Rotkehlchen & Co.

Westen abgehängt: Vögel im Osten sind Frühstarter und zwitschern schon los

Dank des früheren Sonnenaufgangs und höherer Temperaturen legen jetzt schon die ersten Singvögel los. 

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Das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) sitzt auf einem Ast. Kaum werden die Tage länger, sind bei uns die ersten Vogelgesänge zu hören.
Das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) sitzt auf einem Ast. Kaum werden die Tage länger, sind bei uns die ersten Vogelgesänge zu hören.Burkhard Sauskojus/epd

Hier hat der Osten klar die Nase vorn. Kaum werden die Tage länger, sind die ersten Vogelgesänge zu hören. Deshalb sind Vögel in Berlin oder Brandenburg wegen des früheren Sonnenaufgangs auch eher dran als ihre Artgenossen weiter im Westen. „Vor allem Meisen, aber auch Rotkehlchen und Zaunkönige zwitschern schon“, sagt Martin Rode, Geschäftsführer des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND).

Der Gesang beginnt bereits in der ersten Morgendämmerung. „Die Vögel reagieren auf wärmere Temperaturen und auf das Licht“, betont der Experte. „Im Vogelgesang gibt es je nach Region sogar Dialekte.“ Besonders deutlichen Einfluss habe der Klimawandel auf die Zugvögel. Einige Arten blieben aufgrund milderer Winter mittlerweile bei uns und verzichteten auf die Reise in den Süden.

Viele Zugvögel kehren vier Wochen eher aus ihren Winterquartieren zurück

Aber auch bei den Tieren, die unterwegs sind, gibt es teils frappierende Entwicklungen. So hat Rode zufolge die Mönchsgrasmücke aufgrund des Klimawandels ihre Wege komplett umgestellt: „Früher zogen die Vögel im Winter an das Mittelmeer, heute fliegen viele von ihnen nach Südengland, weil es dort für sie jetzt mild genug ist. Das bedeutet kürzere Zugwege und eine größere Chance, bei der schnelleren Rückkehr in Deutschland bessere Brutplätze zu ergattern.“

Auch Kohlmeisen (Parus major) sind jetzt schon wieder früh am Morgen zu hören.
Auch Kohlmeisen (Parus major) sind jetzt schon wieder früh am Morgen zu hören.Heike Lyding/epd

Überhaupt kehrten viele Zugvögel zwischenzeitlich bis zu vier Wochen früher aus ihren Winterquartieren zurück als noch vor Jahrzehnten. Langstreckenzieher wie die Nachtigall, die Gartengrasmücke oder der Pirol seien dagegen nicht so flexibel. Das bringe auch Probleme, weil die Ankunfts- und Brutzeiten der Populationen nicht mehr synchron seien zu den Spitzenzeiten der Insektenvermehrung.

Was sich im Übrigen so schön anhört, hat in erster Linie mit der Daseinsvorsorge zu tun. „Meistens hören wir nur die Männchen, die ihre Reviere abstecken und Weibchen anlocken wollen. Wer schön, laut und komplex singt, gilt als besonders fit und verspricht einen guten Bruterfolg“, sagt Rode.

Wer sich über vielfältiges Vogelgezwitscher freuen möchte, sollte seinen Garten, so er denn einen hat, entsprechend gestalten, rät der Umweltschützer. Vögel fühlten sich besonders da wohl, wo es eine Vielfalt an heimischen Büschen und Hecken gebe sowie dornenbesetzte Sträucher, Tränken, alte Hochstamm-Obstbäume und Nistmöglichkeiten. Flächen mit heimischen Blühpflanzen und wilde Ecken sind wichtig, weil sie Nahrung und Unterschlupf für Insekten bieten. „Überhaupt ist es auch für die Vögel extrem wichtig, dass wir Insektenschutz betreiben.“ ■