Die Berliner Politik stellt die Weichen für die Zukunft des ehemaligen Flughafens Tegel – und sorgt damit für neue Debatten in der Hauptstadt. Statt einer temporären Lösung soll Tegel langfristig zur zentralen Anlaufstelle für Geflüchtete in Berlin werden. Das dürfte noch für Zoff sorgen. Denn besonders die Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) möchte Geflüchtete lieber dezentral unterbringen, also möglichst in der ganzen Stadt verteilen.
Ein entsprechender Planentwurf für die zentrale Anlaufstelle liegt bereits beim Senat, heißt es in einem Tagesspiegel-Bericht dazu. Das Ziel ist: Die Notunterkunft soll zu einem festen Ankunfts- und Registrierzentrum für Asylsuchende umgebaut werden. Damit würde Tegel auch über das Jahr 2025 hinaus eine Schlüsselrolle in der Berliner Flüchtlingspolitik spielen – voraussichtlich bis mindestens 2030.
Offiziell beschlossen ist es noch nicht, aber bei der nächsten Sitzung der Senats-Taskforce zur Unterbringung Geflüchteter steht die Zukunft Tegels ganz oben auf der Agenda. Stimmen die Beteiligten zu, folgt ein formaler Beschluss.
Damit würde das Land Berlin auf die anstehende EU-Reform zum Asylsystem reagieren, die bis spätestens Sommer 2026 nationale Strukturen angleichen will. Einheitliche Verfahren, klare Standards und schnellere Identitätsprüfungen sollen dann europaweit gelten. Dafür braucht es zentrale Orte – und in Berlin ist Tegel dafür nun Favorit.
Tegel wird neues Herzstück der Berliner Flüchtlingspolitik
Was bisher in Reinickendorf auf dem Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik geschah, könnte in Zukunft nach Tegel verlagert werden. Denn das bisherige Berliner Ankunftszentrum ist baulich marode. Die Idee dahinter ist eigentlich gar nicht so unschlau: Während dort saniert wird, übernimmt Tegel dann die Erstregistrierung – inklusive medizinischer Untersuchungen und Identitätsabgleichen.
Zusätzlich soll eine Übergangsunterkunft für 2000 bis 2600 Menschen entstehen. Deutlich weniger als die bisherige Maximalbelegung, aber mit besserer Struktur.
Vom Krisenzentrum zum Dauerstandort – wie sich Tegel verändert
Nach Beginn des Ukrainekriegs 2022 entstand in Tegel ein Ankunfts- und Verteilzentrum für Geflüchtete. Schnell wuchs es zu einer der größten Unterkünfte Deutschlands an – mit bis zu 6600 Plätzen, darunter viele in Leichtbauhallen.

Die Bedingungen vor Ort standen allerdings immer wieder in der Kritik: Enge, fehlende Privatsphäre, schwierige Hygiene. Inzwischen hat sich die Lage etwas entspannt. Augenblicklich leben dort rund 3120 Geflüchtete, davon etwa 570 Asylsuchende und 2530 Ukrainerinnen und Ukrainer. Fast 3500 Plätze sind aktuell ungenutzt.
CDU will Abschiebegewahrsam in Tegel – SPD blockt ab
Ein weiteres Thema birgt ebenfalls politischen Zündstoff: die Idee, in Tegel zusätzlich ein Abschiebegewahrsam einzurichten. Die Berliner CDU drängt darauf, Tegel auch dafür zu nutzen. Doch die SPD stellt sich quer. Aus ihrer Sicht reichen die bestehenden Kapazitäten, vor allem in Lichtenrade, wo gerade eine Haftanstalt saniert wird. Auch für die Übergangsphase, so das Versprechen der Innenverwaltung, seien ausreichend Plätze vorhanden.
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