Israel-Kritiker haben schon wieder eine Berliner Universität besetzt. Die Berliner Polizei griff zwar durch und löste den Protest auf. Aber dann machte die Universitätsleitung ein Angebot, das es in sich hat.
Etwa 50 Personen hatten am Mittwochnachmittag das Institut für Sozialwissenschaften der Berliner Humboldt-Universität besetzt. Die Polizei Berlin sprach von einer regelrechten Blockade. Denn auf der Straße demonstrierten weitere rund 250 Leute, es gab auch eine Sitzblockade. Die Teilnehmer der Demo hielten Regenschirme und Palästinensertücher hoch. Die Stimmung auf der Straße kochte.
Israel-Kritiker dürfen bis Donnerstagabend im Gebäude bleiben
Dann der Auftritt von HU-Präsidentin Julia von Blumenthal (53). Sie besuchte mit einer Delegation das Gebäude der Sozialwissenschaftlichen Fakultät in der Georgenstraße in Berlin und sprach mit den Besetzern. Ziel war es, dass die Israel-Kritiker freiwillig das Gebäude verlassen und eine Räumung durch die Polizei vermieden wird.
„Wenn Gaza brennt, dann brennt Berlin.“
— Iman Sefati (@ISefati) May 22, 2024
Das wurde heute an der Wand der Humboldt-Universität in Berlin geschmiert. #b2205 pic.twitter.com/vn6HmNXGfR
Um 21.30 Uhr schließlich die Nachricht, die viele verwunderte: Präsidentin von Blumenthal gestattete den Besetzern, bis Donnerstag, 18 Uhr, in der Universität zu bleiben. Dann sollen die Verhandlungen fortgesetzt werden.

Über die Besetzer selbst ist nur wenig bekannt. Sie nennen sich „Student Coalition Berlin“ und werfen Israel in einer Mitteilung „Völkermord“ und „laufende Massenmorde“ vor. Es gehe um die „bedingungslose Solidarität mit dem palästinensischen Volk“. Ob die Besetzer das Gebäude am Donnerstagabend verlassen, ist unklar. Auch, ob die Polizei im anderen Fall hart durchgreift oder weiter verhandelt.
Am Donnerstagmorgen hieß es vonseiten der propalästinensischen Aktivisten, sie wollten die Räume der Berliner Humboldt-Universität so lange besetzen, bis ihre Forderungen erfüllt sind. Am Nachmittag, während einer geplanten Diskussionsveranstaltung, wolle man mit der Hochschulleitung über eine Verlängerung der Besetzung verhandeln, erklärte eine Sprecherin am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.
Pro-Palästina-Demos gibt es seit Wochen regelmäßig in Berlin. Auch an Berlins Universitäten ist die Stimmung derzeit aufgeladen. Zuletzt bekamen Israel-Kritiker unter den Studentinnen und Studenten auch vom Lehrpersonal moralische Unterstützung, was in der Berliner Politik für Verwunderung sorgte. ■