Die einen hassen sie, für die anderen boten sie oft die ersten Wohnungen mit Zentralheizung und Fahrstuhl. Nun macht ausgerechnet Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) einen radikalen Vorschlag: Er will die Plattenbauten wiederbeleben, um das immer krassere Wohnungsproblem in Deutschland damit zu beheben!
Scholz will Plattenbau-Siedlungen wie in Siebzigerjahren
Scholz sprach zwar nicht explizit von den DDR-Plattenbauten, doch Großwohnsiedlungen mit zehntausenden Bewohnern waren vor allem eine Spezialität der DDR: „Für ganz Deutschland kann man sagen: Wir brauchen wahrscheinlich 20 neue Stadtteile in den meistgefragten Städten und Regionen – so wie in den Siebzigerjahren“, so Scholz auf einer Veranstaltung der Zeitung „Heilbronner Stimme“ am Sonntagabend.
Damals wurden sowohl in Westdeutschland wie auch in der DDR ganze Stadtteile neu errichtet. Im Osten entstanden so Großbezirke wie Marzahn und Hellersdorf – im Westen Berlins wuchsen Betonbauten in Stadtteilen wie dem Märkischen Viertel (MV) oder dem Falkenhagener Feld aus dem Boden.
Lange war diese Bauart in Verruf geraten, doch nun forderte Scholz ein „Umdenken“. Man brauche Bauland und es müsse zukünftig auch wieder höher gebaut werden, um den Bedarf an Wohnungen zu decken.

Berliner Politik setzt eher auf schnelles Bauen
Von Berliner Politikern gibt es zu den Kanzler-Anregungen bisher noch keine Reaktion. Bausenator Christian Gaebler (SPD) setzt vor allem auf schnelleres Bauen. „Das, was wir als Landesgesetzgeber machen können, werden wir dann sicherlich vorantreiben – auch an Abstimmungen mit dem Land Brandenburg“, sagte Gaebler am Montag in der Parlamentarischen Konferenz Berlin-Brandenburg.
Die Regierungschefs der Länder und Kanzler Olaf Scholz hatten sich vor einer Woche auf einen Beschleunigungspakt geeinigt, mit dem Wohnungen, Windräder, Stromtrassen und Bahnstrecken schneller gebaut werden können. Dafür hatten sich die Länder Berlin und Brandenburg zuvor eingesetzt.