Nach über 22 Jahren schließt der Watergate Club, einer der bekanntesten Berliner Clubs, seine Türen, das berichtet die Berliner Zeitung.
Der Club an der Oberbaumbrücke, direkt an der Spree, ist Kult: Berühmt für seine LED-Decke und Top-DJs, war er ein Hotspot der Berliner Techno- und House-Szene – jetzt wird noch bis Ende des Jahres gefeiert, und dann ist Schluss.
Ulrich Wombacher, einer der Mitgründer und Betreiber, erklärt im Interview mit der Berliner Zeitung, dass der Club aufgrund der veränderten wirtschaftlichen Bedingungen nicht mehr rentabel ist. Die Auswirkungen der Covid-Pandemie, steigende Energiekosten, Inflation sowie der Rückgang des internationalen Tourismus haben zu dieser Entscheidung geführt.
Kreuzberg hat viel von seinem einstigen Charme verloren, und ohne den Tourismus wird das noch sichtbarer.
Schluss nach 22 Jahren: Watergate macht dicht
„Nach der Pandemie lief es nicht mehr so wie zuvor“, erklärt Wombacher. Zunächst gab es nach den Lockdowns ein kurzes Hoch, doch nach einigen Monaten blieben die Besucher aus. Viele haben während der Pandemie ihre Freizeit anders gestaltet, Musik wird zunehmend digital konsumiert und die Clubkultur hat an Bedeutung verloren“, so Wombacher.
Besonders problematisch sei wohl der Rückgang internationaler Gäste, die an einem Wochenende bis zu 70 Prozent der Besucher im Watergate ausmachten. Den vorher so kritisierten Billigtourismus gab es dann auch nicht mehr, die Airlines haben am BER reihenweise Strecken gestrichen. „Für einen Club, der vorher ein Magnet für Menschen aus ganz Europa war, ist das nicht gut.“
Pandemie, Inflation und Touristenrückgang: Die Gründe für das Aus
Die Berliner Clubszene wird sich verändern, aber sie wird nicht verschwinden.
Im Gespräch mit der Berliner Zeitung schildert Womacher die Berliner Clubszene und meint, dass sie insgesamt an internationaler Relevanz verloren hätte. Während Clubs wie das Watergate früher als Karrieresprungbrett für DJs und Künstler galten, hat diese Rolle heute weitgehend Social Media und die Festivalkultur übernommen.
Große Events wie das Paul Kalkbrenner-Konzert in der Waldbühne, bei dem 20.000 Menschen teilnahmen, verdeutlichen den Wandel in der Branche. Festivals ziehen ein breiteres Publikum an und die Clubbesuche sind im Sommer stark zurückgegangen.

Kreuzberg verliert seinen Glanz: soziale Probleme im Kiez
Ein weiterer Faktor für die Schließung ist die sich verändernde Umgebung in Kreuzberg. Wombacher beschreibt den Niedergang des Viertels: „Die Drogenszene, Obdachlosigkeit und Kriminalität haben stark zugenommen. Kreuzberg hat viel von seinem einstigen Charme verloren, und ohne den Tourismus wird das noch sichtbarer.“
Trotz der traurigen Umstände sieht Wombacher den Schritt mit einem gewissen Maß an Dankbarkeit. „Ich habe 22 großartige Jahre im Watergate erlebt. Nichts ist für immer und vielleicht ist es an der Zeit, Abschied zu nehmen.“ Wombacher betont, dass die Schließung des Watergate kein isoliertes Phänomen ist, sondern ein Symptom der allgemeinen Krise, die die Clubkultur in Berlin und weltweit betrifft.
Die Zukunft der Berliner Clubs bleibt ungewiss, aber Wombacher ist sich sicher, dass das Ende des Watergate eine Zeitenwende darstellt. „Die Berliner Clubszene wird sich verändern, aber sie wird nicht verschwinden.“■