Der drohende Untergang der Galeria am Berliner Alexanderplatz: Der Paukenschlag über die Zukunftspläne des berühmten Einkauftempels und im Osten der Stadt, der erregt die Gemüter. Nun legte der Gebäudeeigentümer erste Entwürfe dem Berliner Senat vor, die zeigen, dass der Nachfolger des einstigen DDR-Centrum-Warenhauses zum Mini-Kaufhäuschen schrumpfen soll.
Ende 2025 muss das Gebäude und damit das Kaufhaus am Alex schließen. Grund ist ein zweijähriger Umbau. Und danach wird es in dem Haus nicht mehr so sein, wie es einmal war.
Dies machen die ersten Pläne deutlich, die der Gebäudeeigentümer Commerz Real (Tochter der Commerzbank) jetzt dem Senat vorgelegte und über die nun die B.Z. berichtet. Schon auf den Darstellungen wird deutlich: Für die Galeria wird in dem umgebauten Haus wenig Platz eingeplant.
Die Zukunft der Galreia am Alex: Nur ein Eckplatz ist vorgesehen
Laut der Ansicht wird das Kaufhaus offenbar nur einen Eckplatz im Erdgeschoss und in der ersten Etage des insgesamt fünf Stockwerke hohem Gebäude bekommen. Weitere Läden sind da ebenfalls geplant. Die Galeria wird also nur eines von vielen Geschäften an dem einstigen Centrum-Warenhaus-Standort sein, das einmal das größte in der DDR war.
Wer als Hauptmieter in das Haus ziehen soll, macht die Visualisierung recht deutlich. Auf der Fassade prangern gleich zweimal ganz groß die drei Buchstaben „ZLB“, die für die Zentral- und Landesbibliothek Berlin stehen. Weit darunter, in Höhe der ersten Etage, steht das „Galeria“-Logo im Eckbereich.

„Das Projekt am Alex soll zu einer lebendigen Mischung aus Arbeiten, Kultur und Shopping weiterentwickelt werden“, heißt es in einer Ankündigung des Immobilien-Eigentümers Commerz Real, aus der die B.Z. zitiert.
Die Weiterentwicklung des klassischen Warenhauses sei notwendig, „weil sich das Einkaufsverhalten in den letzten Jahren signifikant verändert hat und sich weiter verändern wird“. Der Flächenbedarf für den Einzelhandel werde weiter zurückgehen.
Dass der Gebäudeeigentümer Commerz Real in seinem Entwurf die größte Fläche für die Zentral- und Landesbibliothek reserviert, ist gewollt. Damit erhofft man sich wohl die Zustimmung des Senates für den Strukturwandel in dem bedeutendem Haus am Alex. Denn noch gibt es Widerstand.
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) hatte deutlich gemacht, dass das Land Berlin für den Kaufhaus-Standort am Alex kämpfen werde. Aber mit dem Angebot der Commerzbank-Tochter, die ZLB könne in das Gebäude einziehen, für die das Land Berlin ja einen neuen Standort sucht, könnte der Widerstand im Senat vielleicht gebrochen werden.
Galeria am Alex: Warum sie für die Berliner Landesbibliothek schrumpfen soll
Dabei wird der Umstand ausgenutzt, dass die Berliner Landesregierung nicht nur das einstige Galeries Lafayette an der Friedrichstraße (das französische Luxuskaufhaus schloss im Sommer für immer) für die ZLB haben will. Auch der Galeria-Standort am Alex wäre für den Senat eine Lösung. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass Kultursenator Joe Chialo (CDU) sich deshalb mit den neuen Eigentümern des Kaufhaus-Giganten zusammengesetzt hatte.
Für die Commerz Real wäre der Umzug der ZLB zum Alex die perfekte Lösung. Denn die Banken-Tochter muss mit der Immobilie wirtschaftlich auf Nummer sicher gehen, dass sie vom insolventen Galeria-Vorbesitzer Signa übernahm. Eine angeschlagene Kaufhaus-Marke als Hauptmieter wäre ein Risiko für den jetzigen Immobilieneigentümer.
Dann lieber auf die ZLB setzen. Die landeseigene Bibliothek würde zwar keine hohen Mieterträge bringen, wäre aber auf Dauer gesehen ein sicherer Mieter als eine Filiale eines Kaufhaus-Konzerns, von dem keiner weiß, wie es mit ihm nach dem Besitzerwechsel weiter geht. Daher also nun weniger Fläche für die Galeria am Alex, wenn der Umbau fertig ist.
Außerdem wäre die ZLB auch ein Standortmagnet für die Commerz Real. Die Landesbibliothek könne Firmen anlocken, die einmal in den 135 Meter hohen Hochhaus ziehen sollen, das gerade neben dem Kaufhaus entsteht und kommendes Jahr fertig sein soll.
Aller all das sind noch Gedankenspiele. Unklar ist nach wie vor, wohin die Galeria mit ihren über 350 Mitarbeitern ziehen soll, wenn das Gebäude umgebaut wird. Und ob so schnell ein Umzug der Landesbibliothek aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten des Landes Berlin umgesetzt wird, ist auch fraglich. ■