Tierischer Krimi

Schweinepest in Brandenburg hat jetzt den „Polizeiruf 110“ erwischt

Die Seuche beschäftigt deutsche und polnische Behörden seit drei Jahren. Millionen Euro wurden ausgegeben, es gab Konflikte – Stoff genug für einen „Polizeiruf 110“-Krimi. 

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Warnschild zur Afrikanischen Schweinepest: Die Seuche ist Thema in der neuen „Polizeiruf 110“-Folge.
Warnschild zur Afrikanischen Schweinepest: Die Seuche ist Thema in der neuen „Polizeiruf 110“-Folge.Robert Michael/dpa

Die Afrikanische Schweinepest wütet seit drei Jahren schon in Brandenburg und Polen: Nun hat der Erreger auch die legendäre TV-Krimireihe „Polizeiruf 110“ erwischt.

Der Kampf der Brandenburger gegen die tierische Seuche, die auch Hausschweine befallen kann: 2368 Fälle wurden bis heute im Land Brandenburg gemeldet. Und 133 Millionen Euro wurden als Schutzmaßnahmen ausgegeben. Dazu zählen etwa Schutzzäune, die sogenannte Fallwildsuche oder Jagdprämien. Konfliktfrei lief das alles nicht ab. So manche andere Schweinereien geschahen nebenbei, um die es am 24. März im neuen „Polizeiruf 110“-Fall geht, den das Erste um 20.15 Uhr zeigen wird.

Zunächst geht es in der RBB-Produktion mit einem denkbar unsympathischen Kerl los: Der junge Anwalt Konstantin Richtmann sitzt hinten im Wagen, nachdem sein Kollege erschossen am Oder-Ufer gefunden wurde. Am Steuer: Kriminalhauptkommissarin Alexandra Luschke. „Na, keine Angst?“, fragt Richtmann mit arrogantem, selbstherrlichem Ton. „Alleine mit ’nem Tatverdächtigen im Auto.“

Schweinepest in Brandenburg: Genug Stoff für einen „Polizeiruf 110“-Krimi

„Polizeiruf 110“: An der Oder wird Leon Herne (Kai Dannowski), der Teil einer Jagdgesellschaft war, mit einer Schussverletzung tot aufgefunden. Die beiden Kommissare Alexandra Luschke (Gisa Flake) und Karl Rogov (Frank Leo Schröder) ermitteln.
„Polizeiruf 110“: An der Oder wird Leon Herne (Kai Dannowski), der Teil einer Jagdgesellschaft war, mit einer Schussverletzung tot aufgefunden. Die beiden Kommissare Alexandra Luschke (Gisa Flake) und Karl Rogov (Frank Leo Schröder) ermitteln.Christoph Assmann/RBB

Doch Luschke (Gisa Flake) ist alles andere als ängstlich – sondern entschlossen, den Mordfall mit ihrem Kollegen Karl Rogov (Frank Leo Schröder) zu lösen. Vincent Ross kann aufgrund einer Fortbildung dieses Mal nicht dabei sein. Als klar wird, dass die Juristen einen Ausflug als Jagdtouristen in Polen gemacht haben, fragt Luschke: „Kann es sein, dass sich hier übers Wochenende einfach ein paar Berliner Anwälte vergnügt haben?“

Doch Richtmann ist noch immer stark alkoholisiert, dürfte zur Tatzeit 2,7 Promille intus gehabt haben. Und vom Dritten im Bunde fehlt jede Spur. Was sich da in der Nacht im Wald abgespielt hat, bleibt erst einmal unklar. Gesichert scheint nur, dass das auf polnischer Seite angeschossene Opfer noch durch die Oder schwamm, um sich ans deutsche Ufer zu retten.

Die neue „Polizeiruf 110“-Folge, die sich um die deutsch-polnische Ermittlergruppe mit Dienststelle in Swiecko dreht, heißt „Schweine“. Der Titel ist absolut zweideutig zu verstehen.

Da sind zum einen die konkurrierenden Juristen aus der Kanzlei von Richtmann senior, der mit seinem Sohn wenig zimperlich umgeht. Credo: „Einen Vater muss man sich verdienen.“ Kein Wunder, dass der Junior da auf den rechtlichen Beistand des Alten verzichtet und sich lieber selbst vertritt. Dabei weiß er, dass er tiefer im Dreck steckt als zunächst geahnt.

Er hat beim „Polizeiruf 110“ das Schwein im Visier:  Dr. Albrecht Richtmann (Bernhard Schütz, Mitte) fordert die beiden Topanwälte seiner Kanzlei, seinen Sohn Konstantin Richtmann (Nicolas Handwerker, l.) und dessen Freund Daniel Pillokat (Marius Ahrendt), zur Jagd heraus.
Er hat beim „Polizeiruf 110“ das Schwein im Visier: Dr. Albrecht Richtmann (Bernhard Schütz, Mitte) fordert die beiden Topanwälte seiner Kanzlei, seinen Sohn Konstantin Richtmann (Nicolas Handwerker, l.) und dessen Freund Daniel Pillokat (Marius Ahrendt), zur Jagd heraus.Christoph Assmann/RBB

Polizeiruf 110: Schweinepest rüttelt am deutsch-polnischen Verhältnis

Und da sind zum anderen die echten, die tierischen Schweine – samt der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Zwischen der Jagdtruppe und einem kleinen Hof in der Nähe gibt es einen Zusammenhang. Dort mussten Tausend Tiere wegen der Virusseuche gekeult werden. Nun hat die Bäuerin auf Bio umgestellt, was allerdings mehr schlecht als recht läuft.

Produzent Frank Schmuck und Autor Tomasz E. Rudzik war das Thema ASP von Anfang an ein Anliegen, wie sie im Pressedossier sagen. „Seit dem EU-Beitritt Polens pulsiert der kleine Grenzverkehr. Nach jahrzehntelanger Trennung kommt man sich wieder näher. Brücken wurden gebaut, man feiert gemeinsam Feste, und alte Ressentiments werden langsam überwunden“, sagt Schmuck. „Dann kommt die Afrikanische Schweinepest.“

Das Misstrauen gegenüber Fremden wachse, alte Ressentiments tauchten wieder auf, gegenseitige Schuldzuweisungen belasteten das Verhältnis mit den Polen, fasst Schmuck zusammen. „Auf deutscher Seite wird schnell ein 450 Kilometer langer Zaun installiert.“ Sogar das Fernsehteam wurde im Herbst 2023 von dem Thema eingeholt: „Wir mussten kurzfristig alle Arbeiten mit lebenden Schweinen nach Deutschland verlegen, da vor Beginn unserer Dreharbeiten in unmittelbarer Nähe ein Fall von Schweinepest aufgetreten war.“

Luschke und Rogov ermitteln zum ersten Mal gemeinsam. Ein wenig im Kontrast zu den Existenznöten der Landwirte und den Mordermittlungen der Polizei zeigt der Film immer wieder malerische bis mystische Szenen aus dem Oder-Gebiet und dem frostigen Wald. Die teils langen Einstellungen entschleunigen beim Zuschauen.

Das riesige Ermittlungsgebiet, der fehlende Tatort, die mangelhafte Spurenlage lassen Rogov nur skeptisch in die Ermittlungen starten. Luschke ist da zupackender: „Wir zwei machen das jetzt!“

In ihrem ersten gemeinsamen Fall müssen die beiden dann herausfinden, wie sie am besten zusammenarbeiten. Das Publikum kann gut beobachten, wie sie sich da herantasten. Und wird am Ende Zeuge, wie Luschke zu ihrem Kollegen sagt: „Ich lad’ Sie jetzt mal auf was Anständiges ein. Ich kann Ihre Salamibrote nicht mehr ertragen.“ ■