Mein Sohn wird volljährig. Aber auf dem Küchentisch steht kein Sekt, sondern da liegt ein Brief von der Familienkasse. Fettgedruckt: „Sofern für Ihr Kind kein Kindergeld weitergezahlt werden soll, brauchen Sie keine Mitteilung zu machen.“ Klingt herrlich — allerdings können wir uns das kaum leisten.
Der 18-Jährige wird erst mal nicht umziehen. Er isst weiter mit, duscht gern und oft, zapft Strom und Wlan. Er macht ein FSJ, damit haben wir Anspruch auf das Geld. Die Belege zu sammeln, hat etwas von Schnitzeljagd. Schließlich setze ich mich an den Antrag. Natürlich digital, Berlins Behörden gehen mit der Zeit.
Auf dem Laptop erscheinen nicht mal die Kästchen des Antrags. Warum, weiß der Geier
Ein QR‑Kästchen bringt mich auf eine Seite, die einen Identitätsnachweis verlangt. Perso angeben, „bitte bestätigen“. Funktion? Nur mit Ausweis‑PIN vom Bürgeramt. Also ohne elektronische Ausweisfunktion. Ich tippe alles auf dem Handy ein, fülle unzählige Formularfelder aus. Am Ende lässt sich das Ganze nicht abschicken. Der Antrag muss gedruckt werden.
Ein Drucker ist ans Handy nicht angeschlossen. Also schicke ich mir das Formular per Mail. Auf dem Laptop: leere Fläche statt Inhalt. Nicht mal die Kästchen. Datenschutz? Weiß der Geier. Ich rufe die Familienkasse an.
Die Wartemusik besteht aus ironischem Pop und nervigen Jingles. Endlich eine Stimme: freundlich, süddeutsch, mit echtem Mitgefühl. Ich schildere mein Scheitern. „Das ist ja blöd“, seufzt sie. Es klingt aufrichtig. „Eigentlich soll das die Sache einfacher machen.“ Leise ergänzt sie: „Tut mir leid.“ Ein recht persönliches Gespräch.
Die Dame hat auch einen Lösungsvorschlag: alles ausdrucken, per Hand ausfüllen, ab in die Post. Nun hat der Antrag noch ein paar Extrafelder, verlangt mehr Identifikationsnummern – der QR‑Code hätte Zeit gespart, jetzt bleiben Stift und Briefmarke.