Prozess in Berlin

Tennis-Star Alexander Zverev: Verteidiger zerlegen Vorwürfe, „Alles frei erfunden“

Die frühere Freundin des Tennisprofis Alexander Zverev erhebt massive Vorwürfe wegen Gewalt gegen ihn – aber die Verteidigung hält alles für ausgedacht und bringt viele Argumente vor.

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Alexander Zverev ist beim Prozess nicht anwesend, er spielt in Paris bei den French Open. 
Alexander Zverev ist beim Prozess nicht anwesend, er spielt in Paris bei den French Open. Aurelien Morissard/AP/dpa

Im Prozess gegen den deutschen Tennisprofi Alexander Zverev wegen des Vorwurfs der Körperverletzung an seiner damaligen Freundin in Berlin hat sein Verteidiger die Anschuldigungen zurückgewiesen und als frei erfunden bezeichnet. Ihre Anzeige gegen ihn etwa eineinhalb Jahre nach dem angeblichen Vorfall in einem Berliner Airbnb im Mai 2020 stehe in engem Zusammenhang mit einem Streit um Sorgerecht und Unterhalt für die gemeinsame Tochter, sagte Verteidiger Alfred Dierlamm am Freitag im Amtsgericht Berlin-Tiergarten. Sie habe so ihre Forderungen durchsetzen wollen.

Nach angeblichem Würgeangriff fröhlich in Hamburg

Der Verteidiger sagte, Fotos, Videos und Zeugenaussagen aus den Tagen nach dem angeblichen Angriff Zverevs auf sie mit kurzzeitigem Würgen würden eindeutig belegen, dass keine Verletzungen sichtbar gewesen seien und das Paar sich bestens verstanden habe und gut gelaunt mit ihrer Mutter in Hamburg essen ging. „Es gab keinerlei Anzeichen von Disharmonie und Streit und keine Würgemale, und das zwei Tage nach dem angeblichen Vorfall.“

Brenda Patea vor dem Berliner Amtsgericht Tiergarten 
Brenda Patea vor dem Berliner Amtsgericht Tiergarten Odd Andersen/ AFP

Laut Anklage, die sich auf die Aussagen von Ex-Freundin Brenda Patea stützt, soll Zverev sie im Mai 2020 nachts im Flur ihrer gemieteten Airbnb-Wohnung in Berlin bei einem Streit an die Wand gedrückt und gewürgt haben. Sie habe anschließend unter Atemnot gelitten und heftige Schmerzen gehabt, sagte der Staatsanwalt. Schmerzen und Schluckbeschwerden hätten mehrere Tage angehalten. Ein sogenannter Strafbefehl war ohne Prozess gegen Zverev verhängt worden, wonach er eine Geldstrafe von 450 000 Euro (90 Tagessätze zu je 5000 Euro) wegen Körperverletzung zahlen sollte. Dagegen legte er Einspruch ein. Deshalb kommt es nun zum Prozess vor dem Amtsgericht.

Alexander Zverev bei den French Open

Zverev erschien selbst nicht vor Gericht. Er ist derzeit Teilnehmer bei den French Open in Paris, dem zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres, in dem er am Donnerstag sein zweites Spiel gewann. Die frühere Freundin Patea, die 2017 in der TV-Show „Germany’s Next Topmodel“ dabei war, tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Insgesamt sind bislang zehn Prozesstage angesetzt.

Die Vorsitzende Richterin Barbara Lüders und die Verfahrensbeteiligten stehen vor Beginn des Prozesses gegen den Tennis-Spieler Zverev wegen Körperverletzung vor dem Amtsgericht Tiergarten im Gerichtssaal. 
Die Vorsitzende Richterin Barbara Lüders und die Verfahrensbeteiligten stehen vor Beginn des Prozesses gegen den Tennis-Spieler Zverev wegen Körperverletzung vor dem Amtsgericht Tiergarten im Gerichtssaal. Bernd von Jutrczenka/dpa

Verteidiger: Patea wollte Ruhm in sozialen Netzwerken

Zverevs Verteidiger sagte, der damaligen Freundin sei es bei der Beziehung vor allem darum gegangen, ihre Followerzahl bei Instagram und TikTok zu erhöhen und ein Leben wie im Jetset mit teuren Restaurants, angesagten Partys und „Shoppen ohne Limit“ zu führen. Dabei habe sie in Veröffentlichungen im Internet über ihr Leben und Einkommen immer wieder gelogen.

Zverev habe ihr die hohen Ausgaben für Reisen, Hotels, Luxus-Einkäufe und die Wohnung in Berlin gezahlt. Man werde im Prozess seine Kreditkartenabrechnungen vortragen. Patea habe erst spät erkannt, dass ein Tennisprofi in Wirklichkeit ein anderes Leben als das von ihr angestrebte führe: mit harter Disziplin, viel Training, kontrollierter Ernährung und ohne Partys und Alkohol. ■