Aus dem Gericht

Transporter-Fahrer gegen Radfahrer - das geht heftig aus

Ein Radler machte Fotos von einem riskanten Manövers des Transporters. Was danach geschah wurde zu einem brisanten Fall für den Richter.

Author - Berliner KURIER
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Der Angeklagte Maznun Azak sitzt in einer blauen Jacke vor dem Richter.
Der Angeklagte Maznun Azak sitzt in einer blauen Jacke vor dem Richter.Pressefoto Wagner

Kurze Zündschnur: Ein Transporter-Fahrer ärgert sich über einen Radfahrer. Der liegt kurz darauf verletzt auf der Straße, und Autofahrer Maznun A. (53) steht nun vor Gericht. Der Lagerarbeiter war am 13. August 2024 mit einem Transporter in Kreuzberg unterwegs. Ein Wendemanöver dann auf der Köpenicker Straße – aus Sicht von Radfahrer Luke S. (44) war es riskant, behinderte mehrere Fahrradfahrer.

S. zückte sein Handy – „ich machte ein Foto“. Dann stieg er wieder aufs Rad. An einer roten Ampel eine Begegnung: „Der Fahrer öffnete das Fenster und schrie mich an. Ich war schockiert.“ Mit Tempo 20 bis 25 sei er weitergefahren. Der Transporter habe ihn dann überholt – „der Fahrer hielt, stieg aus und warf mich vom Fahrrad“.

Streit eskalierte auf offener Straße

Der Radler rutschte über die Straße: „Ich hatte Glück, dass es keinen Gegenverkehr gab“. Die Folgen erheblich: „Kopf aufgeschlagen, Schulter ausgekugelt, Arm gebrochen, Lunge geschädigt.“ Zehn Monate habe er nicht arbeiten können, so der Massagetherapeut. „Rad fahre ich nicht mehr.“

Der Angeklagte aber pocht auf Unschuld: „Ich wollte nur mit ihm reden und ihm sagen, dass er die Bilder löschen soll. Er kann mich doch nicht einfach auf der Straße fotografieren.“ An einer roten Ampel sei es der Radfahrer gewesen, der „komische Bewegungen gemacht, mit dem Handy gewedelt und gepöbelt“ habe.

Transporter-Fahrer A.: „An einer Bushaltestelle fuhr ich dann rechts ran. Er war 30 bis 40 Meter hinter mir, fuhr auf mich zu.“ Er will ihm Zeichen gegeben haben: „Mit der Hand – ich wolle mit ihm reden“.

Richter kontert die Darstellung des Angeklagten drastisch

Doch S. sei schneller geworden. Fahrer A.: „Ich ging auf ihn zu, wollte ihn am Rucksack halten. Da ist er runtergefallen.“ Der Richter kontert: „Vom Rad gestürzt. Wenn man bei der Geschwindigkeit reingreift, muss man mit massiven Verletzungen rechnen.“

Ein Augenzeuge (40): „Er hat ihn am Rucksack gepackt und zu Boden gerissen“. Der Radfahrer sei über den Lenker gestürzt. Der Autofahrer habe dann Zeugen wegschicken wollen: „Geht einfach weiter. Der Herr wird schon wieder aufstehen.“

Der Angeklagte wollte Freispruch. Das Gericht sah es anders. Schuldig des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und der gefährlichen Körperverletzung. Zwei Jahre Haft auf Bewährung und eine Führerscheinsperre von 18 Monaten ergingen. Zudem soll A. ein Schmerzensgeld von 2000 Euro zahlen. (KE)