Es wird immer eisiger

Weil Nachbarn stänkern: Kirche setzt Obdachlose vor die Tür!

Und das vor Weihnachten: Evangelische Samariter-Auferstehungsgemeinde in Berlin verweigert dem Nachtcafé für Obdachlose die Nutzung ihrer Räume.

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Obdachlose haben es in Berlin immer schwerer.
Obdachlose haben es in Berlin immer schwerer.Winfried Rothermel/imago

Das Herz von Friedrichshain wird kälter: Der gemeinnützige Verein „obDach? e.V.“ steht vor dem Aus. Ab dem 1. Januar 2025 verweigert die evangelische Samariter-Auferstehungsgemeinde in der Samariterstraße 27 dem Nachtcafé die Nutzung ihrer Räumlichkeiten, nach 24 Jahren! Die Entscheidung fällt mitten im Winter – für viele Obdachlose eine bittere Nachricht.

Nachbarschaftsbeschwerden über Lärm, Müll und betrunkene Gäste in den Hausfluren sind der Grund für die Entscheidung, schreibt der „Tagesspiegel“ (Bezahlschranke). Dazu kommen Vorwürfe einer Kita, die im selben Gebäude untergebracht ist. Angeblich wurden in den genutzten Räumen immer wieder Flaschen, Zigaretten und sogar Drogenutensilien gefunden. Die Kirche zieht Konsequenzen: Nach einer Renovierung sollen die Räume anderweitig genutzt werden und nicht mehr von den Bedürftigen.

Das Nachtcafé ist eine Institution in der Berliner Obdachlosenhilfe, es bietet donnerstags warmes Essen und einen Schlafplatz. Bis zu 80 Menschen kommen jede Woche, etwa 20 von ihnen übernachten auf Isomatten im Gemeindesaal und erhalten morgens ein Frühstück. Doch das ist bald vorbei.

Gerade jetzt im Winter sei das ein harter Schlag, sagt Rebecca Grawe vom Vereinsvorstand dem „Tagesspiegel“. „Für viele Menschen ist unser Nachtcafé seit Jahren ein wichtiger Anlaufpunkt und entsprechend wird ein Wegfallen unseres Angebots zahlreiche Menschen ungemein hart treffen.“

Auch Vorwürfe einer Kita gegen die Obdachlosen

Besonders zynisch findet Grawe das Argument der Kirche, die Räume künftig der Gemeinschaft im Kiez zur Verfügung zu stellen. Obdachlose gehören offenbar nicht dazu, kritisiert sie. Diese Menschen würden so noch weiter an den Rand gedrängt.

Die Samariterkirche in Berlin-Friedrichshain.
Die Samariterkirche in Berlin-Friedrichshain.Bernd Friedel/imago

Die kurzfristige Entscheidung sorgt für zusätzliche Not. Ersatzräume sind bisher nicht in Sicht. Dringend gesucht wird eine Fläche von mindestens 100 Quadratmetern, ausgestattet mit Küche, Lagerraum und sanitären Anlagen. Sie seien auf die Solidarität der Berliner  angewiesen, so Grawe. Der Verein selbst stellt Reinigungskräfte und bringt eigene Kochutensilien mit. Aber die Zeit drängt.

Am Donnerstag feierte der Verein seine Weihnachtsfeier vermutlich zum letzten Mal in der Samariterstraße. Es sollte lauter werden, denn der Abschied fällt schwer. Ob das Nachtcafé je wieder einen Platz findet, bleibt offen. Der Winter in Berlin –für viele wird er jetzt noch eisiger. ■