
Am Samstagnachmittag versinkt der Bezirk Mitte im Chaos: Zehntausende Teilnehmer werden laut Berichten zu einer Demonstration und einer Kundgebung gegen den Gaza-Krieg erwartet. Rund um den Großen Stern und das Brandenburger Tor sind etliche Straßen gesperrt. Die Polizei bereitete sich bereits in den vergangenen Tagen auf die Protestaktion vor. Wir halten Sie über die Entwicklungen in Berlin auf dem Laufenden!
Bündnis rechnet mit 50.000 Teilnehmern bei der Gaza-Demo in Mitte
Die Demonstration wird von einem Bündnis aus 50 Verbänden organisiert, zu denen auch die Palästinensische Gemeinde Deutschland und Amnesty International gehören. Das Bündnis selbst rechnete im Vorfeld mit 50.000 Teilnehmern. Bereits in den vergangenen Tagen wurden für die Großdemo Straßen gesperrt. Bei der Demo wollten die Teilnehmer über Spandauer Straße, Karl-Liebknecht-Straße, Unter den Linden, Wilhelmstraße, Dorotheenstraße, Scheidemannstraße, Yitzhak-Rabin-Straße und Straße des 17. Juni zum Großen Stern.

Am Abend ist außerdem eine große Kundgebung geplant, sie soll zwischen 17 und 22 Uhr auf der Wiese vor dem Bundestag stattfinden. In einer Ankündigung der Verkehrsinformationszentrale war die Rede von bis zu 30.000 Teilnehmern. „In dieser Zeit ist im Bereich Scheidemannstraße und im Regierungsviertel mit Verkehrseinschränkungen vor allem aufgrund des Zu- und Abstroms der Teilnehmenden zu rechnen“, kündigten die Verkehrs-Experten an.
Hallo Berlin,
— Polizei Berlin Einsatz (@PolizeiBerlin_E) September 27, 2025
an diesem sonnigen Samstag betreuen rund 1.800 Einsatzkräfte mehrere Versammlungen in #Mitte, #Kreuzberg und #Tiergarten. Hierzu unterstützen Einsatzkräfte der Polizeien Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Brandenburg und der Bundespolizei unsere Einsatz- und… pic.twitter.com/voCe0o37Cq
Großeinsatz für die Polizei: 1800 Beamte sind in Berlin im Einsatz
Auch die Polizei rüstete sich für Samstag - auch, weil die Gaza-Demo am Samstag nicht die einzige in Berlin ist (hier finden Sie unseren großen Überblick über die Demonstrationen in Berlin am Samstag). „Hallo Berlin, an diesem sonnigen Samstag betreuen rund 1.800 Einsatzkräfte mehrere Versammlungen in Mitte, Kreuzberg und Tiergarten“, schrieb die Behörde beim Kurznachrichtendienst X. „Hierzu unterstützen Einsatzkräfte der Polizeien Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Brandenburg und der Bundespolizei unsere Einsatz- und Alarmhundertschaften. Bitte rechnen Sie in den Bereichen mit Verkehrsbeeinträchtigungen.“

Zu Beginn versammelten sich am frühen Nachmittag tausende Teilnehmer am Roten Rathaus. In Sprechchören wurde „Free, free Palestine“ und „Hoch die internationale Solidarität“ skandiert. Auf Plakaten waren Forderungen wie „Gaza – Stoppt das Massaker“, „Nie wieder für alle“ und „Freiheit für Palästina“ zu sehen. Von einer Bühne ermahnte ein Organisator die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, keine Zeichen verbotener Organisationen zu zeigen und keine Sprüche zu skandieren, die ein Einschreiten der Polizei zur Folge hätten.
KURIER-Reporter berichten, dass mehrere Tausend Menschen auf das Gelände rund um den Neptunbrunnen strömten. Auch lange nach Beginn kamen sie aus den Ausgängen von U- und S-Bahn.
Polizei: Rund 50.000 Menschen nehmen am Protestzug teil
Am Nachmittag setzte sich der Demo-Zug vom Neptunbrunnen aus in Bewegung. Laut einer Sprecherin der Polizei nehmen 50.000 Menschen am Protestzug teil. Beobachter schätzen aber, dass die Zahl weitaus höher liegt. Zeitgleich lief am Nachmittag in Kreuzberg eine Gaza-Demo, hier bewegten sich die Teilnehmerinnen vom Moritzplatz zum Südstern. Die Polizei zählte rund 1200 Teilnehmer. Die Demo wurde von der Pllizei allerdings zwischenzeitlich angehalten, weil sich zahlreiche aggressiv verhielten und verbotene Parolen riefen.
Zweite Demonstration in Kreuzberg am Nachmittag aufgelöst
Am späten Nachmittag wurde die Demo aufgelöst – „wegen wiederholt begangener Strafaten“, sagte eine Sprecherin der Polizei. Das habe natürlich den Unmut vieler Teilnehmer ausgelöst, weshalb es zu Platzverweisen kam. Am Rand sei es zu einem medizinischen Notfall gekommen, berichtet die Behörde beim Kurznachrichtendienst X. „Durch Einsatz- und Rettungskräfte u. a. der Polizei Schleswig-Holstein wird die Person aktuell vor Ort versorgt und an die Kräfte eines Rettungswagens übergeben.“
Unsere Einsatzkräfte fordern die ehemaligen Teilnehmenden in #Kreuzberg weiterhin auf, den Ort zu verlassen.
— Polizei Berlin Einsatz (@PolizeiBerlin_E) September 27, 2025
Da einige ehemalige Teilnehmende dieser Aufforderung nicht nachkommen, führen unsere Einsatzkräfte freiheitsbeschränkende Maßnahmen durch.#b2709 pic.twitter.com/Fal1IdJaLt
Unter den Teilnehmern der großen Demo in Mitte entdeckten KURIER-Reporter unter anderem Mitglieder der Gewerkschaft Erziehung Wissenschaft. Fordern Sie auch die Freilassung der israelischen Geiseln und die Entwaffnung der Hamas? Das könne man nicht gegeneinander aufrechnen. „Hier geht es um Völkermord“, sagt ein Mann. Eine Gewerkschafterin sagt: „Die Bundesrepublik hat sich verpflichtet, keine Waffen in Kriegsgebiete zu liefern.“ Und ein Begleiter ergänzt, Deutschland grauenhafte Vergangenheit werde instrumentalisiert, um die Meinungsfreiheit einzuschränken.
Auch antisemitische Äußerungen und Parolen auf der großen Gaza-Demo in Mitte
Am Lustgarten stießen die Teilnehmer der Demonstration auf eine Gegendemo, etwa 60 Teilnehmer hatten sich hier versammelt. Auch die Omas gegen Rechts nehmen teil. Allerdings ist diese Gruppe gespalten, denn Omas gegen Rechts sind auch bei der grossen Gaza-Demo. Aus der großen Demo waren auch antisemitische Rufe und Parolen zu vernehmen, berichten KURIER-Reporter. Ein Mann hielt ein Plakat mit der Aufschrift „Netanhahu = Hitler, Groß-Israel = Großdeutschland, Gaza = Auschwitz“ in die Höhe.
„Intifada“-Rufe… #b2709 pic.twitter.com/UIwFZ5JH54
— Andreas Kopietz (@KopietzAndreas) September 27, 2025