Sie starb vor Publikum

Artistin im Zirkus verunglückt: Warum war Marina (27) nicht gesichert?

Eine 27 Jahre alte Artistin stürzte in Bautzen vom Trapez ab und kam ums Leben. Ein Zirkus-Experte erklärt, warum sie ohne Sicherung arbeitete.

Author - Florian Thalmann
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Im Circus Paul Busch in Bautzen kam es am Samstag zu der schrecklichen Tragödie. Eine Artistin stürzte vom Trapez in den Tod.
Im Circus Paul Busch in Bautzen kam es am Samstag zu der schrecklichen Tragödie. Eine Artistin stürzte vom Trapez in den Tod.Sebastian Kahnert/dpa

Mehr als 80 Zuschauer genossen am Samstag in Bautzen in Sachsen eine Zirkusvorstellung, die sie niemals vergessen werden – denn sie wurden Zeugen einer schrecklichen Tragödie. Mitten in der Show kam eine Artistin bei ihrer waghalsigen Vorführung ums Leben. Die junge Akrobatin turnte am Trapez in der Kuppel des Zirkus, dann kam es zum folgenschweren Unglück. Nun rätseln alle: Was genau geschah in der Manege - und warum arbeitete die junge Artistin bei der Vorstellung im „Circus Paul Busch“ ohne Sicherung?

Tote Artistin aus dem Zirkus war gerade 27 Jahre alt

Der Tod der jungen Artistin ist ein Schock – nicht nur für die Mitarbeiter des Zirkus, sondern auch für die Zuschauerinnen und Zuschauer, die alles mitansehen mussten. Laut Berichten waren unter den mehr als 80 Zuschauern auch etliche Kinder. Sie sahen, wie die junge Artistin – laut Informationen von BILD handelt es sich um eine gerade 27 Jahre alte Akrobatin namens Marina  aus Spanien – abstürzte und ums Leben kam.

Einsatzkräfte der Polizei vor dem Zirkuszelt in Bautzen. Hier kam eine Trapez-Artistin bei ihrer waghalsigen Vorstellung ums Leben.
Einsatzkräfte der Polizei vor dem Zirkuszelt in Bautzen. Hier kam eine Trapez-Artistin bei ihrer waghalsigen Vorstellung ums Leben.Sebastian Kahnert/dpa

Die Tragödie im Zirkus ereignete sich während der Nachmittagsvorstellung

Die Tragödie ereignete sich gegen 17.45 Uhr. Die Nachmittagsvorstellung des Zirkus lief. Während der Show ließ sich die junge Frau an ihrem Trapez in die Höhe ziehen. Dann fiel sie aus bisher ungeklärten Gründen von ihrem Trapez. Etwa fünf Meter tief soll sie gestürzt sein, dann blieb sie auf dem Boden liegen. Es wird berichtet, dass Eltern ihren Kindern die Augen zuhielten, andere Gäste fluchtartig das Zirkuszelt verließen.

Ein Schild an der Kasse des Zirkus weist darauf hin, dass es hier im Moment keine weiteren Vorstellungen gibt.
Ein Schild an der Kasse des Zirkus weist darauf hin, dass es hier im Moment keine weiteren Vorstellungen gibt.Sebastian Kahnert/dpa

Bisher ist völlig unklar, wie es zu der Tragödie kommen konnte. Die Artistin benutzte wohl kein Sicherungsseil, das bestätigte auch ein Sprecher der Polizei. „Das muss sie auch nicht. Sie entscheidet selbst, ob sie sich absichert.“  Aber: Ist das wirklich so? „Bei einer Höhe von fünf Metern ist es eher ungewöhnlich, dass man mit einem Sicherungsseil arbeitet“, sagte ein Zirkus-Experte aus Berlin, der in ganz Deutschland schon Hunderte Shows mit Artisten begleitete, dem KURIER.

Ob und wie mit solchen Sicherungen umgegangen wird, hänge auch von der Art des Trapez ab. „Es gibt das sogenannte fliegende Trapez, bei dem die Artisten durch die Manege schwingen und zwischen mehreren Trapezen wechseln. Und es gibt das statische Trapez, das an einer festen Position hängt. Beim statischen Trapez wird eher auf die Absicherung verzichtet, weil der Artist eigentlich ständig Kontakt zu seinem Arbeitsgerät hat. Abgesichert wird dann, wenn man sich in großer Höhe befindet – oder das Trapez im Laufe der Darbietung wirklich verlässt.“

Stürz aus fünf Metern Höhe kommt vor – und ist meist nicht tödlich

Trotzdem könne es natürlich immer passieren, dass der Künstler oder die Künstlerin den Halt verliert und stürzt. Auch bei den Artistik-Shows, die der Berliner selbst betreute, kam es gelegentlich zu Unfällen, auch zu Abstürzen aus einer solchen Höhe. Denn Artisten haben einfach einen gefährlichen Job. „Es ist auch sehr schmerzhaft, aus einer Höhe von fünf Metern abzustürzen. Das schlimmste, was normalerweise aber passiert, ist ein gebrochener Arm oder ein gebrochenes Bein.“ Im Zirkus werden Stürze noch dazu durch die Sägespäne in der Manege abgefedert. „Deshalb würde ich das als tragischen Unfall bezeichnen“, so der Experte zum KURIER.

Der Zirkus in Bautzen blieb nach der Vorstellung geschlossen. Auf einem Schild am Kassenhäuschen wiesen die Betreiber darauf hin, dass die Vorstellungen aktuell ausfallen - „wegen Trauerfall“, heißt es. Ob und wann der Zirkus den Betrieb wieder aufnehmen kann und wird, ist aktuell unklar.