Auf Berlins Straßen passieren immer wieder schlimme Unfälle, weil junge PS-Protzer den Fuß nicht vom Gaspedal nehmen können – und sich regelrechte Rennen liefern. Ob auf dem Kurfürstendamm, auf der Hermannstraße oder sogar auf der Stadtautobahn: Die Unvernunft im Verkehr siegt immer wieder. Ein Berliner Verkehrsexperte wagt nun einen besonderen Vorstoß: Forscher Andreas Knie fordert, dass Männer erst ab einem Alter von 26 Jahren den Führerschein bekommen.
Verkehrs-Forscher will Männern erst mit 26 Jahren den Führerschein geben
Sie haben richtig gelesen: Junge Männer sollen, wenn es nach Verkehrs-Forscher Andreas Knie geht, den Führerschein erst ab einem Alter von 26 Jahren erhalten. „Wenn die Unfälle durch Raserei nicht abnehmen, muss darüber gesprochen werden, ob Männer erst mit der Vollendung des 26. Lebensjahres einen Führerschein bekommen sollten“, sagt er gegenüber dem RBB. Der Grund: Immer wieder kommt es im Berliner Straßenverkehr zu Autorennen, an denen junge Männer beteiligt sind. Die meisten seien zwischen 20 und 26 Jahre alt, sagt Knie. „Da stecken alte archaische Strukturen dahinter und ein längst veralteter Männlichkeitswahn, der da seine Auslebung findet.“
Ein typisches Beispiel gab es erst am vergangenen Mittwoch: Ein junger Mann wurde erwischt, als er mit einer Geschwindigkeit von knapp 200 Stundenkilometern über die Berliner Stadtautobahn raste. Das könnte laut Berichten einer der Raser-Negativrekorde des Jahres sein. 192 Stundenkilometer hatte der Fahrer auf dem Tacho, obwohl nur 80 Kilometer pro Stunde erlaubt seien, teilte die Polizei mit. Er junge Mann war noch in der Probezeit, muss nun laut Polizei Berlin mindestens 1600 Euro Strafe zahlen. Außerdem müsse er seinen Führerschein für drei Monate abgeben und zu einer Medizinisch-Psychologische-Untersuchung (MPU) antreten.

Für Verkehrs-Forscher Knie ist das „viel zu wenig“, sagte er dem RBB. „Das reicht offensichtlich noch nicht. Der erste Impuls wäre, die Strafen deutlich zu erhöhen.“ Das zu schnelle Fahren werde leider als Kavaliersdelikt behandelt. Der Experte fordert ein Modell, bei dem es gesellschaftlich geächtet wird, wenn Raser aufs Gas drücken. „Zu schnell fahren zieht noch keine gesellschaftliche Ächtung nach sich. Die fehlt noch. Dann könnte sich etwas ändern.“