„Kiosk der Kostbarkeiten“ steht auf dem goldenen Automaten gleich vis-à-vis des Friedhofseingangs an der Konrad-Wolf-Straße in Hohenschönhausen. Doch statt Snickers und Coke und anderen süßen Kostbarkeiten befinden sich in dem bisher einzigartigen Automaten goldene Boxen. Fünf verschiedene Themen, die Trauernde bewegen könnten, sind darin liebevoll behandelt.
Gott im Spiel halten und in der Stadt sichtbar werden
Mit dem neuen Angebot wolle man Gott im Spiel halten, erklärt Initiatorin Carla Böhnstedt, sichtbar in der Stadt werden und neue Wege ausprobieren. Wo, wenn nicht auf einem Friedhof, sollten die Kirchen schließlich präsent sein und niedrigschwellige Angebote bereithalten?
Der Automat, der auf eine besondere Art und Weise Trost spendet, ist immer da und in erster Line eine Einladung. Ein Moment des Trostes, des Gesehenwerdens. „Wonach sehnt sich deine Seele?“, steht auf der Seite des Automaten. Die Antwort muss jeder Trauernde für sich finden.

Eine kleine Reise zu den eigenen Bedürfnissen
Wirft man zwei Euro in den Automaten ein, und wählt eine der fünf Boxen aus, beginnt eine kleine Reise zu den eigenen Bedürfnissen. Die Boxen tragen die Namen: Weggefährten, Lichtblick, Trostgold, Bauchgefühle und Sternstunden. Je nachdem, was gerade nötig ist, kann man auswählen. Der Inhalt der Boxen ist bunt gemischt und feinsinnig kuratiert.
Ein Jahr lang habe man immer wieder Experten aus der Trauerarbeit befragt, Ideen gesammelt, erzählt Carla Böhnstedt. Wie kann man Trost in einer Box verpacken? Welche Symbole funktionieren, was schenkt einen Moment des Trostes? Dass Trost aus dem Automaten funktionieren kann, zeigen die Ideen, die umgesetzt wurden:
Was schenkt in der Trauer Trost?
In der goldenen Box etwa finden die Trostsuchenden zunächst einen QR-Code. Dahinter verbirgt sich eine Musik-Playlist mit Songs, die in dunklen Momenten trösten, die Wut verbalisieren, Abschied begleiten. Außerdem befinden sich zwölf außergewöhnliche Trauerkarten in der Box. Abseits von den gängigen Klischees mit dunklen Trauerweiden und Sinnspruch holen diese Karten auch ein jüngeres Publikum ab. Dazu gibt es kleine goldene Magnete, damit die Karten, wenn man sie nicht verschicken will, auch Platz im Alltag finden.

Box mit dem Titel Bauchgefühle
Eine andere Box beinhaltet eine Kerze und Streichhölzer. Mit der Aufschrift „Hoffnungsfunken“ geben sie Trost und weisen ins Leben. In wieder einer anderen Box finden sich zwölf Umschläge für jeden Monat im Trauerjahr. Darin sind Anregungen, wie man mit Trauer umgehen kann, sie bearbeiten, zulassen und ihr Form geben kann, gesammelt. Ein beständiger Begleiter in einer schweren Zeit.
In der Box mit dem Titel Bauchgefühle wird die Wut thematisiert, die Trauernde manchmal über den Verlust eines lieben Menschen empfinden. Ein Wutball, aber auch Mut-Kugeln in Form von kleinen Samenkugeln, die man an besonderen Stellen einpflanzen kann, geben den Emotionen Ausdruck.

Trost-Automat stößt auf Interesse
Auch für Freunde von Trauernden sind die Boxen eine gute Idee, um ins Gespräch zu kommen oder mit einer kleinen Geste zu helfen, wenn Sprachlosigkeit herrscht. „Das Angebot gilt denen, die selbstbestimmt und anonym trauerten, aber nicht allein sein wollten“, so Initiatorin Carla Böhnstedt. Dass der Trost-Automat auf Interesse stößt, zeigt auch die Anfrage aus Krankenhäusern. Auch hier könne man sich ein angepasstes Angebot gut vorstellen, heißt es.
Die Einnahmen aus dem Automaten kommen der Trauerarbeit der Malteser zugute, die Trauergruppen und Beratung anbieten. Unterstützt wurde das Projekt von verschiedenen Förderern, wie etwa dem Bonifatiuswerk der katholischen Kirche.
Der Kiosk ist zu den Öffnungszeiten des katholischen St. Hedwig/St. Pius-Friedhof in Berlin-Hohenschönhausen zugänglich. Konrad-Wolf-Straße 30-32, 13055 Berlin ■