Berlin wird für die Berliner immer unbezahlbarer. Innerhalb von zwölf Jahren haben sich die Angebotsmieten in der Hauptstadt fast verdoppelt. Was auffällt: Besonders die Mieten im Ostteil der Stadt sind angezogen. Acht der zehn teuersten Kieze listet der aktuelle Wohnungsmarkbericht der Investitionsbank Berlin (IBB) dort auf. KURIER zeigt, wo die Preise besonders explodiert sind.
Die Berliner Angebotsmiete lag im Jahr 2023 im Schnitt bei 13,99 Euro pro Quadratmeter. Das ist eine Steigerung 2,45 Euro pro Quadratmeter bzw. 21,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig ging die Anzahl der Inserate stark zurück, was natürlich den Preisdruck erhöht. Berlin wächst, doch immer weniger Baugenehmigungen werden erteilt. Vor allem preiswerte Wohnungen fehlen.
Teuer-Bezirk Nr. 1: Friedrichshain-Kreuzberg
Der teuerste Berliner Bezirk ist Friedrichshain-Kreuzberg mit einer mittleren Angebotsmiete von 18,33 Euro pro Quadratmeter, gefolgt von Mitte (18,26 Euro/m²) und Charlottenburg-Wilmersdorf (17,20 Euro/m²).
Selbst die preiswertesten Berliner Bezirke liegen inzwischen bei über 10 Euro pro Quadratmeter. In Spandau wurde eine mittlere Angebotsmiete von 10,13 Euro pro Quadratmeter erfasst, gefolgt von Marzahn-Hellersdorf und Reinickendorf (beide 10,61 Euro/m²).
Die Folge: Die Wohnungen, die sich die Berliner leisten können, werden immer kleiner, die Pro-Kopf-Wohnfläche schrumpft - um 0,4 Quadratmeter auf jetzt 38,3 Quadratmeter. Auch hier gibt es ein Ost-West-Gefälle. In Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf ist Geld für größere Wohnungen da. Der Mittelwert liegt hier pro Kopf bei jeweils 43,9 Quadratmetern. Dem stehen 34,6 Quadratmeter in Lichtenberg gegenüber – der kleinste Wert unter den Bezirken. Ebenfalls unterdurchschnittlich war die Pro-Kopf-Wohnfläche in Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Marzahn-Hellersdorf, Neukölln und Spandau.
Was die Wohnungssuche für sozial Schwächere immer schwieriger macht: In Berlin sinkt seit Jahren die Zahl der mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnungen. 2022 entfielen nur noch 119.077 Wohnungen (sieben Prozent des Mietwohnungsbestandes) in dieses Segment. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies einen Rückgang um insgesamt 23.266 Wohnungen. Über den höchsten Anteil an mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnungen verfügen Treptow-Köpenick (14.170 Wohnungen) und Neukölln (14.316). Der niedrigste Anteil wurde in Lichtenberg (3383) ausgewiesen.
Schaut man sich die Preisentwicklung in den in den einzelnen Kiezen an, fällt auf, dass Belrin vor allem im Osten immer teurer wird. Ganze Innenstadt-Viertel in Friedrichshain, Mitte oder Pankow sind für viele nicht mehr bezahlbar. Auf Platz 1 liegt allerdings noch ein Kiez im Westen der Stadt, in Steglitz-Zehlendorf.
Die Teuer-Top 10 von Berlin
1. Dahlem (im Schnitt 26,85 Euro pro Quadratmeter, Steglitz-Zehlendorf): Zwischen Grunewald und Freier Universität Berlin gibt es viele große Villen und kleine Parks. Die Uni garantiert junges und hippes, studentisches Leben.

2. Wriezener Bahnhof (26,80 Euro, Friedrichshain): Dieses Viertel im Berliner Osten hat die Mietpreise von Dahlem inzwischen fast eingeholt. Zwischen Ostbahnhof und Bahnhof Warschauer Straße gelegen, sind hier die Preise explodiert. Auf der Spreeseite gibt es fast nur Neubau (Uber-Arena), Teuer-Wohnungen und die East- Side-Gallery, auf der anderen Seite der Bahnstrecke viel Gewerbe (Metro, Hornbach) - und den Touri-Magneten Berghain. Grenze des Viertels ist die Rüdersdorfer Straße.
3. Breitscheidplatz (25,61 Euro, Charlottenburg): Immer noch einer der Touri-Hotspots in der Stadt. Die Budapester Straße mit dem Bikini-Haus, Tauentzien und Kudamm mit vielen Geschäften und Restaurants. Dazu kommen Zoo-Palast, große Hotels und teure Häuser auf der Gründerzeit mit herrschaftlichen Wohnungen.
4. Wilhelmstraße (25,48 Euro, Mitte): War mal die letzte Straße vor der Mauer und erstreckt sich heute bis ins Regierungsviertel. Viele Politiker und Lobbyisten wohnen gerne nah am Reichstag und sorgen so für den Preisauftrieb.

5. Friedenstraße (25,01 Euro, Friedrichshain): Zwischen Barnim-Kiez mit dem Volkspark Friedrichshain und Karl-Marx-Allee gelegen, dort gesäumt von den prachtvollen Stalin-Bauten. In den vergangenen Jahren kamen gerade Richtung Landsberger Allee viele hochpreisige Neubauten hinzu.
6. Oranienburger Straße (24,60 Euro, Mitte): Ist eigentlich schon seit Anfang der 90er Jahre fest in Touri-Hand. Daran hat sich auch mit den Neubauten rings ums Tacheles nichts geändert, die sich wie Fremdkörper zwischen Friedrichstraße und Oranienburger Straße pressen. Mit Teuerwohnungen in der Auguststraße, mit vielen Restaurants und Fahrradstraßen, Durchfahrten für Autos sind verpollert.

7. Herzbergstraße (23,88 Euro, Lichtenberg): Reicht von der Landsberger Allee bis runter zum Landschaftspark Herzberge und dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Während die Herzbergstraße selbst von großen Gewerbeansiedlungen geprägt ist, gibt es in dem Areal aber auch Einfamilienhäuser und Neubau.
8. Trelleborger Straße (23,75 Euro, Pankow): Beliebter Familienkiez zwischen Neumann-, Wisbyer und Berliner Straße. Viel ruhiger als im benachbarten Prenzlauer Berg, mit viel Grün zwischen den Häusern. Viele Altbauten, am Ende der Straße gibt es dann auch noch ein paar Blöcke aus DDR-Zeiten.
9. Velodrom (23,66 Euro, Prenzlauer Berg): Ein Mix aus Altbauten hin zum Volkspark Friedrichshain und Neubau-Blöcken, die entlang des Velodroms in der Fritz-Riedelstraße gebaut wurden oder werden.

10. Heine-Viertel West (23,61 Euro, Mitte): Direkt am Ufer von Spree und Spreekanal gelegen, zwischen Heinrich-Heine-Straße und Spittelmarkt, mittendrin die Wallstraße und das Märkische Museum. Am Wasser wurden teure Wohnungen gebaut, auch mehrere Botschaften (Australien, Brasilien, Kongo) haben sich hier angesiedelt.
Marzahn-Hellersdorf: Hier finden Sie die billigsten Wohnungen
Als eine der wenigen preiswerteren Alternativen bleibt Marzahn-Hellersdorf. Hier wurden 2023 auch noch Angebotsmieten um oder knapp unter sechs Euro pro Quadratmeter aufgerufen. Dazu zählten Straßenzüge in rund um die Griesingerstraße, die Rollbergsiedlung, Treuenbrietzener Straße sowie in der Gegend um die Marzahner Promenade. Das billigste Viertel: Marzahn-West mit durchschnittlichen Mieten von 5,88 Euro. ■