfchen“. Nach seiner Promotion startete Kersten auf der Bühne durch, zauberte an der Seite von Clown Ferdinand in der Friedrichstadt-Palast-Revue „Hokus Pokus Ferdinand“ in Berlin.

Schauspielerin Urte Blankenstein („Frau Puppendoktor Pille“) war jahrelang die Assistentin von DDR-Magier Peter Kersten: „Ich habe Zauberpeter viel zu verdanken.“
Schauspielerin Urte Blankenstein („Frau Puppendoktor Pille“) war jahrelang die Assistentin von DDR-Magier Peter Kersten: „Ich habe Zauberpeter viel zu verdanken.“Carsten Koall/KURIER

Frau Puppendoktor Pille: „Zauberpeter ließ mich auf einem Zehn-Meter-Turm in der Luft schweben“

Seine magische Kunst kam an – weltweit. 1977 wurde Kersten zum Academy of Magical Arts nach Hollywood eingeladen und erhielt den Zauber-Oscar. „Auf vielen Magier-Weltmeisterschaften war Peter, holte oft den Titel“, sagt Blankenstein. „Er hatte ja auch wahnsinnige Nummern. So zauberte Peter als erster Magier der Welt im Friedrichstadt-Palast unter Wasser. Er war ja Taucher.“

Über das DDR-Kinderfernsehen kam „Zauberpeter“ zu „Frau Puppendoktor Pille“. Blankenstein: „Das war 1981, Peter trat als Zauberer in meinem Bühnenprogramm auf.“ Doch er blieb nicht lange. Das Fernsehen holte ihn zurück. Mit „Zauber auf Schloß Kuckuckstein“, mit Edgar Bülow als Magier-Butler, errang er Kultstatus, genauso wie mit der Kindersendung „Kunterbunt“. Auch seine Zaubereien in „Ein Kessel Buntes“ sind unvergessen.

Peter Kersten und Edgar Bülow in der TV-Kultsendung  „Zauber auf Schloß Kuckuckstein“ des DDR-Fernsehens
Peter Kersten und Edgar Bülow in der TV-Kultsendung „Zauber auf Schloß Kuckuckstein“ des DDR-FernsehensGunter Hübner/imago

Durch den Erfolg durfte der DDR-Starmagier in den Westen – vor allem als Zauberer für Kinder. Und er nahm „Frau Puppendoktor Pille“ als seine Assistentin mit. „Wir reisten quer durch Westeuropa, waren in Afrika“, sagt Blankenstein. „In Mosambik ließ er mich in einem Schwimmbad auf einem Zehn-Meter-Turm in der Luft schweben. Ich hatte da oben echt Panik!“

DDR-Starmagier Peter Kersten: Er zauberte vor der Tochter des US-Präsidenten Jimmy Carter

„Zauberpeter“ reiste durch die Welt, war oft in den USA. „Er traf sich auf Magier-Messen mit Siegfried und Roy, er zauberte bei der Nasa und trat sogar vor der Tochter des damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter auf“, sagt Blankenstein. Auch nach dem Ende der DDR rissen die Auftritte für „Zauberpeter“ nicht ab, der kurzzeitig mit einer Indonesierin verheiratet war. Immer wieder zog es ihn zu dem sächsischen Schloss Kuckuckstein, das seine künstlerische Heimat war – bis zum Schluss. Millionär wurde Kersten durch seine Magie nicht. Dafür hat er aber die Herzen von Millionen Menschen verzaubert. ■