Feier-Aus

Tanz-Aus an der Spree: Kult-Club Watergate schließt 2024

Der legendäre Watergate Club schließt nach 22 Jahren – eine Ära des Berliner Nachtlebens endet. Was steckt hinter dieser Entscheidung?

Author - Veronika Hohenstein
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Der legendäre Club Watergate an der Spree schließt Ende 2024. Betreiber Ulrich Wombacher spricht über die Gründe und die wirtschaftliche Lage der Berliner Clubs.
Der legendäre Club Watergate an der Spree schließt Ende 2024. Betreiber Ulrich Wombacher spricht über die Gründe und die wirtschaftliche Lage der Berliner Clubs.Benjamin Pritzkuleit/Berliner Zeitung

Nach über 22 Jahren schließt der Watergate Club, einer der bekanntesten Berliner Clubs, seine Türen, das berichtet die Berliner Zeitung.

Der Club an der Oberbaumbrücke, direkt an der Spree, ist Kult: Berühmt für seine LED-Decke und Top-DJs, war er ein Hotspot der Berliner Techno- und House-Szene – jetzt wird noch bis Ende des Jahres gefeiert, und dann ist Schluss.

Ulrich Wombacher, einer der Mitgründer und Betreiber, erklärt im Interview mit der Berliner Zeitung, dass der Club aufgrund der veränderten wirtschaftlichen Bedingungen nicht mehr rentabel ist. Die Auswirkungen der Covid-Pandemie, steigende Energiekosten, Inflation sowie der Rückgang des internationalen Tourismus haben zu dieser Entscheidung geführt.

Kreuzberg hat viel von seinem einstigen Charme verloren, und ohne den Tourismus wird das noch sichtbarer.

Ulrich Wombacher

Schluss nach 22 Jahren: Watergate macht dicht

„Nach der Pandemie lief es nicht mehr so wie zuvor“, erklärt Wombacher. Zunächst gab es nach den Lockdowns ein kurzes Hoch, doch nach einigen Monaten blieben die Besucher aus. Viele haben während der Pandemie ihre Freizeit anders gestaltet, Musik wird zunehmend digital konsumiert und die Clubkultur hat an Bedeutung verloren“, so Wombacher.

Besonders problematisch sei wohl der Rückgang internationaler Gäste, die an einem Wochenende bis zu 70 Prozent der Besucher im Watergate ausmachten. Den vorher so kritisierten Billigtourismus gab es dann auch nicht mehr, die Airlines haben am BER reihenweise Strecken gestrichen. „Für einen Club, der vorher ein Magnet für Menschen aus ganz Europa war, ist das nicht gut.“

Pandemie, Inflation und Touristenrückgang: Die Gründe für das Aus

Die Berliner Clubszene wird sich verändern, aber sie wird nicht verschwinden.

Ulrich Wombacher

Im Gespräch mit der Berliner Zeitung schildert Womacher die Berliner Clubszene und meint, dass sie insgesamt an internationaler Relevanz verloren hätte. Während Clubs wie das Watergate früher als Karrieresprungbrett für DJs und Künstler galten, hat diese Rolle heute weitgehend Social Media und die Festivalkultur übernommen.

Große Events wie das Paul Kalkbrenner-Konzert in der Waldbühne, bei dem 20.000 Menschen teilnahmen, verdeutlichen den Wandel in der Branche. Festivals ziehen ein breiteres Publikum an und die Clubbesuche sind im Sommer stark zurückgegangen.

Das Watergate liegt direkt an der Spree mit Blick auf die Oberbaumbrücke – eine ikonische Lage, die den Club über 22 Jahre zu einem Hotspot der Berliner Partyszene machte.
Das Watergate liegt direkt an der Spree mit Blick auf die Oberbaumbrücke – eine ikonische Lage, die den Club über 22 Jahre zu einem Hotspot der Berliner Partyszene machte.Benjamin Pritzkuleit/Berliner Zeitung

Kreuzberg verliert seinen Glanz: soziale Probleme im Kiez

Ein weiterer Faktor für die Schließung ist die sich verändernde Umgebung in Kreuzberg. Wombacher beschreibt den Niedergang des Viertels: „Die Drogenszene, Obdachlosigkeit und Kriminalität haben stark zugenommen. Kreuzberg hat viel von seinem einstigen Charme verloren, und ohne den Tourismus wird das noch sichtbarer.“

Trotz der traurigen Umstände sieht Wombacher den Schritt mit einem gewissen Maß an Dankbarkeit. „Ich habe 22 großartige Jahre im Watergate erlebt. Nichts ist für immer und vielleicht ist es an der Zeit, Abschied zu nehmen.“ Wombacher betont, dass die Schließung des Watergate kein isoliertes Phänomen ist, sondern ein Symptom der allgemeinen Krise, die die Clubkultur in Berlin und weltweit betrifft.

Die Zukunft der Berliner Clubs bleibt ungewiss, aber Wombacher ist sich sicher, dass das Ende des Watergate eine Zeitenwende darstellt. „Die Berliner Clubszene wird sich verändern, aber sie wird nicht verschwinden.“■