Schulplatz in Berlin

Schulplatz-Lotterie – das müssen Sie zum Wechsel in die 7. Klasse wissen

In Berlin beginnt bald der Anmeldezeitraum für den Übergang von der Grundschule in die Oberschule. Viele Eltern treibt das Gezerre um NC und übernachgefragte Schulen in den Wahnsinn. Besonders in Pankow wird es eng.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Die meisten Eltern wollen einen Schulplatz in der Nähe, kein stundenlanges Fahren durch die Stadt. 
Die meisten Eltern wollen einen Schulplatz in der Nähe, kein stundenlanges Fahren durch die Stadt. Fabian Sommer/dpa

Gespräche mit Eltern von Sechstklässlern drehen sich in diesem Tagen nur um ein Thema. Wo melde ich mein Kind an, an welcher Schule hat es Chancen, wie war der NC für den Zugang im letzten Jahr? Wie blank die Nerven besonders in Pankow liegen, zeigen die Online-Kommentare während einer Infoveranstaltung des Schulstadtrats am Dienstag.

Der Anmeldezeitraum für den Übergang in die 7. Klassen startet am 20. Februar und währt eine Woche. Höchste Zeit also, sich ein paar strategische Gedenken zu machen. 

In Pankow sind die Schulplätze grundsätzlich besonders rar. Regelmäßig müssen Pankower Schüler in andere Bezirke verteilt werden, weil es in Pankow schlicht nicht genügend Schulplätze für alle gibt. „Skandalös“, finden das die Eltern, die Fahrtwege von bis zu einer Stunde, pro Weg, nicht hinnehmen wollen. „Lächerlich“, schreiben andere. Zuletzt mussten Pankower Schüler in Reinickendorf und in Charlottenburg untergebracht werden, erklärt Jörn Pasternack der zuständige Stadtrat. Dem Grundübel, zu wenige Schulplätze, begegnet man mit Milliarden-Investitionen in den Schulbau. Doch die Früchte in Form neuer Schulen lassen sich in diesem Jahr noch nicht ernten.

Alles Lamentieren hilft also nicht, besser ist es klug auszuwählen und zu entscheiden, welche Schulen als Erst-Zweit- und Drittwunsch bei der Anmeldung angegeben werden.

Übernachgefragte Schulen in Pankow

In den meisten Schulen gilt bei Übernachfrage, wenn also mehr Schüler sich anmelden, als es Plätze gibt, dass 60 Prozent der Schüler nach der Durchschnittsnote auf der Förderprognose aufgenommen werden, 30 Prozent per Losverfahren und 10 Prozent der Plätze für Härtefälle vergeben werden. Geschwisterkinder werden bevorzugt in allen drei Kontingenten aufgenommen. 

Wer also keinen besonders guten Notendurchschnitt hat, landet im Lostopf, dort ist der Durchschnitt dann egal: Was viele aber nicht wissen: das Losverfahren wird bei übernachgefragten Schulen gleichzeitig durchgeführt. Man ist also nur bei der Erstwunschschule im Lostopf, nicht aber bei der Zweit- oder Drittwunschschule, erklärt Schulberaterin Ruby Mattig-Krone gegenüber dem Tagesspiegel. 

Bei übernachgefragten Schulen werden meist alle Plätze mit Erstwunsch-Schülern belegt. Bei der Wahl der Zweit- und Drittwunschschule sollte man also darauf achten, dass man Schulen wählt, die nicht übernachgefragt sind, um überhaupt einen Einfluss auf den Schulplatz in der Nähe zu haben. 

Für Pankow ist die Auswahl dann schon sehr übersichtlich: So sind im vergangenen Jahr nur zwei Pankower Gymnasien nicht übernachgefragt gewesen. Das Robert-Havemann-Gymnasium weit draußen in Karow und das Gymnasium am Europasportpark, das als Berlins marodeste Schule Schlagzeilen machte und demnächst wegen der Sanierung in einen Ausweichstandort in Wilhelmsruh zieht. Bei den Integrierten Sekundarschulen (ISS) waren die Gustave-Eiffel-Schule und die Hufelandschule nicht schon mit Erstwünschen voll. 

Beliebtes Gymnasium nimmt nur Kinder mit Durchschnitt von 1,0

Bei den Gymnasien und mittlerweile auch bei den ISS werden sehr gute Schüler bevorzugt aufgenommen. Die Durchschnittsnote erweist sich Problem:  An besonders beliebten Gymnasien wie dem Carl-von-Ossietzky-Gymnasium etwa wurden in den letzten Jahren nur Kinder mit einem Schnitt von 1,0 sicher aufgenommen.

Im Primo-Levi-Gymnasium brauchte man einen Durchschnitt von 1,2. Das Heinrich-Schliemann-Gymnasium nahm Kinder mit einem Schnitt von 1,4 sicher auf, ebenso das Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasium und das Max-Delbrück-Gymnasium, so die statistischen Angaben des Schulamts. Es lohnt sich vorher bei der Schule der Wahl nachzufragen, mit welcher Note der Zugang im letzten Jahr gelang. 

Wie sich diese Zugangszahlen in diesem Jahr entwickeln, lässt sich natürlich nicht vorhersagen. Eltern informieren sich oft akribisch über die Zahlen aus dem letzten Jahr und wählen dann azyklisch ein anderes Gymnasium aus. 

An den Pankower Gymnasien sind für das Schuljahr 2024/25 1248  Plätze vorhanden. An den ISS ebenso. Doch 3219 Pankower Schüler in der sechsten Klasse müssen versorgt werden, dabei sind allerdings auch die vielen privaten Schulen im Bezirk gefragt. 

Selbst an ISS eine 1 vor dem Komma

Mittlerweile schlägt auch bei den Integrierten Sekundarschulen der Notendruck zu, auch hier kann man schließlich das Abitur nach 13 Jahren Schulzeit in kleineren Klassen ablegen. Das führt dazu, dass sich Kinder mit einer Empfehlung für das Gymnasium auch hier bewerben, was wiederum den Schnitt hebt.

An der beliebten Heinz-Brandt-Schule etwa musste man schon einen Durchschnitt von 1,5 haben, um nicht im Lostopf zu landen. In der Kurt-Tucholsky-Schule einen Schnitt von 1,8. An der Konrad-Duden-Schule genügte eine 2,4 ebenso an der Reinhold-Burger-Schule. Mit einem Schnitt von 2,7 war Schülern ein Platz an der Janusz-Korczak-Schule sicher. 

Schüler mit einer 2 vor dem Komma haben also deutlich weniger Auswahlmöglichkeiten. Auch das empfinden Eltern in dem Chat als ungerecht. Wenn selbst an Integrierten Sekundarschulen, für die schließlich Haupt- und Realschulen abgeschafft wurden, nur noch Überflieger eine Chance haben, krankt das System.

Übergang in die Oberschule soll neu geregelt werden

Im Schuljahr 2025/26 soll es Neuregelungen zum Zugang in die Oberstufen geben, die derzeit noch verhandelt werden. So stehen etwa das Probejahr an Gymnasien und das Losverfahren zur Debatte. 

Für dieses Jahr gilt aber der Expertenrat: Als Erstwunsch die Herzenswunschschule angeben, dabei realistisch auch auf den NC der vergangenen Jahre schauen. Bei den Zweit- und Drittwunschschulen empfiehlt Ruby Mattig-Krone, eine nicht übernachgefragte Schule in der Nähe zu wählen. Bei der Verteilung der Zweit- und Drittwünsche haben Kinder aus dem eigenen Bezirk Vorrang. Dennoch werden auch in diesem Vergabeverfahren Schüler einen weiten Schulweg auf sich nehmen müssen, werden sie eine Schule in einem anderen Bezirk zugewiesen bekommen. Dann hilft nur noch der Rechtsweg. 

Nach der Anmeldung bei der Erstwunschschule heißt es für Eltern und Kinder ab Ende Februar geduldig sein. Erst am 11. Juni 2024 gehen die Briefe mit den Schulzuweisungen in die Post.  ■