Viele Berliner ächzen unter der Last der neuen Grundsteuern. Es gibt Fälle in der Hauptstadt, wo Eigentümer von kleinen Wochenendgrundstücken ab dem 15. Februar das 30-Fache und mehr zahlen müssen – trotz der Beteuerungen des Senats, dass die Einnahmen Berlins durch die Grundsteuer nicht steigen sollen. Vor allem viele Ost-Berliner, wo die geforderten Abschlagszahlungen oft besonders stark noch oben schießen, mögen das nicht glauben. Aber noch härter trifft die Neuberechnung der Grundsteuer manch Gewerbetreibenden. Wie etwa das Strandbad am Weißen See (KURIER berichtete), wo die Eintrittspreise steigen müssen, um die Mehrkosten aufzufangen. Die Linken im Bezirk werfen der zuständigen Senatsverwaltung jetzt eine fehlerhafte Klassifizierung vor.
„Das Strandbad Weißensee ist von einer massiven Erhöhung der Grundsteuer betroffen“, erklärt die Linksfraktion in der BVV Pankow. „Für das Jahr 2025 wurde diese von 770,31 € auf 36.946,93 € erhöht. Eine drastische Steigerung um über 4796 Prozent.“ Grund für die Linken: eine fehlerhafte Klassifizierung des Strandbads als Teil einer normalen Wohnzone, was zu einem besonders hohen neu berechneten Bodenrichtwert führt.
Strandbad am Weißen See: Ticketpreise steigen um 1,20 Euro
Problem bei der Berechnung: Die Bodenrichtwerte werden in Berlin nicht grundstücksscharf ausgewiesen, wie in anderen Städten durchaus üblich. Nein, bei uns werden von einem unabhängigen Gutachterausschuss sogenannte Bodenrichtwertzonen gebildet, wie die Linken erklären. Die Folge: „Das 7764-Quadratmeter-Gelände wird somit fatalerweise auf einen Millionenwert geschätzt.“ 7764 Quadratmeter in guter Lage, ein Bodenrichtwert von 3000 Euro pro Quadratmeter.
Die Linksfraktion ist der Ansicht, dass die Berechnung falsch ist und dringend neu berechnet werden muss, da es sich bei dem Gelände um ein Naherholungsgebiet, den Teil einer Parkanlage handelt. Passiert nicht, wird vielen Bürgern aus Weißensee der Sommer versaut werden. Denn das Plantschen in dem beliebten Badesee im Osten Berlin wird teurer werden, laut Pächter sind Ticketpreiserhöhungen unabwendbar.
Wie der KURIER berichtet hat, soll die Tageskarte im Strandbad am Weißen See ab dieser Saison 9,20 Euro statt bisher 8 Euro kosten. „Ich muss die Grundsteuer auf die Ticketpreise oben draufpacken. Das sind bei jedem Ticket mindestens 1,20 Euro mehr“, erklärte Pächter Stefan Reinhardt vor einigen Wochen.
„Für viele Menschen ist das Strandbad ein wichtiges Naherholungsgebiet in der Stadt und sollte auch Menschen mit kleinerem Geldbeutel zugänglich sein“, sagt Maximilian Schirmer, Fraktionsvorsitzender und sozialpolitischer Sprecher der Linksfraktion. Eine Kostensteigerung der bisher schon nicht billigen Tickets müsse daher unter allen Umständen vermieden werden, „damit sich am Ende nicht nur noch Wohlhabende den Eintritt leisten können“.
Grundsteuer: Linke fordern Neubewertung des Grundstücks
Die Linksfraktion fordert das Bezirksamt auf, das Strandbad Weißensee bei der Bewältigung der massiv erhöhten Grundsteuer zu unterstützen. Es gebe nur zwei Möglichkeiten: eine Neubewertung des Grundstücks oder die Übernahme der erhöhten Grundsteuerkosten durch das Land Berlin, um den weiteren Betrieb des Strandbads sicherzustellen und mögliche Preiserhöhungen sowie das Ausbleiben wichtiger Sanierungsmaßnahmen zu verhindern.
Denn der Betreiber verwirkliche den Auftrag des Landes, eine öffentliche Badeanstalt zu betreiben, teilt die Linksfraktion in einem Schreiben mit. Neben Personalkosten trage er die Kosten für anstehende Sanierungen und die Grundsteuer selbst. Hinzu komme, dass er aktuell monatlich eine fünfstellige Summe an die Berliner Bäderbetriebe zahlen müsse. ■