Krise in der Medizin

Trumps Zoll-Hammer: Werden jetzt wieder die Medikamente knapp?

Zölle von 100 Prozent auf Arznei-Importe aus Europa? Das könnten auch deutsche Verbraucher zu spüren bekommen.

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US-Präsident Donald Trump will wieder den Zoll-Hammer schwingen. Werden jetzt bei uns die Medikamnete knapp?
US-Präsident Donald Trump will wieder den Zoll-Hammer schwingen. Werden jetzt bei uns die Medikamnete knapp?Eibner Europa/imago, Allison Robbert/AFP

Müssen wir uns in Berlin, in Deutschland, in ganz Europa wieder Sorgen machen, wo wir unsere Medikamente herbekommen? Schon in den letzten Jahren waren Husten- und Fiebersäfte für Kinder, Schmerzmittel und Antibiotika knapp. Sogar Kochsalzlösung gab es plötzlich nicht mehr. Derzeit fehlen rund 450 Präparate. Jetzt droht neuer Ärger – US-Präsident Donald Trump will einen 100-Prozent-Zoll auf Medikamente aus Europa durchdrücken.

Make America great again: Europäische Firmen, die keine Fabriken in seinem Land aufbauen, sollen jetzt blechen. Die deutsche Apothekervereinigung ABDA schlägt Alarm: Wenn europäische Firmen weniger Arzneimittel nach Amerika verkaufen, hätte das auch Auswirkungen auf die Menschen in Deutschland. Die Pharmakonzerne könnten sich gezwungen sehen, weniger zu produzieren oder mehr Geld für ihre Produkte zu verlangen, warnte ABDA-Präsident Thomas Preis.

Die USA importieren jährlich Arzneimittel im Wert von 15 bis 20 Milliarden Euro aus Deutschland, dazu kommen noch einmal einige Milliarden bei medizinischen Instrumenten. Strafzölle würden für viele europäische Hersteller das US-Geschäft ruinieren – mit Folgen für uns hierzulande.

Tim Büthe, Professor an der TU München, erklärt: „Die 15 Prozent, mit denen alle Importe aus Europa jetzt belegt werden, haben die Kosten bereits ganz erheblich erhöht.“ Die Aussicht, noch höhere Einfuhrzölle zahlen zu müssen, schüre Unsicherheit. Selbst wenn die Abgaben nicht steigen, könnten indirekte Effekte Europa treffen. Trump versucht, China aus dem amerikanischen Markt zu drängen. Büthe: „Chinesische Hersteller suchen dann dringend neue Märkte – eventuell mit staatlich subventionierten Preisen.“

Das könnte den Wettbewerb weltweit verzerren – auch in Deutschland. Schon heute gilt: Bei Generika lohnt sich die Produktion kaum. ABDA-Chef Preis sagt: „Wenn Hersteller für eine Packung mit einem Antibiotikum weniger bekommen, als eine Tasse Cappuccino kostet, lohnt sich die Produktion wirtschaftlich nicht mehr.“

Immer wieder werden manche Medikamente in Deutschland knapp.
Immer wieder werden manche Medikamente in Deutschland knapp.Jan Woitas/dpa

Die Pharmariesen reagieren bereits, verlagern ihre Produktion: Roche aus der Schweiz will 50 Milliarden Dollar binnen fünf Jahren in den USA investieren, Konkurrent Novartis 23 Milliarden. Von einem „ultimativen Weckruf“ ist die Rede. In Großbritannien sind Investitionen in die Produktion sogar schon eingebrochen.

Experten warnen vor Gegenzöllen

Gegenzölle? Experten warnen. Der Schaden wäre größer als der Nutzen. Schließlich importiert Deutschland selbst Medikamente aus den USA – 2023 für mehr als zwölf Milliarden Euro. Darunter hoch entwickelte Krebsmittel und Klassiker wie Ibuprofen oder Wirkstoffe für Asthma-Sprays. Auch die Innovationskraft der Amerikaner ist entscheidend. Ein Handelskrieg könnte die Entwicklung neuer Therapien ausbremsen.

Und was sagt die Politik? Bundesgesundheitsministerin Nina Warken: „Ich kann die Sorgen der Menschen verstehen. Aber ich kann beruhigen, die Versorgung mit Arzneimitteln ist gewährleistet.“ Pflichtvorräte sollen Engpässe verhindern. „Sofern erforderlich, können wir auch kurzfristig bei Engpässen mit geeigneten Maßnahmen reagieren.“

Dieser Text entstand mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz.