
Mitten auf dem Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg wurde ein 16‑Jähriger neulich am frühen Abend von Teenagern attackiert. Die Täter kamen mit einem gestohlenen Motorroller, versperrten ihm den Weg und riefen: „Warte mal, du Bastard!“ Sie hielten ihn fest, verlangten seine Klamotten. Er gab ihnen sein Bargeld und wurde ins Gesicht geschlagen. Einer der Angreifer drohte, ein Messer zu ziehen. Der Junge konnte fliehen. Seine Mutter schilderte den Vorfall im Nachbarschaftsportal nebenan.de; zwei Angreifer seien „arabischstämmige dunkelhaarige Jungs, einer vom Typ deutscher Herkunft“ gewesen.
Auch Kfz‑Diebstähle sind in dem Kiez mit hoher Promidichte ein Thema: Ein Anwohner teilte in dem Nachbarschaftsportal kürzlich mit, der Katalysator seines Autos sei abgesägt worden. Die Polizei habe von „Banden von Metalldieben“ gesprochen und mitgeteilt, dass derzeit „nahezu täglich Anzeigen eingehen“. Der Besitzer ruft seine Nachbarn zur Vorsicht auf: Sie sollen darauf achten, ob ihre Autos irgendwie markiert werden, am besten täglich, und häufiger umparken.
Es gibt hier immer wieder Teenager, die „auf Gewalt aus“ sind
Zahlen zur Einordnung: Auf dem Kriminalitätsatlas der Polizei ist die Bezirksregion Prenzlauer Berg Südwest – zu der der Kollwitzkiez gehört – nichts Besonderes. Gut 3000 Straftaten wurden dort im vergangenen Jahr registriert; relativ zur Einwohnerzahl ist das ein mittlerer Wert. Am Alexanderplatz lag er deutlich höher. Die Rate der Straftaten rund um Kollwitzplatz und Wasserturm steigt seit 2021 stetig an, aber nur leicht.

Mit der Entwicklung gehen die Anwohner unterschiedlich um: Panni L.-Sz. (44) ist beunruhigt. Sie hat den Eintrag zum Überfall auf nebenan.de gelesen. Er hat sie an eine nächtliche Begegnung mit Teenagern erinnert, die „auf Gewalt aus“ gewesen seien. Inzwischen haben sich im Kiez eine Dönerbude, eine Shisha‑Bar und mehrere Spätis etabliert. „Wenn ich sehe, was für Leute sich da hinsetzen, da habe ich schon ein bisschen Angst“, sagt sie. Außerdem ärgern sie die Bettler, von denen manche superteure Schuhe tragen würden. Viele wirkten organisiert und kämen auch in Restaurants. Beim Einkauf auf dem Wochenmarkt am Kollwitzplatz werde sie angebettelt.
Anwohnerin fordert mehr Polizei rund um den Kollwitzplatz
Und dann sind da noch die Einbrüche. Weil auf den Klingelschildern an dem Haus mit ihrer Mietwohnung wieder Zeichen erschienen sind, haben die Nachbarn eine Warngruppe gegründet; Panni L.-Sz. hat auch schon ein Kreuz von ihrem Schild entfernt. „Bisschen mehr Polizei wäre nicht schlecht“, fordert sie.
Fabian B. (27) sieht die Lage gelassener. Er arbeitet im Café Le Belfort und hat in letzter Zeit „gar nichts gehört“ von Straftaten. Zwischen Alarm und Ruhe schwankt die Verwaltungsangestellte Katrin Z. (59). Sie hat von Einbrüchen gehört, ihre eigene Wohnung aber seit 1992 gut gesichert. Der letzte konkrete Vorfall, an den sie sich erinnert, liegt rund neun Monate zurück, als Halbstarke einen älteren Mann beschimpften und „mit Dresche drohten“ – die Polizei kam, die Jugendlichen flüchteten.
Im Galerieladen Kunst‑a‑bunt wirkt die Welt noch sehr friedlich. Besitzer Michael Bühnemann (78) sagt, er habe „nichts Negatives gehört“. Es habe zwar vereinzelt Wohnungseinbrüche gegeben und sein Laden sei früher dreimal betroffen gewesen, doch das liege Jahre zurück; Sicherheitsmaßnahmen seien getroffen worden und das Geschäft laufe gut. Ein junger Mann, der anonym bleiben will, berichtet von einem Messerzwischenfall vor drei Jahren: Ein Freund sei bedroht worden und habe sein Geld herausgeben müssen. Die Anzeige blieb ohne Erfolg. „Typisch Polizei“, kommentiert der 19-Jährige.
